Rees. Zu Beginn der Corona-Krise hat sich August Gissing große Sorgen um seinen Fahrradladen gemacht. Doch dann wurde er von vielen Kunden überrascht.

Ein Fahrrad reiht sich ans nächste, bis zur Kasse stehen die Fietsen dicht gedrängt. Das kann sich jedoch schnell wieder ändern, weiß der Halderner Ladenbesitzer August Gissing: „Vor anderthalb Wochen war es hier noch deutlich leerer.“ Denn im Corona-Jahr ist die Nachfrage nach Zweirädern so groß, dass die Hersteller kaum mit der Produktion nachkommen. Lange Lieferzeiten und zeitweise leer gefegte Fachgeschäfte sind die Folge.

Diese Entwicklung der vergangenen Monate hat Gissing selbst überrascht, denn gerade zu Beginn der Pandemie im März sah für ihn alles noch ganz anders aus. Sechs Wochen lang musste er das Geschäft schließen, nur Reparaturen durften er und sein Angestellter in der angrenzenden Werkstatt weiterhin durchführen. Zum Glück, wie Gissing selbst sagt: „So ist einem beim Grübeln zumindest nicht die Decke auf den Kopf gefallen.“

Produktion teilweise eingestellt

Als Gissing sein Geschäft wieder öffnen durfte, natürlich nur unter strengen Hygieneschutzmaßnahmen, blieb aber eine große Sorge: „Ich dachte, dass die meisten lieber ihr Geld festhalten, weil sie nicht wissen, was noch kommen wird.“ Immerhin ist so ein E-Bike oder auch ein gutes Fahrrad nicht gerade billig. Doch schon in der ersten Woche „explodierte“ das Geschäft, erzählt er. Immer mehr Kunden kamen zu ihm, dabei zeigte sich jedoch schnell ein weiteres Problem.

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„Der Lockdown war weltweit“, betont Gissing. Gerade Italien hat schwer unter Corona gelitten, Firmen mussten zeitweise ihre Produktion stoppen. Auch die italienische Firma Selle Royal war betroffen, konnte über einen längeren Zeitraum keine Sättel herstellen. Und ohne Sattel fährt es sich nun mal nicht besonders gut auf einem Fahrrad. Andere Teile fehlen ebenfalls, so dass Kunden teils Monate auf ihre neuen Räder warten müssen.

Lange Lieferzeiten für Fahrräder

Doch auch hier wurde Gissing überrascht: „Die Leute kaufen trotzdem.“ Viele wissen bereits, dass es überall Lieferengpässe gibt und bestellen zumindest im Laden schon mal ihr Wunschrad. In dieser Woche ist endlich wieder eine neue Lieferung in Haldern angekommen, die meisten Räder sind bereits reserviert. „Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, die Schildchen dran zu machen.“ Es sind stressige Zeiten im Fahrradladen.

Denn nicht nur die Verkaufszahlen sind eklatant angestiegen, auch die Reparaturen sind immer mehr geworden. „Das geht miteinander einher“, weiß Gissing. Wer mehr fährt, hat auch mit einem höheren Verschleiß zu tun. Vor allem Reifen oder Bremsen müssen er und sein Angestellter tagtäglich reparieren. Und dann sind da noch die nicht ganz so einfachen und manchmal etwas „zickigen“ E-Bikes, wie der Experte sagt.

Viel Stress im Corona-Jahr

„Fahrräder repariert man in der Werkstatt, E-Bikes im Büro“, sagt Gissing. Die Elektronik muss ausgelesen, der Fehler am Computer gefunden werden. „Das hört sich einfacher an, als es ist.“ Spaß hat er aber noch immer an seiner Arbeit, die er gefühlt „seit schon immer“ macht. Nur etwas weniger Stress in diesem Corona-Jahr, das wäre schon ganz schön.

>>> Tipps vom Experten

Damit das Fahrrad möglichst lange durchhält, gibt Gissing noch einen kleinen Tipp: „Fahrradputzen macht keinen Spaß. Aber wenn einmal Herzblut ins Rad geflossen ist, gehe ich auch nicht so wild damit um.“ Außerdem fällt beim Putzen schneller auf, wenn mal eine Speiche gebrochen oder das Reifenprofil abgefahren ist.

Wer sich lieber ein Fahrrad ausleihen möchte, wird bei Gissing ebenfalls fündig. Den immer beliebter werdenden Radtourismus bekommt er gerade im Corona-Jahr zu spüren, besonders E-Bikes sind gefragt wie nie. Mit einem Blick in seinen Kalender stellt er aber fest, dass er in den Herbstferien noch welche verleihen kann.

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