Emmerich. Politik befasst sich am 1. Juni erneut mit der 2. Jugendeinrichtung für Emmerich. Corona verschärft den Bedarf. Konzept lebt von Partizipation.

Schon seit vier Jahren ist die Stadt Emmerich damit beschäftigt, eine zweite Jugendeinrichtung für 14- bis 21-Jährige zu realisieren. Genau dies haben sich die Jugendlichen gewünscht. Die Politik hat mehrfach, etwa in der Veranstaltung „Jugend trifft Politik“ versprochen, dies auch zu realisieren. Am Dienstag, 1. Juni, 17 Uhr, tagt der Jugendhilfeausschuss in der Aula der Gesamtschule und wird dann vielleicht dem Rat empfehlen, grünes Licht zu geben. Es ist auch eigentlich fünf vor zwölf...

Im Februar hatte die Politik das Thema nochmal zurückgestellt und die Mittel im Haushalt mit einem Sperrvermerk versehen. Vor allem die CDU wollte erstmal ein Konzept sehen. Als im März dann hätte beschlossen werden sollen, wurde das Projekt wegen des drohenden Verlustes der Greensill-Millionen auf Eis gelegt. Das Thema wurde von der Tagesordnung genommen.

Ehemaliges Terrasana könnte gemietet werden

Im März wurde den Fraktionsspitzen aber das Konzept schon mal vorgestellt, wie Bürgermeister Peter Hinze auf NRZ-Nachfrage erklärt: „Das Konzept lebt vom Mitmachen der Jugendlichen, von Partizipation. Wir geben Impulse, aber sie müssen es ausgestalten.“ Und wo? Nachdem mal die alte Gaststätte Alte Rheinfähre ins Auge gefasst wurde, wurden weitere Optionen geprüft: „Es war schwierig“, so Hinze. Manch ein Vermieter sorgte sich, es könnte zu laut sein. Mit dem ehemaligen Terrasana, das man nun mieten könnte, meint der Bürgermeister, habe man einen idealen Standort gefunden: „Es liegt zentral und in Nähe des Rheinparks, wo Aktivitäten stattfinden können.“

Stimmt die Politik zu, dann würde eine Eröffnung zum 1. Oktober angepeilt, erklärt Stephanie Geßmann: „Es braucht etwas Vorlauf.“ Stellenausschreibungen stehen aus, eine Renovierung des Lokals an der Straße Hinter dem Schinken wäre nötig. Etwa 150.000 Euro als erste Investition seien einzuplanen; 35.000 Euro für die Einrichtung, 50.000 bis 60.000 Euro für die Sanierung, dazu Personalkosten.

Fördermittel und Zuschuss der Rudolf W. Stahr-Stiftung

Da im Haushalt 2020 Mittel für ein halbes Jahr Betrieb eingeplant waren, würde der Betrag geringer ausfallen, als ursprünglich vorgesehen, erinnert Andrea Kamps, Jugendpflegerin bei der Stadt. Zu den laufenden Betriebskosten gibt’s zudem einen Zuschuss vom Land. Und die Rudolf W. Stahr-Stiftung hat einen Förderbetrag in Aussicht gestellt. „Man muss bei den Finanzen konsolidieren, ja, aber bei der Jugend zu sparen ist sparen am falschen Ende“, unterstreicht Hinze.

Das Konzept sei auch den hiesigen Jugendverbänden im März vorgestellt worden; da habe es positive Rückmeldungen gegeben, so Kamps. Außerdem sei im Herbst 2020 nochmal die Jugend abgefragt worden: „Über die Hälfte der Jugendlichen hat nach wie vor den Wunsch nach einer zweiten Jugendeinrichtung.“

Die älteren Jugendlichen brauchen jetzt ein Angebot

Die Politik ist noch etwas zwiegespalten. Hinze hofft, dass es nun ein Einsehen gibt und fragt: „Können wir uns als Kommune mit 32.000 Einwohner leisten, keine Einrichtung für ältere Jugendliche anzubieten?“ Sei es besser, wenn Jugendliche sich für drei, vier Stunden bei McDonald’s hinsetzen, weil es dort WLAN gebe? „Corona verschärft die Lage noch. Die Jugendlichen bleiben auf der Strecke“, sieht Hinze auch Eile geboten. Ein niederschwelliges Angebot unter Gleichaltrigen sei jetzt wichtig. Man müsse auch an jene denken, die zuhause keine guten Rahmenbedingungen vorfinden. Häufig seien sie es, die als Erwachsene auch auf der Strecke blieben.