Emmerich. 30.000 Bilder des Cleveland Museum of Art wurden in die Gemeinfreiheit entlassen. Eine Ansicht von Emmerich von Jan van Goyen gehört dazu.

Jan van Goyen war ein weit gereister Zeitgenosse. Das lässt sich eindrucksvoll an den Bildern des niederländischen Malers sehen. Detailgetreu hat der von 1596 bis 1656 lebende Landschaftsmaler viele Ansichten von Städten im Gebiet des heutigen Niederrheins respektive der Niederlande gefertigt.

Datiert auf das Jahr 1645

Ein Portrait von Jan van Goyen. 
Ein Portrait von Jan van Goyen.  © Rijksmuseum Amsterdam  | Jan van Goyen

Mit Sicherheit war er allerdings nie in Cleveland. Was schon deswegen unmöglich ist, da die Stadt am Ohio erst 140 Jahre nach seinem Tod gegründet wurde. Doch im Cleveland Museum of Art ist unter anderem ein stilbildendes Werk von Jan van Goyen zu sehen. Es handelt sich um eine Ansicht von Emmerich. Datiert ist das Bild auf das Jahr 1645.

Auf Holz gemaltes Ölbild

Das auf Holz gemalte Ölbild ist ungerahmt 64,5 x 96,7 Zentimeter im Original groß. Ob es sich um eine Auftragsarbeit eines reichen Emmericher Kaufmanns handelt, ist reine Spekulation. In van Goyens Vita lässt sich nicht klären, wieso er von Emmerich – ein weiteres Bild zeigt den Rhein mit im Hintergrund den Eltenberg – genau dieses Bild malte.

Im Besitz des Duke of Westminster

Die dem Cleveland Museum of Art vorliegende Provenienz des Gemäldes reicht zurück bis ins Jahr 1820. Robert, Earl Grosvenor, später wurde er Marquess of Westminster, gehörte damals das Bild. Danach reiht sich der Duke of Westminster als Besitzer ein, der es 1959 bei Sothebys in London versteigern lässt.

Bilder in die Gemeinfreiheit entlassen

Vor zwei Jahren hat sich das Cleveland Museum of Art zu einem historischen Schritt entschieden: 30.000 qualitativ hochwertige und kostenlose digitale Bilder aus der Sammlung des Museums wurden in die so genannte Gemeinfreiheit entlassen. Die Creative Commons Lizenz (CC0) erlaubt es, die Bilder ohne jegliche Einschränkungen zu verwenden. Sprich: Jeder Emmericher, der möchte, kann sich die alte Stadtansicht im Internet herunterladen, ausdrucken oder plottern lassen und dann in den eigenen vier Wänden aufhängen. Aber auch im öffentlichen Raum kann es ohne Restriktionen verwendet werden.

Da unter anderem auch eine hochauflösende Tif-Datei in einer Größe von fast 70 MB heruntergeladen werden kann, kann die Größe des Drucks das Original deutlich überragen.

Details lassen sich erkennen

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Am Computerbildschirm lassen sich einige Details erkennen. So hat Jan van Goyen sein Werk signiert. Auf dem Rumpf der Fähre im Vordergrund lässt sich „VGoyen 1645“ erkennen. Auf der Fähre haben zwölf Personen, vier Pferde und zwei Pferdeanhänger Platz gefunden, um ans andere Rheinufer zu gelangen.

Christuskirche ist noch nicht gebaut

Überhaupt sind unterschiedliche Schiffe und (Segel-)Boote auf dem Rhein zu erkennen. Die Silhouette der Stadt wird von der Martini- und Aldegundiskirche geprägt. Aber auch die vielen anderen Türmchen und Häuser, die das Stadtbild im 17. Jahrhundert geprägt haben, sind sehr genau dargestellt. Was noch fehlt: die Christuskirche. Mit dem Bau des evangelischen Gotteshauses wird erst rund 50 Jahre später begonnen.

Es ist bekannt, dass Jan van Goyen häufig Zeichenreise entlang des Rheins unternommen hat. „Neben der Malerei und dem Verkauf seiner Bilder war Jan van Goyen unter anderem auch als Kunstschätzer und -händler, Immobilienhändler, Grundstücks- und Tulpenspekulant aktiv, jedoch blieb ihm bei alledem der wirtschaftliche Erfolg versagt“, heißt es in seiner Biographie auf Wikipedia.

Hohe Preise auf Auktionen

Als der Künstler 1656 in Den Haag stirbt, hinterlässt er seinen Erben sage und schreibe 18.000 Gulden Schulen. Eine irre Summe für die damalige Zeit. Wer heute einen echten Jan van Goyen besitzen möchte, muss auch besonders tief in die Tasche greifen. Auf einer Aktion im Jahr 2014 in Köln erzielte sein Ölbild „Am Strand von Scheveningen“ einen Preis von 767.000 Euro.

>>> Hauptvertreter der tonalen Landschaftsmalerei

Der in Leiden geborene Künstler erhielt den Taufnamen Jan Josephszoon van Goyen. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der tonalen Landschaftsmalerei, die sich in den späten zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts entwickelte.

Jan van Goyen fertigte zahlreiche Skizzen an, die ihm als Vorlagen für seine Gemälde dienten, viele der unter seinem Namen überlieferten Radierungen sind in ihrer Echtheit allerdings umstritten. Charakteristisch für sein Werk war die Wahl eines Hauptfarbtons, den er durch das Spiel mit Licht und Schatten in zahlreiche Graduierungen auffächerte, um so die Häuser, Schiffe, Wolken und Menschen seiner Heimat darzustellen.