Emmerich. Die Nabu-Naturschutzstation Niederrhein startet das Projekt „Insektenfreude – mit regionalen Wildpflanzen“. Jeder kann einen Beitrag leisten.

Ein farbenfroher, naturnah gepflegter Garten im Sommer: Dank der üppigen Pflanzenvielfalt krabbelt, summt und brummt es. Die Insekten locken zudem verschiedene Vogelarten an. Wer hier lebt oder zu Besuch kommt, beobachtet interessiert das rege Treiben und erfreut sich an wunderschönen Blüten und dem Plus an Natur direkt am Haus.

So ähnlich lässt sich das Optimum aus der Sicht von Ortrun Heine und Katja Plumbaum von der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein beschreiben. Sie rufen mit dem Projekt „Insektenfreude – mit regionalen Wildpflanzen“ dazu auf, die jeweils gebietsheimischen Blühpflanzen aus nachhaltiger Produktion in die Gärten zu holen. „Manche Menschen erinnern sich noch an bunte Wiesen und Ackerränder vollblühender Vielfalt. Doch mit zunehmender Industrialisierung der Landwirtschaft und einem rasanten urbanen Flächenverbrauch wird den Insekten ihr wertvoller Lebensraum genommen“, erklärt Landschaftsökologin Plumbaum. „Eine Umkehr ist wünschenswert. Der Siedlungsraum muss dabei keineswegs eine Wüstenei für Insekten oder Natur überhaupt sein.“

Gegen das Insektensterben

„Und da kommen unsere Gärten und Balkone ins Spiel, ebenso betriebliche und kommunale Flächen“, sagt Diplom-Biologin Heine. „Hier verbirgt sich ein großes Potenzial an Flächen, in die diese bezaubernden Wildpflanzen Einzug halten können. Und nur diese regionalen Pflanzen erfüllen die unterschiedlichen und vielfältigen Ansprüche einer Vielzahl unserer heimischen Insekten optimal.“ Zwar seien sie in ihrem Erscheinungsbild nicht so spektakulär wie gezüchtete oder exotische Kulturpflanzen – „aber ihre Bedeutung für die heimische Artenvielfalt ist dafür umso größer, denn unsere Wildpflanzen sind gleichzeitig Lebensraum, Nahrung, Nistmöglichkeit und Überwinterungsplatz für diverse Insekten, deren Raupen und Larven“, sagt Heine.

Insekten sind die wichtigsten Pflanzenbestäuber, sie regulieren die Anzahl der Schädlinge, sorgen für die Reinhaltung der Gewässer und sie führen tote Biomasse in den Mineralstoffkreislauf zurück. Darüber hinaus dienen sie anderen Lebewesen, wie Amphibien, Reptilien, Fischen, Vögeln und Säugetieren als Nahrung. „Wenn wir das Insektensterben nicht aufhalten, hat das langfristig verheerende Konsequenzen für uns alle“, erläutern die Naturschützerinnen. „Also tun wir etwas – einfach, gezielt, sofort.“ Das Projekt wird bis 2026 vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert. Stadt und Kreis Kleve sowie die Stadt Emmerich sind Kofinanzierer.

Jede Pflanze zählt

Mit jedem kleinen Schritt geht es in die richtige Richtung. Wer zum Beispiel nicht auf einen Naturgarten umsteigen will, bereichert den Garten durch einzelne regionale Wildpflanzen – frei nach dem Motto: Jede Pflanze zählt. Geeignet sind unter anderem Wiesen-Flockenblumen, Heide-Nelken, Margeriten, Wilde Malven oder Rote Lichtnelken. Für die Produktion regionaler Wildpflanzen suchen Heine und Plumbaum weitere Gärtnereien. „Sie sollen sich gern bei uns melden“, betonen die Naturschützerinnen. Außerdem sind alle Menschen angesprochen, die betriebliche, öffentliche oder private Flächen besitzen und die das Projekt unterstützen wollen. Erste, vom Gartenbaubetrieb Paul Cox in Geldern-Lüllingen produzierte Pflanzen werden voraussichtlich ab April in Gartenmärkten erhältlich sein.

Eine Liste der Märkte, die insektenfreundliche Blühpflanzen anbieten, ist im Internet unter www.nabu-naturschutzstation.de zu finden. Der große Verkaufsstart erfolgt 2022. Für weitere Informationen ist Katja Plumbaum unter 02821/71398814 und Ortrun Heine unter 02821/71398820 zu erreichen.