Rees. Auf einem Bauernhof wird es nie langweilig, auch in Zeiten von Corona nicht. Das wissen die Kinder von Christoph Markett nur zu gut. Ein Besuch.

Schnell die Schuhe angezogen, dann stürmt Laurenz auch schon raus zu seinem kleinen Rennrad. Nur keine Zeit verlieren, denn auf so einem Bauernhof gibt es immer etwas zu erleben. Der Siebenjährige und seine drei älteren Brüder aus Rees haben eigentlich nie Langeweile. Ein echter Vorteil des Landlebens, der sich gerade in Zeiten des coronabedingten Zuhausebleibens zeigt.

Als erstes geht es für Laurenz und seinen elfjährigen Bruder Noah heute hinters Haus, zum riesigen Spieleparadies der Familie. „Wir haben die alten Spielplätze von zwei Kindergärten abgebaut“, erklärt Vater Christoph Markett. Und anschließend im Garten wieder aufgebaut. Neben einem Klettergerüst gibt es so auch einen Sandkasten. „Mein Freund, mein Bruder und ich haben hier unsere eigenen Höfe“, erklärt Noah und zeigt auf verschiedene Abschnitte, in denen zahlreiche Spielzeugtraktoren verstreut liegen.

Kinder helfen regelmäßig mit

Dass seine Kinder so viel Spaß an der Landwirtschaft haben und das Leben auf dem Bauernhof sogar im Sandkasten oder auch schon mal am Computer nachspielen, freut den Vater. „Es ist schön, dass sie Interesse daran haben.“ Deshalb erklärt er ihnen auch immer wieder Hintergründe zu seiner Arbeit, bei der alle regelmäßig mithelfen. Wenn sie denn Lust haben. Denn, das ist ihm wichtig zu betonen: „Sie sollen frei aufwachsen und gucken, woran sie Spaß haben.“

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Noah hat auf jeden Fall richtig Spaß am Traktorfahren. Vor Kurzem erst hat er sich getraut, über fünf Meter hohe Futterberge zu fahren und so den Silomais zu walzen. Eine echte Hilfe war er für seinen Vater. Und am Ende mächtig stolz auf sich. Laurenz fährt auch schon auf einem Miniaturtraktor oder heute mit seinem Rennrad über den Hof, um so zum großen Kuhstall zu gelangen. 300 Milchkühe stehen hier, die es Tag für Tag zu füttern gilt. Dabei hilft auch schon der Siebenjährige. „Ich schiebe das Futter nach vorne“, erzählt er.

Neue Technik im Kuhstall

In Zukunft soll das Füttern der Tiere aber weniger Arbeit machen, dafür wird gerade eine neue Technik in den Stall eingebaut. Dann muss nicht mehr der Landwirt selbst zwei Mal täglich mit einem Traktor an den Kühen vorbeifahren und das Futter ausschütten, stattdessen erledigt eine computergesteuerte Anlage die Aufgabe zehn Mal täglich automatisch. „Das spart Diesel, Lärm und Arbeitskräfte“, erklärt Markett. „Außerdem bringt das mehr Ruhe in den Stall.“

Laurenz (v.l.) und Noah kümmern sich auch um die Kälber.
Laurenz (v.l.) und Noah kümmern sich auch um die Kälber. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Wenige Meter von dem großen Kuhstall entfernt stehen die Neugeborenen in kleineren Ställen. „Wenn man etwas Glück hat, nuckeln die Kälber an der Hand“, ruft Laurenz und läuft zu den sogenannten Iglus. Geübt öffnet er das Tor und nähert sich vorsichtig einem Tier. Er und seine Brüder sind häufig hier, um den Mist rauszuholen und die kleinen Ställe sauber zu machen. Heute hat Laurenz tatsächlich Glück und das Kalb schleckt ihm die Hand ab.

Selbst auf dem Hof aufgewachsen

Auf dem Weg zurück zum Haus geht’s an einem kleinen Platz vorbei, auf dem Mutter und Ehefrau Tanja Markett gerade Reitstunden gibt. „Hier ist immer was los“, sagt Christoph Markett und lacht. Das kennt er schon so seit seiner eigenen Kindheit, denn er selbst ist hier auf dem von seinem Uropa nach dem Krieg wieder aufgebauten Hof aufgewachsen. Vor drei Jahren hat er ihn schließlich von seinem Vater übernommen.

Es ist ein hartes Leben als Landwirt, mit 70 bis 100 Stunden Arbeit in der Woche. „Aber ich arbeite für mich selbst“, betont Christoph Markett. Am liebsten sind ihm die Samstage und Sonntage, wenn er einfach Landwirt sein kann und mal kein Telefon klingelt. Genau das mag er, genauso wie seine Söhne. Laurenz und Noah können sich zumindest schon jetzt gut vorstellen, dass sie später in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Denn so ein Leben als Landwirt ist vieles, nur nicht langweilig.

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