Vrasselt. Vrasselter Schützen haben das Haus Slütter verkauft. Nach den Sommerferien könnte die Auflösung der 1654 gegründeten Bruderschaft anstehen.
Traurige Nachrichten aus dem Südstaat Vrasselt: Die St. Antonius Schützenbruderschaft hat die von ihr 2016 erworben Traditions-Gaststätte Haus Slütter verkauft. Und sieht bereits jetzt der nächsten Misere ins Auge: Vermutlich nach den Sommerferien könnte die Auflösung der 1654 gegründeten Bruderschaft anstehen.
„Das tut ziemlich weh“, beschreibt Kassierer Hans Jürgen Lindeboom die momentane Situation. „Unbeschreiblich“ ist sie für den stellvertretenden Brudermeister Jürgen Schill. Die Gaststätte hätte sich über das Gewerbe rentiert, allein es fehlten die helfenden Hände. „Corona hat uns dann den letzten Stoß gegeben. Da wurde es finanziell eng“, so Lindeboom.
Mitglieder stimmten selbst für den Abriss
Also habe man diverse Konzepte entwickelt und diese den Mitgliedern vorgestellt: Komplettverkauf, Teilerhalt des Gebäudes ohne Saal oder die bisher praktizierte Komplettübernahme der Gaststätte. Bei einer Befragung im März diesen Jahres hätten 199 Mitglieder - von damals 269 - überwiegend für den Abriss abgestimmt, 38 votierten für den Teilerhalt und 42 für die komplette Übernahme, so Lindeboom.
Also wurden mit möglichen Käufern Verhandlungen aufgenommen. Der Zuschlag ging an die Emmericher Konzeptbau GmbH, deren Geschäftsführer Franz-Josef Hovestädt ist. Er hat auch die „Pinte“ an der Seufzerallee abreißen lassen und baut dort in zwei Häusern 16 Eigentumswohnungen. Am Dorfplatz in Vrasselt sollen nun drei Häuser mit insgesamt 24 Eigentumswohnungen entstehen. „Die Bebauung erfolgt zweieinhalbgeschossig und wird dem Charakter des Platzes entsprechen“, so der Bauherr, der schon weitgehende Pläne verfolgt.
Käufer kommt den Schützen entgegen
Obwohl der Kaufvertrag schon unterschrieben ist, will Hovestädt den Schützen Zeit lassen: „Es ist ein Entgegenkommen, dass nicht von Null auf Hundert das Schützenleben abgebrochen wird. Frühestens im Oktober 2022 erfolgt der Abriss.“ Somit könnten die Schützen im nächsten Jahr - wenn Corona es ermöglicht - ihr Schützenfest am gewohnten Ort ausrichten und hätten ausreichend Zeit, sich nach Alternativen für ein Zeltgrundstück für nachfolgende Schützenfeste umzusehen.
„Schön, dass uns diese Option angeboten wurde“, sagte Heinz Jürgen Lindeboom bei einem Pressegespräch letzten Samstag. Doch vielleicht hat sich die Zeltplatz-Suche bald erledigt. Denn eine für den vergangenen Freitag anberaumte Mitgliederversammlung, auf der die Posten für einen Brudermeister, die Stellvertreter von Kassierer und Schriftführer, zwei Beisitzer und einen Jungschützenmeister besetzt werden sollten, wurde abgebrochen. „Wir haben darauf gedrängt, dass sich Leute zur Verfügung stellen, aber es ist nichts daraus geworden“, so Schill.
Mitglieder wollen keine Verantwortung übernehmen
Von den 72 Anwesenden zeigte sich niemand bereit, Verantwortung zu übernehmen. „Alle sind stillschweigend abgedackelt“, so Jürgen Schill. Und Hans Jürgen Lindeboom, König 2015, ergänzt: „Die letzten Monate haben leider gezeigt, dass ein Miteinander nicht mehr wirklich da ist.“ Sollten sich in den nächsten Wochen keine weiteren Mitglieder für die Vorstandsarbeit finden, sehen Schill und Lindeboom die Auflösung des Vereins als unumgänglich an.