Emmerich-Elten. Händler aus der Grenzregion erwarten wegen des Feuerwerkverbots in den Niederlanden deutlich mehr Umsätze. Feuerwerk-Drive-In in Elten.

Hayo Wolff rechnet mit einem riesigen Ansturm. Der Geschäftsführer des Unternehmens Heron Fireworks mit Sitz in Elten , erwartet für den anstehenden Silvesterverkauf enorme Umsatzzuwächse. Warum? In den Niederlanden wurde der Verkauf von Feuerwerk verboten, Hayo Wolff eröffnet zur Einhaltung der Coronaregeln erstmals einen Drive-In und Elten liegt unmittelbar an der Autobahn und an der Landesgrenze: „Für uns ist das ein Traumszenario“, freut sich Wolff.

In der Tat scheint dem Eltener Unternehmen nun einiges in die Karten zu spielen. Wegen der Einhaltung der Coronaregeln hat bereits der Baumarktriese Obi seinen Verkauf in diesem Jahr abgesagt. Discounter Lidl teilt der NRZ auf Nachfrage mit, dass man mit einem Feuerwerksverkauf plane, weil dies den Kundenwünschen entspreche. Aber man Verfolge die Diskussion über eine Verkaufsverzicht: „Grundsätzlich sind wir an einer einheitlichen sowie verbindlichen Lösung für die gesamte Branche interessiert“, so Melanie Pöter von Lidl.

Aus dem Hause Aldi heißt es, dass die Sicherheit der Mitarbeiter oberste Priorität habe, einen Verkauf werde es aber geben. Sicherheitsmitarbeiter werden die Einhaltung der Hygieneregeln sicherstellen: „Wir aktuell auch, kann es in Abhängigkeit der Kundenanzahl zu Einlassbeschränkungen kommen. Hierbei unterstützt uns ein elektronisches System zur Steuerung der Kundenzahl“, schreibt Sprecherin Carina Loose.

Traumhafte Umsätze in der deutschen Grenzregion?

Hayo Wolff geht fest davon aus, dass es noch genügend Niederländer geben wird, die in diesem Jahr Feuerwerk kaufen werden – auch wenn sie es in den Niederlanden zu Silvester offiziell nicht entzünden dürfen. Wolffs Rechnung: „Es gibt gut 5,5 Millionen Niederländer, die jedes Jahr Feuerwerk kaufen. Wenn davon nur ein Prozent den Weg nach Deutschland findet, dann boomt hier das Geschäft.“ Kräftig Werbung will er im Internet und in der niederländischen Presse machen: Wird Emmerich zum niederländischen Knaller-Mekka?

Am Mittwoch hatte Wolff ein Gespräch mit der Düsseldorfer Bezirksregierung, die sein Drive-In-Konzept akzeptiert hat. Wolff erklärt, dass er maximal zwei Autos gleichzeitig abfertigen kann. Die Kunden fahren in seinen Laden, können unter Einhaltung der Corona-Regeln Raketen und Co. aussuchen, kaufen und einladen und dann weiterfahren. „Es wird in der Region nicht viele geben, die dieses Konzept anbieten können“, sagt Wolff. Denn er habe den notwendigen Platz, ein Verkehrskonzept und halte die Brandschutzauflagen ein.

Ansturm aus Rotterdam, Den Haag und Amsterdam erwartet

Feuerwerker Hayo Wolff rechnet mit deutlichen Umsatzsteigerungen beim Feuerwerksverkauf.
Feuerwerker Hayo Wolff rechnet mit deutlichen Umsatzsteigerungen beim Feuerwerksverkauf. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Der Feuerwerksexperte geht davon aus, dass in diesem Jahr ein anderes Publikum zum Verkauf kommen wird . „Der brave Familienvater, der sich mit seinen Kindern an alle Regeln hält, wird wohl hier nicht vorbeifahren“, sagt Wolff. Er rechnet eher damit, dass viele Kunden aus dem Raum Rotterdam, Den Haag, Amsterdam angereist kommen, um bei ihm zu kaufen. „Das sind dann eher Leute, die sich vom Staat nicht gängeln lassen wollen.“ Hat er ein Problem mit dieser Klientel? „Man darf nach wie vor Feuerwerk kaufen und besitzen. Man darf es nur nicht entzünden.“

Mit einem Engpass an Feuerwerkskörpern rechnet Wolff nicht. In seinen Bunkern in Emmerich-Klein-Netterden lagern gut eine Millionen Kilogramm Feuerwerk: „Das sollte reichen“, lacht Wolff.

Erlassen die Niederlande noch ein Einfuhrverbot für Feuerwerk?

In den Niederlanden gibt es jetzt eine Diskussion, ob man nicht mit dem Verbot eines Feuerwerksverkaufs auch ein Einfuhrverbot von Feuerwerk erlassen sollte. Dafür spricht sich Mark Slinkman, Bürgermeister der Gemeinde Groesbeek aus: „Es ist doch unglaublich, dass wir in den Niederlanden die Haustür doppelt verriegeln und die Hintertür offen lassen.“ Slinkman hat diesbezüglich bereits mit den örtlichen Parteien gesprochen und auch Kontakt zum niederländischen Justizministerium aufgenommen. Das Ministerium teilt der NRZ auf Anfrage mit, dass man an einem Einreiseverbot arbeite. Diese Regelung soll am 15. Dezember auf dem Tisch liegen. Dann werde auch das Kabinett darüber beschließen müssen.

Slinkman dauert dies zu lange: „Wenn wir dagegen etwas unternehmen möchten, dann sollte dies nicht erst Mitte Dezember gestehen. Wie soll die stark überlastete Polizei dies kontrollieren? Zudem gibt es ja auch noch die Möglichkeit, dass man Feuerwerk online bestellen kann.“

>> Verkauf in den Niederlanden

In den Niederlanden wurden 2018 Feuerwerkskörper für 70 Millionen Euro gekauft.

In Deutschland lagen im gleichen Jahr für 137 Millionen Euro Knaller im Einkaufswagen.

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