Elten. Frank Jöris tritt als Vorsitzender der SPD Elten zurück und tritt aus der Partei aus. Eine Corona-Infektion im Herbst machte ihn nachdenklich.

Dieses Ende der Ortsvereins-Zoom-Sitzung der SPD Elten hatte wohl keiner der digital anwesenden Genossen erwartet. Frank Jöris, der Vorsitzende des Ortsvereins (OV), hatte ganz normal durch die Sitzung geführt, um dann am Ende zu verkünden, dass er nicht nur seinen Vorsitz niederlegen würde, sondern auch aus der Partei austreten werde. „Das kam für uns alle überraschend. Mehrere Leute hatten noch versucht auf ihn einzureden, aber er hatte es sich schon reiflich überlegt und ließ sich nicht mehr davon abbringen“, berichtet Harald Peschel, OV-Geschäftsführer.

„Ich hatte danach noch ein persönliches Gespräch mit ihm. Ich bedauere seine Entscheidung unheimlich“, sagt Peschel: „Er hat sehr viel Zeit in die politische Arbeit gesetzt und ist sehr akribisch. Das ist selten.“ Mit einem Gerücht räumt Peschel auf: „Es gab keinen Streit. Das ist erfunden.“ Sicherlich sei man nicht immer einer Meinung gewesen im Vorstand, aber inhaltliche Diskussionen seien üblich für politische Parteien.

Nicht mit Herz und Seele ein SPDler

Harald Peschel ist eigentlich Geschäftsführer der SPD Elten, nun wird er kommissarisch den Ortsverein leiten.
Harald Peschel ist eigentlich Geschäftsführer der SPD Elten, nun wird er kommissarisch den Ortsverein leiten. © SPD

Auch Frank Jöris betont: „Wir haben sehr gut zusammen gearbeitet. Es gab nie Streit.“ Er habe sich immer als reiner Kommunalpolitiker gesehen und da stünde ihm die SPD in Elten am nächsten. „In der großen Politik bin ich nicht mit Herz und Seele SPDler, da ist mit die SPD zu lasch.“ Deshalb sei der Parteiaustritt nur konsequent.

Vor allem war es aber eine gesundheitliche Entscheidung kürzer zu treten: „Ich hatte 2004 den ersten Herzinfarkt, danach vier weitere. Und drei Hirninfarkte. Gott sei dank bin ich da gut durchgekommen. Im September lag ich mit dem Coronavirus drei Wochen im Krankenhaus und musste um mein Leben kämpfen. Da bin ich nachdenklich geworden.“

Corona-Erkrankung machte Jöris nachdenklich

Auch Corona hat Jöris überstanden, möchte nun aber „noch was vom Leben haben“. Der Eltener ist keiner, der mit diesem Thema hausieren geht, hat deswegen keine Pressemitteilung geschickt, aber es hatte sich herumgesprochen.

Die Entscheidung von Frank Jöris sei „nachvollziehbar“, findet Peschel: „Bis heute vermisst er den Neuanfang in der SPD.“

Bewusst Harald Peschel in Verantwortung genommen

Den Vorsitz übernimmt nun kommissarisch Peschel. Das hatte Jöris noch abschließend bestimmt, ohne es mit Peschel abzustimmen. „Da war ich auch etwas überrascht“, so Peschel. Aber Jöris hatte im OV alles geregelt, damit dieser gut da stehe, so der Niederländer: „Der Ortsverein ist in guten Händen. Vielleicht habe ich ein wenig den Stempel darauf gesetzt, wer mein Nachfolger wird. Wir brauchen jetzt jüngere Leute“, hofft Jöris auf den SPD-Nachwuchs.

Bis zur turnusmäßigen Mitgliederversammlung Anfang 2022 wird sich Peschel mindestens der Aufgabe stellen. Spontan könne er sich auch vorstellen, dann für eine Wahl zum Vorsitzenden zur Verfügung zu stehen, aber das werde die Zeit zeigen, wer noch zur Wahl stehen wird.

Viele Personalwechsel in jüngerer Vergangenheit

Es ist in jüngerer Vergangenheit nicht das erste Mal, dass die SPD in Elten unerwartet vor einen Umbruch steht. Im Mai 2019 war die Vorsitzende Marietta Wehren plötzlich verstorben. Jöris und Peschel übernahmen kommissarisch die Leitung, der Niederländer wurde im September durch eine Wahl offiziell ins Amt gehoben. Im April 2020 wandte sich Fabian Wehren – zu dem Zeitpunkt noch Ratsmitglied – von der SPD ab und wechselte zu den Grünen.

Frank Jöris wird logischerweise auch für die Fraktionsarbeit nicht mehr zur Verfügung stehen, seine Posten in Ausschüssen gibt er alle ab. Der Entschluss steht: „Die Situation ist, wie sie ist“, so ein seufzender Peschel. Immerhin: „Mit dem 2. Vorsitzenden Ludger Gerritschen habe ich eine kompetente Person an meiner Seite.“

Frank Jöris wird das Helfen aber nicht ganz sein lassen. Er steht einzelnen Leuten zur Seite, die etwa Hilfe bei Anträgen brauchen. Es wird weniger politisch, aber immer noch engagiert.

Sein Engagement für die Bürgerinitiative Rettet den Eltenberg sowie in der Seniorenvertretung möchte Jöris übrigens weiter verfolgen.