Rees-Haldern. Kreativ Land Transfer: Haldern Pop wird Mentor für ländliche Kulturprojekte in Sachsen und Rheinland-Pfalz. Es geht um einen Erfahrungsaustausch.

Was hat Haldern Pop mit dem Kulturzentrum Kinett 6K in Kusel, Rheinland-Pfalz, und der Kunst Werk Stadt in Ebersbach-Neugersdorf, Sachsen, zu tun? Bisher nichts, aber das ändert sich. Im Rahmen der Initiative Kreativ Land Transfer, bei dem Haldern Pop 2020 aus 72 Nominierten als eines von sechs Vorbildprojekten bundesweit ausgezeichnet wurde, sind nun die Tandemprojekte ausgewählt worden.

Die Idee der Initiative ist es, die praktische Erfahrung der Kulturschaffenden auf dem Lande anderen vielversprechenden Projekten zur Verfügung zu stellen. Haldern Pop, das 1984 auch mal klein angefangen hat, soll also Kinett 6K und Kunst Werk Stadt als Mentor mit Tipps für die Zukunft in den nächsten anderthalb Jahren zur Seite stehen.

Haldern Pop teilt Erfahrungen

Im nächsten Schritt werden sich Vertreter der Mentor- und Tandemprojekte zusammensetzen, so Haldern Pop-Chef Stefan Reichmann: „Sie werden uns wahrscheinlich erklären, wo sie Probleme haben. Wir werden ihnen von den Fehlern, die wir schon gemacht haben, berichten können. Oder darüber, was wir richtig gemacht haben.“ Die Kulturschaffenden aus Kusel und Ebersbach-Neugersdorf hatten sich konkret für Haldern Pop als Mentor beworben.

Haldern Pop gibt’s nicht ohne Dorf. Die Festivalmacher pflegen die Beziehungen im Dorf. Das ist wichtig, damit so eine Großveranstaltung im Dorf gelingt. Und zwar mit Lust und Freude.
Haldern Pop gibt’s nicht ohne Dorf. Die Festivalmacher pflegen die Beziehungen im Dorf. Das ist wichtig, damit so eine Großveranstaltung im Dorf gelingt. Und zwar mit Lust und Freude. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Reichmann bereitet das Programm viel Freude: „Wir mussten selbst erstmal überlegen. Es wurde uns klar, dass wir in 38 Jahren schon einiges an Erkenntnissen gewonnen haben.“ Dafür gab es in der Pandemie natürlich auch viel Zeit.

Die Schnittmengen im Dorf finden

Man hat sich unter anderem verdeutlicht, dass nicht überall jedes Konzept funktioniere: „Es geht darum, die interessanten Fähigkeiten des Ortes zu finden. Es muss von Freude durchdrungen sein.“ Für Haldern Pop sei es darum gegangen, als Festival zu wachsen, aber sich immer wieder zurück ins Dorf zu orientieren: „Keiner ist wichtiger als der andere“, unterstreicht er ein wichtiges Selbstverständnis. Findet man die Schnittmengen im Dorf, dann halte man auch mehr Streit aus.

2002 war das Festival erstmals ausverkauft. Aber man ist bei 7000 Besuchern geblieben, hat der Versuchung des Geldes widerstanden. Dass dies nachhaltiger war, wird erst heute richtig klar. Viele auf Kommerz ausgerichtete Festivals haben die Segel gestrichen.

>> Digitale Wissensplattform ist für Kulturschaffende hilfreich

Die Jury hat zwölf Tandemprojekte aus 56 Projekten in elf Bundesländern ausgesucht. Je zwei Tandem- wurden den Vorbildprojekten zugeordnet. „Die Bewerbungen haben gezeigt: Viele Kreative sehen ihre Zukunft auf dem Land. Größere Gestaltungsmöglichkeiten, der Wunsch nachhaltig zu leben und vor allem die Digitalisierung sind Treiber dieser Entwicklung. Die nun ausgezeichneten Projekte stehen noch am Anfang, haben die Jury aber durch ihre Potenziale überzeugt“, erklärt Stephanie Hock, Juryvorsitzende, MFG-Baden-Württemberg

Bereits in der ersten Phase hat Haldern Pop für die Internetseite www.kreativlandtransfer.de ausführliche Informationen aufbereitet. Dabei geht’s nicht nur um die Historie des Festival, vielmehr wurden wichtige Erfahrungen in ein Transferkonzept gegossen. Ideal für Nachahmer. Eine digitale Wissensplattform ist entstanden, die Kulturschaffenden beim Aufbau und bei der Weiterentwicklung ihrer Projekte helfen kann.

Im Prozess wurde Haldern Pop dabei durch Kreativ Land Transfer und den Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen fachlich und organisatorisch unterstützt.