Rees. Reeser Fahrradhändler warten sehnsüchtig aufs Ende des Lockdowns. Zur Zeit gibt’s nur in den Werkstätten viel zu tun. Läden sind noch geschlossen.

Vor dem Geschäft an der Straße vor dem Delltor in Rees hat sich eine lange Schlange gebildet. Schicke E-Bikes haben die Kunden alle, die hier mit entsprechendem Abstand und Maske stehen. Ihre modernen Drahtesel wollen sie in der Werkstatt von Zweiräder Arentsen reparieren oder warten lassen. „Die Werkstatt hat wirklich viel zu tun“, sagt Bernd Arentsen. Dafür läuft’s mit dem Verkauf (noch) nicht. Denn wegen der Pandemie darf immer noch niemand in den Laden.

Und das nun schon seit gut vier Monaten, rechnet der Inhaber kurz hoch. Dabei ist das Interesse an Fahrrädern gerade auch in Corona-Zeiten ziemlich groß. „Die Leute informieren sich natürlich im Internet, welche Fahrradmodelle es so gibt. Aber sie wollen eben eine fachliche Beratung vor Ort und die von ihnen ausgesuchten Räder dann auch mal anfassen“, weiß der 56-Jährige.

Lieferzeiten von vier bis acht Wochen

Der dafür natürlich Verständnis hat. Wobei er bei sich im Ladenlokal und im Lager zahlreiche Modelle, eben auch E-Bikes, anbieten kann. „Zum Beispiel vom deutschen Premium-Hersteller Riese & Müller. Das sind sehr gute Räder“, betont er. Wer sein Bike aber mit zusätzlichen Wünschen haben möchte und es bestellen würde, muss vier bis acht Wochen auf die Lieferung warten.

Wobei: Auch wenn die Kunden heute zu gut 80 Prozent nur noch E-Bikes haben wollen, kann Bernd Arentsen klassische Fahrräder ebenso anbieten. Und hoffentlich absehbar sein Ladenlokal wieder für Jedermann öffnen.

Das Telefon steht nicht still

Das wünscht sich auch Ellen Kemkes. Sie führt seit den 1960er Jahren das gleichnamige Fahrradgeschäft am Grüttweg 45. Auch nach dem Tod ihres Mannes vor einigen Jahren steht die 82-Jährige noch hinter dem Ladentisch, der wie das ganze Interieur noch aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts stammt. „Aber natürlich verkaufen wir hier moderne Fahrräder“, lacht die temperamentvolle ältere Dame.

Wer bei ihr ein Rad erwerben will, muss zuvor an der Ladentüre schellen und wird dann zur rückwärtigen Werkstatt geschickt. „Wobei wir im Moment wenige Räder verkaufen“, sagt sie. Dafür hat Sohn Hans-Paul, der Zweiradmechaniker ist, gut zu tun. Über mangelndes Kundeninteresse, auch an neuen Rädern, könne sie sich jedenfalls nicht beklagen, sagt Ellen Kemkes. „Das Telefon steht nicht still.“

Helme verkauft Ellen Kemkes derzeit lieber nicht

Sie glaube schon, dass das Geschäft mit ihren Markenprodukten, etwa Batavus, Gazelle und BBF, wieder schnell anläuft, sobald der Lockdown vorbei sei. „Wir haben ja auch jetzt viele gute Räder, natürlich auch E-Bikes, im Geschäft stehen“, sagt die putzmuntere Geschäftsfrau, die eigentlich schon in Rente ist. Aber Helme, betont sie schnell noch, verkaufe sie im Moment nicht. „Das ist mir einfach zu heikel, wenn ich den Helm auf dem Kopf des Kunden anpassen muss. Da kommt man sich einfach zu nah in diesen schwierigen Zeiten“, meint sie.

Und ans Aufhören denkt die Seniorin, die ihre Kunden „gerne und gut berät“, absolut noch nicht, Corona hin oder her. „Da würde mir ja der Lebensmut verloren gehen“, lacht sie mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Sie werde sich einfach nicht klein kriegen lassen...