Emmerich/Rees. In den Altenheimen von Pro Homine finden noch immer keine Corona-Schnelltests statt. Denn das Genehmigungsverfahren des Kreises Kleve dauert.

Corona-Schnelltests in Alten- und Pflegeheimen sind in Nordrhein-Westfalen seit über einer Woche vorgeschrieben. Der Verbund Pro Homine, zu dem unter anderem der Willikensoord und das St. Augustinus in Emmerich sowie das Agnes-Heim und das St. Joseph in Rees gehören, hat direkt am 9. November die Testkonzepte an die Kreisgesundheitsamt geschickt. Und muss nun insgesamt zwei Wochen warten, bis die Konzepte automatisch genehmigt sind.

Auf Nachfrage der NRZ schreibt die Pressestelle des Kreises Kleve mit Berufung auf den Erlass des NRW-Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales: „Danach gelten vorgelegte Testkonzepte 14 Tage nach Eingang beim Gesundheitsamt als genehmigt, wenn sie den Vorgaben der Allgemeinverfügung entsprechen.“ Ein solches Verfahren diene der Entlastung der Gesundheitsämter und komme daher auch im Kreis Kleve zur Anwendung.

Im Monat wird mit 20 Tests pro Bewohner gerechnet

Für Josef Reining, Stellvertretender Geschäftsführer der Pro Homine, ist diese Vorgehensweise „schwach“. Er fragt: „Wieso können wir dann nicht sofort anfangen?“ Zumindest aber sieht die Verordnung auch vor, dass „bereits vor Genehmigung der Testkonzepte Antigenschnellteste bestellt und eingesetzt werden können“. Das teilt die Pressestelle des Kreises Kleve ebenfalls mit. So konnte auch der Verbund Pro Homine die ersten 5000 Corona-Schnelltests ordern. Gerechnet wird mit 20 Tests pro Bewohner im Monat. Bei 680 Heimplätzen in neun Senioreneinrichtungen kommen so 13.600 Tests im Monat zusammen.

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Allerdings, das betont Reining auch: „Die Bewohner sind nur die Berechnungsgröße, die Tests sind aber sowohl für die Bewohner als auch für die Mitarbeiter.“ Deshalb soll in Zukunft auch nicht jeder jeden Tag getestet werden. Stattdessen sieht das Konzept von Pro Homine vor, zunächst einmal das bereits laufende Monitoring weiter durchzuführen. Dabei fragen Mitarbeiter täglich nach dem körperlichen Wohlbefinden und messen Fieber. Nur bei Auffälligkeiten wird getestet. Und wer regelmäßig das Haus verlässt, soll sich darüber hinaus einmal die Woche einem Test unterziehen.

Arzt schult die Mitarbeiter von Pro Homine

Josef Reining, stellvertretender Geschäftsführer der Pro Homine, äußert sich kritisch zum dem Genehmigungsprozedere im Kreis Kleve.
Josef Reining, stellvertretender Geschäftsführer der Pro Homine, äußert sich kritisch zum dem Genehmigungsprozedere im Kreis Kleve. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Damit die Mitarbeiter überhaupt die Corona-Schnelltests durchführen können, kommt in diesen Tagen ein Arzt für halbstündige Schulungen in die insgesamt neun Senioreneinrichtungen von Pro Homine. Die Abstriche werden an jeweils einem Probanden geübt. Doch damit ist es noch längst nicht getan, wie Reining betont: „Den Aufwand darf man nicht unterschätzen.“ Immerhin müsse alles genau dokumentiert werden, damit die 8,40 Euro pro Test auch später zurückerstattet werden. „Wir rechnen mit einer Stunde Wartezeit pro Testperson.“

Gerade der Zeitaufwand ist mit Blick auf die bereits bestehende Besucherkoordination und die bald anstehenden Testungen ein echtes Problem. Pro Homine versucht das zu kompensieren, indem Teilzeitbeschäftigte nun einen Vertrag mit einer höheren Stundenanzahl erhalten haben. Die Mehrbelastung sieht Reining aber mit wachsender Sorge: „Jeden Tag müssen die Mitarbeiter einen Kilo mehr in ihrem Rucksack tragen.“

Keine Corona-Tests für Besucher

Wie das in Zukunft vor allem mit Blick auf die Corona-Schnelltests weiterlaufen wird, kann Reining zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. „Wir tasten uns da langsam ran.“ Um die Kapazitäten nicht noch weiter zu strapazieren, sollen Besucher übrigens nicht getestet werden. „Wenn jemand beim Monitoring auffällig ist, fragen wir: ‘Was machen Sie dann überhaupt hier?’“

Das Thema Besucher in Senioreneinrichtungen beschäftigt Reining schon länger. Denn während Bund und Länder zurzeit über weitreichende Kontaktbeschränkungen diskutieren, dürfen Bewohner in Altenheimen noch immer morgens und nachmittags jeweils einen Besuch mit zwei Personen empfangen. Im Außenbereich sind sogar Besuche mit jeweils vier Personen erlaubt. Reining ist bewusst, wie wichtig soziale Kontakte gerade für ältere Menschen sind. Er sagt aber auch: „Weniger Kontakte bringen mehr Sicherheit.“

Besucherregeln in Senioreneinrichtungen einschränken

Reinings Meinung nach reiche daher auch ein Besuch am Tag mit einer Person. Denn so streng alle Hygiene- und Schutzmaßnahmen auch eingehalten werden, die meisten Corona-Fälle in Senioreneinrichtungen seien durch Kontakte nach draußen zurückzuführen. „Jeder sollte sich fragen: Wie viel Kontakt ist in der jetzigen Phase angemessen?“, sagt er. Auch die Corona-Schnelltests würden nicht unbedingt mehr Sicherheit bieten, schließlich seien sie immer nur eine Momentaufnahme. „Es wäre vermessen zu sagen, wir haben jetzt die Tests und alles ist gut.“

>> Schulungen der Mitarbeiter in Senioreneinrichtungen

Die derzeit laufenden Schulungen der Mitarbeiter in Senioreneinrichtungen führen niedergelassene Hausärzte sowie die Gesundheitsämter durch. Die Schulungen können auch in digitaler Form erfolgen.

Die Pressestelle des Kreises Kleve schreibt dazu: „Der Kreis Kleve wird kurzfristig eine Schulungsmöglichkeit für Konstellationen anbieten, in denen sich keine andere Alternative findet. Hierzu wurde bereits Schulungsmaterial entwickelt, welches den Einrichtungen vorab zur Verfügung gestellt wird. Dieses soll mit einer Anleitung vor Ort zur korrekten Abstrichentnahme kombiniert werden.“

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