Rees-Haldern. Die Bücher-Telefonzelle in Haldern ist umgezogen. Doch das ist nur eine Aktion von vielen, die das Projekt „Gemeinsam im Dorf“ organisiert.

Die gelbe Telefonzelle ist umgezogen, statt auf dem Marktplatz steht sie nun vor dem Altenheim St. Marien Haldern. Noch ist sie leer, aber nach einer kleinen Reinigung verwandelt sie sich innerhalb der kommenden zwei Wochen wieder in einen öffentlichen Bücherschrank. Jeder kann hier aussortierte Werke abgeben, aber sich natürlich auch jederzeit etwas zum Schmökern mitnehmen.

„An diesem Standort lässt sich die Telefonzelle leichter reinigen und man hat sie besser im Blick“, erklärt Kajo Verbeet. Gemeinsam mit Andrea Schaffeld teilt er sich seit Mai eine halbe Stelle des Projekts „Gemeinsam im Dorf – miteinander und nicht allein“, das vom Land für insgesamt zwei Jahre gefördert wird. „Unser Ziel ist es, das Leben im Dorf für Ältere ab 60 Jahre lebenswerter zu machen“, so Verbeet.

In Haldern leben mehr als 1400 Menschen über 60

Mehr als 1400 Haldener sind über 60 Jahre alt. Viele von ihnen wohnen nicht im Pflegeheim, sondern zu Hause oder im Betreuten Wohnen. Genau sie zählen zur Zielgruppe des Projekts. „Es geht darum, dass sie möglichst lange gesund, fit und rege im häuslichen Umfeld leben können“, sagt Verbeet. Deshalb möchte das Projekt präventive Maßnahmen anbieten, zum Beispiel über Pflegegradstufen oder Hilfsmöglichkeiten im Alltag informieren.

An drei Tagen in der Woche ist das Quartierbüro als „Ort der Begegnung, Beratung und Information“ im kleinen Pfarrsaal des Pfarrheims besetzt. Dort können sich Senioren auch über bestehende Angebote informieren. Denn viele wissen nicht, was es alles bereits gibt. „Wir wollen die Angebote transparenter machen“, sagt Verbeet. Vorstellbar sei zum Beispiel auch, dass sie in Zukunft einen Überblick ins Internet stellen.

Gesellige Abende in der Wesendonkstube geplant

Ideen haben Verbeet und Schaffeld viele. Eine WhatsApp-Schulung, gemeinsame Kochabende oder auch eine Seniorenkneipe gehören dazu. Und wenn Corona nicht wäre, dann hätte sicher schon der ein oder andere gesellige Abend in der gemütlichen Wesendonkstube stattgefunden. Mit Musik aus der Jukebox oder einem Fußballspiel auf dem Fernseher.

Stattdessen aber mussten die beiden auf andere Weise in Kontakt mit den Menschen kommen. Das Seniorentelefon ist eher ruhig angelaufen. In der vergangenen Woche waren sie außerdem erstmals mit einem Stand auf dem Markt vertreten, konnten dort schon einige Wünsche abfragen. Denn, das ist Verbeet wichtig zu betonen: „Wir wollen nicht am Bedarf vorbeiplanen.“

Fragebogen zum Leben im Dorf

Aus dem gleichen Grund haben Schaffeld und Verbeet einen Fragebogen entwickelt, den sie im Laufe des Monats verteilen wollen. Was vermisse ich in Haldern? Welche Angebote sind mir besonders wichtig? Auf Grundlage der Antworten möchten sie anschließend noch einiges in den zwei Jahren für die Älteren erreichen, aber darüber hinaus auch längerfristig Strukturen im Dorf aufbauen.

Wichtig ist dabei besonders das Engagement von Ehrenamtlichen. In Kooperation mit der Initiative „Engagiert in Rees“ möchte das Projekt Helfende und Hilfesuchende zusammenbringen. Dabei entstehen häufig Doppelstrukturen, wie Schaffeld erzählt: „Eine 70-jährige Dame möchte sich zum Beispiel engagieren, hat selbst aber Unterstützungsbedarf beim Thema Digitalisierung.“

Ehrenamtliche engagieren sich für Ältere

Ehrenamtliche könnten ihr beispielsweise beim Umgang mit ihrem Smartphone helfen, während sie selbst mit anderen spazieren geht. Einige Ehrenamtliche haben sich übrigens schon beim Projekt „Gemeinsam im Dorf – miteinander und nicht allein“ gemeldet. Darunter auch eine Haldernerin, die sich in Zukunft um die mit Büchern gefüllte Telefonzelle kümmern wird.

>> Kontakt zum Projekt

Dienstags, mittwochs und donnerstags ist das Quartierbüro im kleinen Pfarrsaal des Pfarrheims, Gerhard-Storm-Straße 1 in Rees-Haldern, von 9 bis 12 Uhr besetzt. Im gleichen Zeitraum sind Andrea Schaffeld und Kajo Verbeet auch über das Seniorentelefon unter 02850/90192770 erreichbar.

Im Quartierbüro können sich auch Menschen melden, die ehrenamtlich tätig werden wollen. Zurzeit ist besonders jemand gesucht, der nach einer entsprechenden Qualifizierung zwei Mal in der Woche ein Bewegungsprogramm für Ältere anbieten könnte.

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