Kreis Kleve. Ab April beginnt für die großen Vögel die Brutzeit. 2020 war trotz des Dürre-Sommers ein Erfolg. 83 Küken wurden flügge

Da sind sie wieder. Die Weißstörche kehren nach und nach aus ihren Winterquartieren zurück an den Niederrhein. Die ersten wurden schon in Till gesichtet, wo sie ihr Nest in Augenschein nahmen. Bis April sollten sie alle ihren Rückflug aus dem westlichen oder östlichen Afrika oder von der Iberischen Halbinsel beendet haben, denn dann beginnt die Brutzeit.

Die alten Nester werden gerne benutzt

„Die Störche kundschaften aber schon jetzt ihre Nester aus“, weiß Steffi Heese von der NABU-Naturschutzstation Niederrhein in Kleve. Da die Vögel meist das gleiche Nest wie im Vorjahr benutzten, blieben auch die Storchenpaare meist zusammen.

Störche haben ordentlich Hunger. In Bedburg-Hau sind sie bereits emsig auf Futtersuche.  
Störche haben ordentlich Hunger. In Bedburg-Hau sind sie bereits emsig auf Futtersuche.   © NRZ | Johannes Kruck

Heese freut sich über die alljährlichen Rückkehrer, die als sogenannte Charaktervögel bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts das alltägliche Bild in der niederrheinischen Kulturlandschaft mitprägten. Damals gab es zwischen 40 und 50 brütende Paare. Eingriffe in die Landschaft wie die Entwässerung, aber auch die zunehmende Zahl an Strom- und Überlandleitungen sorgten dafür, dass der Storch in den 1940er Jahren so gut wie verschwunden war. Es dauerte fast 50 Jahre, bis die Vögel mit den langen roten Beinen zurückkehrten. Großen Anteil daran hatte das Engagement des Dorfes Zyfflich und des „Storchenvaters“ Hans-Gerd Kersten. Die Zyfflicher kümmerten sich um die Errichtung von Nisthilfen, 1996 brütete dort das erste Storchenpaar erfolgreich.

Die Nisthilfen unterstützen die Population

Pläuschchen am Abend? Zwei Störche in ihrem Nest in Till.
Pläuschchen am Abend? Zwei Störche in ihrem Nest in Till. © Johannes Kruck | Julian Kruck

Deutschlandweit, so Steffi Heese, gebe es seit Ende der 1990er Jahre über 9000 Brutpaare. „Der Tiefpunkt war 1988 mit nur 3000 Paaren erreicht worden“, sagt die Naturschutzreferentin. Seit der Bereitstellung von Nisthilfen sei ein stetiger, leichter Anstieg zu verzeichnen, berichtet sie. 2020 habe es im Kreis Kleve 36 Brutpaare gegeben. „Bei 34 Bruterfolgen wurden im vergangenen Jahr 83 Küken flügge.“

Das sei ein schöner Erfolg, findet die studierte Biologin. Überall seien in den vergangenen Jahren Nistplätze für die Störche errichtet worden. So können die Tiere unter anderem in Till, an verschiedenen Orten in der Düffel, in Emmerich und Rees oder eben in Zyfflich oder dem niederländischen Ooijpolder brüten und ihre Jungen aufziehen. „Viele Dörfer kümmern sich in Eigenregie um geeignete Nistplätze, wir beraten sie aber gern beim Standort und Bau“, so Heese.

Das gelte auch für interessierte Firmen. Denn die Vögel hätten einen großen Platzbedarf. „Zwei Kilometer bis zum nächsten Storchenpaar sollten es schon sein“, rät Steffi Heese.

Störchen bevorzugen feuchtes Grünland

Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus Kleve und Umland%7besc#225921483}[teaser]Der Knackpunkt für die erfolgreiche Wiederansiedlung aber sei ein geeigneter Lebensraum – Störche bevorzugen Feuchtgrünland, Flussauen und reich strukturierte Landschaften. Dabei ist der Storch ein „Nahrungsopportunist“, weiß Heese. So seien die Vögel auch mit den Dürre-Sommern der letzten beiden Jahre gut zurecht gekommen. „Dann fressen sie eben auch Mäuse.“

Der Bestand des Weißstorchs hat sich am unteren Niederrhein stabilisiert, „sein Anblick und seine Anwesenheit gehören wieder zum normalen Bild dazu“, stellt die Naturschützerin fest.

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