Versuchte Sprengung Rees: Trio wird Haftrichter vorgeführt
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Isselburg/Rees. Die drei Männer, die in Rees in der Nacht vergeblich einen Geldautomaten der Commerzbank sprengen wollten, werden dem Haftrichter vorgeführt.
Gut sechs Stunden nach einem missglückten Versuch, in Rees einen Geldautomaten der Commerzbank zu sprengen, wurden die drei Täter am Montag nahe der A3 gefasst. Am Dienstag sollten sie nun dem Haftrichter vorgeführt werden, so die Polizei.
Auf ihrer Flucht waren sie mit ihrem dunklen Audi auf der B67 Höhe Halderner Straße verunglückt und dann zu Fuß weiter geflohen. „Einer der Täter hat sich beim Unfall leicht verletzt“, bestätigte Polizei-Pressesprecherin Corinna Saccaro gegenüber der NRZ.
Gegen 2 Uhr war der Audi von der Straße abgekommen und hatte sich mehrfach überschlagen, berichtet am Morgen die Polizei. Von den Insassen fehlte da erst einmal jede Spur, hieß es.
Polizei fahndet auch mit Hubschrauber nach Flüchtigen
Laut Polizei waren mindesten zwei Personen in dem Audi, hatte ein Sprecher morgens auf Nachfrage gesagt. Sie wurden verdächtigt, wenige Minuten zuvor in Rees versucht zu haben, einen Geldautomaten zu sprengen. Weil das misslang, flüchteten die Täter mit hohem Tempo.
„Sofort eingeleitet umfangreiche Fahndungsmaßnahmen, auch unter Einsatz eines Polizeihubschraubers, an denen sich auch die niederländische Polizei beteiligt hat, führten dann zum Erfolg“, berichtete die Kreispolizei Kleve, die auch von Borkener Kollegen unterstützt wurde.
Täter lösten in Commerzbank-Filiale in Rees Alarmvorrichtung aus
10 Beispiele von Geldautomaten-Sprengungen in NRW
4. Februar 2017. Tatort: Bochum
Unbekannte Täter sprengen in der Nacht einen Geldautomaten der Volksbank im Bochumer Uni-Center und fliehen mit der Beute. Zeugen sehen einen möglichen Täter mit einer dunkler Kapuzenjacke weglaufen.
18. Januar 2017. Tatort: Duisburg-Wedau
Versuchte Automatensprengung in Duisburg: Die Täter leiten wohl ein Sauerstoff-Gasgemisch in den Vorraum einer Sparda-Bank in Wedau. Zur Explosion bringen sie das Gemisch mit einem "Kabelzünder" und einer Taschenlampe, beides findet die Polizei später vor der Bank. An die Geldkassette kommen die Kriminellen nicht, mit der Explosion richten sie jedoch einen Schaden von rund 50.000 Euro an. Die Täter flüchten mit einem dunklen Wagen.
14. November 2016, Tatort: Siegen
Am frühen Morgen durchbrechen Unbekannte mit einem LKW die Eingangstür eines Siegener Supermarktes. Sie reißen einen Geldautomaten aus der Verankerung und transportieren das Gerät mit einem weiteren Fluchtfahrzeug ab. Die Doppelglasschiebetür und weitere Glaselemente in dem Markt werden zerstört, es entsteht ein Schaden von mehreren Tausend Euro.
26. Dezember 2016. Tatort: Herdecke
Mitten in der Nacht kommt es in einer Deutschen-Bank-Filiale in Herdecke zu einer Explosion: Ein Geld-Automat wird in Stücke gerissen. „Die Täter haben nach der Sprengung die Geldkassetten mitgenommen und sind mit einem dunklen Audi-Kombi vom Parkplatz gefahren. Durch die geschlossene Schranke“, erklärte nach der Tat der zuständige Staatsanwalt. Der Schaden: Laut Polizei rund 30 000 Euro.
10. Dezember 2016. Tatort: Hagen-Boele
Nachts gegen vier Uhr sprengen Unbekannte im Vorraum einer Deutschen-Bank-Filialle in Hagen-Boele einen Geldautomaten mit einem Sauerstoff-Acetylen-Gemisch. Durch die enorme Druckwelle wird die Glasfassade herausgerissen. Pech für die Täter: Aufgrund des schnellen Eintreffens der Polizei müssen sie die Flucht in ihrem Audi-Kombi mit offenstehender Heckklappe antreten, so dass sie sowohl die Tasche mit den erbeuteten Geldboxen als auch Einbruchswerkzeug aus dem Kofferraum verlieren. Ein zu Fuß geflüchteter Mann wird kurz nach der Tat festgenommen.
24. November 2016. Tatort: Gelsenkirchen
Am frühen Morgen bringen unbekannte Täter einen Automaten in einer Bankfiliale an der Industriestraße in Gelsenkirchen-Horst zur Explosion. Das Trio hinterlässt ein Bild der Zerstörung: Der Geldautomat und der Vorraum der Bankfiliale werden durch die Sprengung stark beschädigt. Trotz sofort eingeleiteter Fahndung, bei der auch ein Hubschrauber eingesetzt war, entkommen die Täter mitsamt ihrer Beute.
8. November 2016. Tatort: Mülheim
Mitten in der Nacht detoniert ein freistehender Automat vor einem Supermarkt an der Mannesmannallee in Mülheim. Trümmerteile fliegen weit über den Parkplatz. Die Täter springen laut Polizei nach der Sprengung in ein dunkles Auto, vermutlich ein 3er BMW-Kombi, und flüchten in Richtung A 40. Durch die Sprengung werden der Geldautomat sowie ein kleines Schutzhäuschen total zerstört. Den Tätern gelingt es, bei der Sprengung Beute zu machen.
3. Juni 2016. Tatort: Oberhausen
Unbekannte Täter sprengen in der Nacht einen Geldautomaten einer Deutschen-Bank-Filialle in Oberhausen. Laut Polizei beobachten Anwohner mehrere Personen, die eine helle Kiste und eine dunkle Sporttasche in einen Kofferraum luden. Anschließend flüchten die vermutlichen Täter mit einem Auto.
21. März 2016. Tatort: Emmerich
Am frühen Morgen gegen 5.20 Uhr sprengen zwei unbekannte Täter einen Geldautomaten, der an einer Beton-Fassade an einer Emmericher Spielhalle steht. Die Polizei vermutet, dass die Täter ein Gas-Luft-Gemisch für die Sprengung verwenden. Durch die Explosion wird die Fassade des Gebäudes beschädigt, der Beton rund um den Geldautomaten zerbröckelt.Zur Tatzeit ist die Spielstation geschlossen. Womit die Täter allerdings nicht rechnen: Eine Putzfrau geht vor Ort ihrer Arbeit nach. Als die 57-Jährige die Explosion hört, löst sie Alarm aus und kann über die Monitore der Videoüberwachung mit ansehen, wie die Täter in einem dunklen Audi in unbekannte Richtung flüchten.
27. Februar 2016. Tatort: Freudenberg
Gegen drei Uhr nachts fliegt ein Geldautomat einer Sparkassenfiliale in Fröndenberg-Ardey in die Luft. Die Täter, die auf einem dunklen Motorrad oder Motorroller geflüchtet sein sollen, hatten ein entzündliches Gemisch aus zwei Gasflaschen in den Automaten geleitet und von außen zur Detonation gebracht. Der Sachschaden wird auf mehr als 20 000 Euro geschätzt.
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Weil zunächst nur zwei der Flüchtigen gefasst worden waren und sich eine dritte Person noch auf der Flucht befand, sollte wegen eines nahen Wäldchens noch eine Polizei-Hundertschaft angefordert werden. „Durch die Festnahme hatte sich das erledigt“, sagte Saccaro. Und ergänzte, dass die Ermittlungs-Kommission, die beim Landeskriminalamt wegen der vielen Automaten-Sprengungen eingesetzt worden ist, jetzt auch eingeschaltet wurde.
[Hier können Sie unseren kostenlosen Newsletter mit Nachrichten aus Emmerich und Umgebung bestellen]Die Tat live miterlebt hatte in der Nacht Peter Landers, dem das Gebäude, in dem sich die Commerzbank an der Straße Vor dem Delltor befindet, gehört. Er wohnt dort auch. Durch das laute Motoren-Geräusch sei er wach geworden, habe aus dem Fenster geschaut und zwei schwarz gekleidete Männer gesehen, die dann in den Wagen eingestiegen waren. „Haut ab“, habe er ihnen noch zugerufen. Und glatt eine Antwort bekommen. „Überfall“ hatte einer zurückgerufen, bevor das schwarze Auto „mit irrem Tempo davon fuhr“, erzählt Landers. Profis, meint er, seien das nicht gewesen, „die waren total nervös“.
„Auf der Straße hatte noch ein Päckchen mit Sprengstoff gelegen“
Schon drei Mal sei jetzt schon der Versuch unternommen worden, den Geldautomaten der Commerzbank zu sprengen. Auch diesmal scheiterten die Täter offenbar an der Nebel-Maschine, nachdem sie das Fenster eingeschlagen hatten. „Die konnten nichts mehr sehen und mussten verschwinden“, sagt Landers.
Die Kreispolizei Kleve, die er sofort alarmiert habe, so Landers, hatte schon am Morgen auf Nachfrage mitgeteilt, dass die Täter eine Vernebelungsanlage ausgelöst hätten. Bei dem Raubversuch wurde eine Scheibe der Filiale zerstört, eine Detonation hatte es nicht gegeben. Die Polizei war am Morgen noch dabei, den Tatort zu untersuchen. „Die Straße wurde zunächst gesperrt, weil dort noch ein Päckchen mit Sprengstoff gelegen hat“, so Landers, der das ganze Geschehen aus etwa fünf Meter Entfernung mitbekommen hatte.
In Rees war die Gegend rund um den Tatort für die Spurensicherung abgesperrt
Im Wrack des mutmaßlichen Fluchtwagens fand die Polizei später eine Sprengvorrichtung. Sie sei am Unfallort „kontrolliert gesprengt und neutralisiert“ worden, berichtete die Polizei. Die B 67 war auch gegen 8 Uhr an der Unfallstelle im Bereiche der Kalfurter Heide gesperrt. Auch in Rees war die Gegend rund um den Tatort am Montag durch die Polizei abgesichert worden. Grund: Spurensicherung.
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