An Rhein und Ruhr. Fehlende Genehmigungen, zu wenige Tests oder zu wenig Personal – mit der Vorgabe, Coronatests durchzuführen haben viele Altenheime ihre Probleme.
Seit Montag sind Corona-Reihentests in Altenheimen in Nordrhein-Westfalen vorgeschrieben. Umgesetzt wird diese Verordnung allerdings noch nicht überall. Denn in den Altenheimen gibt es einige Probleme, wenn es um die Umsetzung der Verordnung geht.
Schon in der vergangenen Woche hatten einige Zuständige für Altenheime beklagt, dass es an den nötigen Tests fehlt. Außerdem lagen teilweise Testkonzepte noch zur Genehmigung bei den Gesundheitsbehörden der Kreise – und es fehlte an Personal, um die Tests auch durchführen zu können. In Teilen bestehen diese Probleme auch weiterhin.
Keine Tests ohne Konzept, Material und Personal
Im St.-Martinus-Stift des Caritasverbandes Kleve in Emmerich-Elten würde man gerne testen. „Dazu bräuchten wir allerdings ein genehmigtes Testkonzept – und das liegt zur Zeit noch zur Genehmigung beim Kreis Kleve“, erklärt Pressesprecherin Julia Lörcks. Die entsprechenden Tests wären schon bestellt und auf dem Weg zum Heim. Allerdings dürfe man ohne das genehmigte Konzept nicht mit dem Testen anfangen.
Davon war auch Michael van Meerbeck, Caritasdirektor für die Dekanate Dinslaken und Wesel bisher ausgegangen. „Ich habe mich da allerdings eines Besseren belehren lassen“, sagt er. Denn nach der Bundesverordnung zu Tests könne man mit Einreichung des Konzeptes und der Testanzahl direkt mit den Tests beginnen. „Wir könnten also testen – wenn wir den Test zur Verfügung hätten“, sagt er. Gerade einmal 200 Tests standen dem Caritasverband am Montagnachmittag zur Verfügung. Gebraucht würden, für alle Einrichtungen der Caritas, von Pflegeheimen über Sozialstationen, allerdings rund 10.000 Tests pro Monat.
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Ein weiteres Problem sei das Personal. Denn natürlich würde die Durchführung der Tests, die vom Pflegefachpersonal gestemmt werden soll, Zeit in Anspruch nehmen. Michael van Meerbeck rechnet damit, dass er gut drei bis sieben – je nach gerechnetem Zeitaufwand pro Test – neue Mitarbeiter alleine dafür einstellen könnte – pro Einrichtung.
„Das ist eine Anzahl von Stellen, die so einfach nicht zur Verfügung steht“, sagt er. Und wenn er dafür Personal einstellen soll, dann müsste das natürlich auch irgendwie gegenfinanziert werden. Allgemein sollte man, an allen Seiten, in der aktuellen Lage mehr Rücksicht nehmen, findet er. „Wenn man in der Wüste ist, kann man keinen Bodensee erwarten.“
Erste Tests in den Altenheimen sollen zeitnah starten
Beim Verbund Pro Homine, zu dem neun Senioreneinrichtungen gehöre, laufen mittlerweile die Vorbereitungen für die Tests. „Das Konzept für die Einführung der Corona-Schnelltests in unseren neun Einrichtungen in Wesel, Voerde, Emmerich und Rees steht. Wir haben die Häuser mit dem erforderlichen Material ausgestattet, die Schulung der Mitarbeiter beginnt jetzt. Pflegefachkräfte werden die Tests vornehmen“, sagt Josef Reining, stellvertretender Geschäftsführer der Pro Homine Senioreneinrichtungen. „Wir begrüßen es, dass wir diese Möglichkeit jetzt haben, aber der Aufwand ist groß. Und sicher ist auch: Mit den Schnelltests ist Corona nicht vorbei!“ Die neun Heime des Verbunds verfügen zusammen über 680 Wohnplätze.
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In den acht Pflegeeinrichtungen der Diakonie in Düsseldorf soll noch in dieser Woche mit den Reihentestungen begonnen werden. „Mitarbeitende testen wir wöchentlich, Bewohner alle zwei Wochen und Besucher auf Anlass“, so Sprecher Christoph Wand. Für die ersten Tage seien ausreichend Schnelltests vorhanden. „Wir hoffen, auch für die weiteren Testungen genug Tests zu bekommen, haben jedenfalls entsprechend Bestellungen aufgegeben.“
Das Problem sei aber nicht die materielle, sondern personelle Ausstattung. „Es entsteht ein erheblicher Mehraufwand, der nicht refinanziert ist“, kritisiert Wand. „Und auch wenn er es wäre, müsste man die dafür benötigten Fachkräfte erst einmal bekommen.“ Für ein Pflegeheim mit 80 Bewohnern brauche man etwa 2,5 zusätzliche Stellen, nur um die Tests durchzuführen. „Wir wissen, wie wichtig diese Tests sind und wir haben sehr schnell ein entsprechendes Testkonzept erstellt. Es ist aber eine enorme Herausforderung.“
>>>Verordnung und Hintergrund
Die Verfügung, die Corona-Tests in den Altenheimen anordnet, wurde am 2. November veröffentlicht. Die Träger hatten also nicht viel Zeit, um auf die neue Lage zu reagieren.
Die versprochenen Tests sollen zwar bevorzugt an die Altenheime gehen. Noch lassen diese aber vielerorts an Rhein und Ruhr auf sich warten und stehen daher nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung.
Zudem ist unklar, wer das Personal schult, ob es zusätzliche Kräfte gibt und wer am Ende die Mehrkosten für die Maßnahme trägt.