Rees. Landwirte aus ganz NRW haben vor den Wahlen Strohpuppen aufgestellt, auch Christoph Markett aus Rees. Sie wollen auf ein Thema aufmerksam machen.

Die riesige Strohpuppe neben einem Strohtraktor lächelt jeden freundlich an, der am Feld vor dem Real-Markt in Rees vorbeifährt. Neben ihr aber stehen verschiedene Schilder, die einen durchaus nachdenklich stimmen können. „Ohne Landwirtschaft ist alles doof“ steht auf einem, „Wir sind die wahren Tierschützer und Naturschützer“ auf einem anderen. Aufgestellt hat das Ganze Landwirt Christoph Markett, der damit bei der Protestaktion der Bewegung Land schafft Verbindung mitmacht.

Im vergangenen Jahr haben sich bundesweit Landwirte über Facebook zusammengeschlossen, um „ihr Schicksal selbst in die Hand“ zu nehmen. Innerhalb kürzester Zeit organisierten sie Traktorendemos mit tausenden Teilnehmern, eine davon in Berlin. Auch Markett war von Beginn an mit dabei, fuhr bei jeder Demo mit. Und das aus einem ganz bestimmten Grund, wie er selbst erklärt: „Wir wollen der Landwirtschaft wieder ein Gesicht und eine Stimme geben.“

Fehlende Akzeptanz für Landwirtschaft

Aus Sicht Marketts und vieler seiner Kollegen würde in der Öffentlichkeit regelrechtes „Landwirtschafts-Bashing“ betrieben werden. Der 35-Jährige hat selbst schon zu spüren bekommen, wie negativ einige seiner Arbeit gegenüber eingestellt sind. Zu seinem Milchviehbetrieb gehören 300 Kühe, die auch schon mal nachts bölken. Sehr zum Unmut einiger Anwohner. „Morgens hatte ich auch schon mal das Veterinäramt bei uns stehen, weil die Leute dachten, die Tiere würden misshandelt.“

Es fehle einfach das gesellschaftliche Verständnis und die Akzeptanz für Landwirte, so Markett. Dabei seien sie alle umgänglich, bereit auch für Gespräche über die Hintergründe ihrer Arbeit. Ihm ist aber noch etwas wichtig zu betonen: „Wenn fachlich vernünftige Ursachen der Probleme festgestellt werden würden, sind wir die Letzten, die nicht etwas ändern würden.“ Stattdessen aber würden Landwirte allzu oft als alleiniger Sündenbock unter anderem für Umweltprobleme hingestellt.

Klimaschutz als wichtiges Thema

Die weit über hundert Strohpuppen in ganz NRW sollen kurz vor den Kommunalwahlen auch darauf aufmerksam machen, wie die Bewegung in einer Stellungnahme mitteilt: „Mit dieser Aktion soll auf die zahlreichen Natur- und Klimaschutzaufgaben hingewiesen werden, die die Landwirtschaft seit Generationen bereits übernimmt.“

Markett hat übrigens vier Söhne und anders als viele seiner Kollegen rät er ihnen nicht ab, später den gleichen Weg wie er selbst einzuschlagen. Aber dafür müsse sich noch einiges ändern, sonst lohne sich für keinen seiner Kinder die Arbeit als Landwirt: „Wir denken in Generationen, nicht in Wahlperioden.“

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