Rees-Haldern. Freude bei der Bäckerei Jansen: Die Töchter des Hauses haben die Meisterprüfung bestanden und wollen das Geschäft der Eltern in Rees fortführen.

Mit Stolz präsentieren die Schwestern Carolin (27) und Barbara (24) Jansen ihr Meisterwerk. Bereits zum 17. Mal wurde der Stollen der Bäckerei Jansen aus Haldern beim deutschen Brotinstitut mit „sehr gut“ ausgezeichnet.

„Die Auszeichnung ,sehr gut’ vom deutschen Brotinstitut bekommt man nur dann, wenn 100 Prozent der Punkte erfüllt sind. Ab 99 Prozent wird man schon nur noch mir ,gut’ bewertet. Da ist das deutsche Brotinstitut sehr streng in der Bewertung und das macht uns natürlich sehr stolz. Es ist ja auch nicht so einfach wie man denkt, die gleiche Produktqualität zu behalten“, erklärt Barbara Jansen, Tochter der Inhaber Michael und Eva Jansen, die erstmals mit ihrer Schwester Carolin in diesem Jahr einen Stollenteig anfertigen durften.

Immer mehr Einblicke in den Ablauf gewinnen

„Wir haben durch die jahrelange Erfahrung und Überlieferung des Rezeptes einen großen Erfahrungsschatz gesammelt und wissen mittlerweile auch, worauf es ankommt bei der Herstellung. Carolin und ich sind jetzt seit fünf Jahren in dem Beruf und haben seitdem zu Weihnachten immer wieder Stollen gemacht mit unserem Vater und haben nach fünf Jahren, in dem wir sieben, acht Mal Stollen pro Jahr gemacht haben dieses Jahr dann mal einen Teig selbstständig anfertigen dürfen.“

Neben dem Stollen wurden auch die Gewürzspekulatius, die Weckmänner, die Weckmänner mit Rosinen, die Mandelspekulatius und die Butterspekulatius mit „sehr gut“ ausgezeichnet. Die beiden Schwestern sind mittlerweile beide Bäcker- und Konditormeisterinnen und sollen eines Tages den Betrieb ihrer Eltern übernehmen. Deshalb bekommen sie immer mehr Einblicke in den täglichen Ablauf.

Betriebsnachfolge ist gesichert

„Wir wachsen gerade nach und nach in die Führungsposition, die so ein mittelgroßes Unternehmen hat. Es ist eben auch backen, aber auch viel drum herum. 80 Prozent unserer Arbeitszeit sind wir in der Produktion, in der restlichen Zeit beschäftigen wir uns zum Beispiel damit die Geschäfte anzufahren, in Kommunikation mit den Verkäuferinnen zu sein, die Arbeitspläne zu schreiben oder marketingmäßige Sachen in den sozialen Medien zu erstellen“, so die 24-Jährige. Zudem kümmerten sie sich mittlerweile um das Suchen und Einstellen von neuen Mitarbeitern. So nach und nach würden immer neue Aufgaben übernommen.

Ihre Mutter Eva freut sich über den Werdegang der beiden Töchter: „Wir sind sehr stolz, dass die beiden jetzt Meisterinnen sind und überhaupt unsere Betriebsnachfolge antreten wollen. Das ist ein gutes Zeichen und auch ein Zeichen, dass wir anscheinend vieles richtig gemacht haben in den ganzen Jahren“. Zumal der Weg nicht so vorgezeichnet gewesen sei, da beide sich erst gar nicht dafür begeistern konnten.

Gemeinsam überlegt und den Schritt gegangen

2015 kam dann der Sinneswandel bei den beiden Schwestern. „Carolin war gerade mit ihrer Banklehre fertig und ich im Jurastudium in Köln. Carolin wollte sich sowieso verändern und hatte auch ein Studium ausprobiert. In den Semesterferien hatten sie dann zu Hause gejobbt. Und nach den Ferien waren sie dann irgendwie fehl am Platz. „Wir hatten auch zusammen gewohnt und uns täglich darüber unterhalten, wie es läuft“, erzählen sie.

Und sie hätten halt im Hinterkopf den Gedanken mit der Bäckerei gehabt. Wenn die Eltern so ein Unternehmen haben, das die Großeltern gegründet hatten, dann denke man natürlich schon darüber nach. Und es sei auch immer der Gedanke da gewesen, wie schlimm es wäre, wenn der Betrieb zugemacht würde, da es immer schwierig sei, eine Betriebsnachfolge zu finden. „Dann haben wir uns entschieden, doch den Schritt zu gehen und eine Ausbildung zur Bäckerin zu machen“, sagen sie.

Zudem war das Geschwisterpaar an der Umstellung des Kassensystems beteiligt, das seit Anfang Oktober neu ist. „Es gibt vom Finanzamt eine neue Vorschrift, Kassen müssen TSE-fähig sein, das ist eine besondere Sicherheitsstufe. Da konnten wir unsere alten Kassen nicht mehr mit aufrüsten, deshalb haben wir dann entschieden, dass wir das richtig machen“, so Carolin Jansen.

Überlegungen eines Außerhausverkaufs

Ein wichtiger Grund sei gewesen – auch bedingt durch Corona –, dass die Nachfrage nach Kartenzahlung gestiegen war. „Das konnten wir bis dato auch nicht und dafür braucht man die modernen Kassen“, erklärt Eva Jansen. Da auch die Bäckerei Jansen durch die Corona-Pandemie eingeschränkt wird und ihre Cafés schließen mussten, gebe es auch dort Überlegungen, einen Außerhausverkauf zu betreiben.

„Carolin und ich haben uns überlegt, eventuell während der Wochenmärkte in Rees und Haldern einen „To-Go-Verkauf“ von Waffeln zu machen“, gibt die junge Bäckermeisterin Einblick in die Überlegungen. „Wir leiden sehr mit unseren Kollegen und Mitstreitern, die leider schließen müssen.“

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