Rees. In der Corona-Pandemie ist es ruhig geworden um Fridays For Future. Dabei schreitet der Klimawandel weiter voran, betont Jule Schwartz.

Jule Schwartz macht sich Sorgen. "Durch Corona sind andere Themen in den Hintergrund getreten", sagt sie. "Dabei ist gerade jetzt der Klimaschutz wichtig, denn es sieht nicht gut aus für die Erde." Die 20-Jährige hat sich schon immer für die Natur interessiert, absolvierte deshalb auch nach ihrem Abitur ein freiwilliges ökologisches Jahr und stellte sich im September 2019 erstmals mit einem Plakat auf den Marktplatz in Rees. Die Gründungsstunde der Reeser Ortsgruppe Fridays For Future.

50 Leute nahmen damals an der ersten Demo in den Ferien teil, deutlich weniger Teilnehmer waren es dagegen bei den fünf Protestaktionen in den darauffolgenden Monaten. "Für viele Schülerinnen und Schüler war es vielleicht eine zu große Überwindung, an einer Demo teilzunehmen", vermutet Jule Schwartz. Und auch das Schwänzen von Unterricht sei gerade für Abschlussklassen kaum möglich gewesen. Umso mehr freute es sie, dass auch ältere Menschen Interesse zeigten. "Es ist ja auch ein generationsübergreifendes Thema, das alle interessiert", sagt sie.

Neue Formen des Protests

Mit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 aber waren große Menschansammlungen verboten und die Bewegung Fridays For Future musste sich neue Formen des Protests überlegen. "Zum Glück sind wir gut vernetzt", sagt Jule Schwartz. Denn so konnten alle von zuhause aus an Aktionen wie "Netzstreik fürs Klima" oder auch der "Public Climate Shool" teilnehmen. Und trotzdem ist es nicht dasselbe wie auf der Straße zu stehen und lautstark zu rufen: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut." Das ist auch der 20-Jährigen bewusst: "Man wird online einfach weniger gehört."

Nicht zuletzt deshalb ärgert es Jule Schwartz, dass sie coronabedingt nicht selbst an Protestaktionen wie im hessischen Dannenröder Forst teilnehmen kann. Umweltaktivisten haben den Wald besetzt, um den Ausbau der A49 zu stoppen und die Bäume vor der Rodung zu retten. "Ich kann nicht nachvollziehen, wie in dieser Zeit eine Autobahn gebaut werden kann", erklärt die 20-Jährige. Und auch anderes werde ihrer Meinung nach in der Öffentlichkeit viel zu sehr vernachlässigt: "Der Kohleausstieg schreitet zu langsam voran."

Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe

Doch zumindest für ihre Heimatstadt Rees konnte sich Jule Schwartz in den vergangenen Monaten weiter engagieren. So hat sie gemeinsam mit Marion Sherwood eine lange E-Mail an die Bauhofsleitung geschrieben, um sich für den Erhalt von elf Pappeln am Bootsanleger der Wilden Gans einzusetzen. Und tatsächlich kam ein Treffen mit Bauhofleiter Andreas Böing zustande, der ihnen die Gründe für die Rodung ausführlich erklärte. Obwohl am Ende die Bäume dennoch gefällt werden, ist die 20-Jährige zufrieden: "Klimaschutz bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe, deshalb bin ich sehr dankbar für den Austausch."

++++In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Emmerich, Rees und Isselburg. Den E-Mail-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.++++

Für 2021 hatte Jule Schwartz eigentlich auch einiges geplant: "Wenn es Corona nicht gäbe, wäre die Liste sehr lang." Doch weil eben gerade auch in der Pandemie öffentlicher Protest vor Ort wichtig ist, planen alle Kreis Klever Ortsgruppen eine Aktion zum Globalen Klimaschutztag am 19. März. Natürlich unter Corona-Bedingungen. Was genau das sein wird, steht allerdings noch nicht fest. Auch die erfolgreiche Fahrrad-Demo und den gefragten Nachhaltigkeitsmarkt in Rees möchte die 20-Jährige in diesem Jahr wiederholen. Solche Aktionen funktionieren ihrer Ansicht besser als Demos in Rees.

Studium in den Niederlanden

Persönliche Zukunftsängste hat Jule Schwartz wegen der Corona-Krise übrigens nicht. Ihr Studium Boden, Wasser, Atmosphäre in den Niederlanden läuft zurzeit online weiter, das klappe auch ganz gut. "Aber wenig Hoffnungen mache ich mir beim Klimawandel", sagt sie. Hier müsse sich endlich etwas bewegen. Und dafür will sie sich auch in 2021 einsetzen.