Rees. Gastronomen bereiten sich auf den Herbst in Corona-Zeiten vor, einige stellen Heizpilze auf. Andrea Collins aus Rees ist davon nicht überzeugt.

Bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen genießen Brigitte und Joachim Hasselmann die vielleicht letzten Sonnenstrahlen des Spätsommers an der Rheinpromenade in Rees. Dass die Luft schon etwas frischer ist, stört die beiden nicht. „In diesen Zeiten mögen wir keine geschlossenen Räume“, sagen sie. Wenn es irgendwie geht, setzen sie sich immer nach draußen. Deshalb finden sie auch die Idee von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gut, in diesem Jahr grundsätzlich Heizpilze für die Außengastronomie zu erlauben.

Nicht ganz so leicht macht es sich dagegen Andrea Collins des Restaurants Rheinterrassen Rees. „Eigentlich wäre das super gut“, sagt sie. Ihre Gäste könnten länger draußen sitzen bleiben, sie würde mehr Umsatz machen. „Aber klimatechnisch ist das unmöglich“, findet sie auch. Sie würde zwar sowieso nur elektrische Strahler aufstellen, aber auch das kann sie eigentlich nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Immerhin bekommt sie selbst den Klimawandel schon am eigenen Leib zu spüren.

Klimawandel auch in Rees zu spüren

„Früher habe ich mal überlegt, einen Wintergarten aufzustellen“, erzählt Collins. So könnten ihre Gäste bei Wind und Wetter draußen sitzen bleiben. Mittlerweile aber sind die Sommer so heiß, dass sie auf der Terrasse an einigen Tagen Temperaturen von bis zu 40 Grad misst. Ein Wintergarten würde sich in solchen Fällen schnell zur Sauna entwickeln. Mit Heizpilzen noch zusätzlich Wärme in die Umwelt zu befördern, findet sie daher eigentlich „unvertretbar“.

Dennoch, eine finale Entscheidung hat Collins noch nicht getroffen. Zu beschäftigt war sie während der vergangenen Wochen, denn das sommerliche Wetter hat zahlreiche Gäste in ihr Restaurant direkt an der Rheinpromenade gezogen. „Corona hatte für uns sogar positive Auswirkungen“, sagt sie. Viele Reeser sind nicht in den Urlaub gefahren, haben stattdessen die Heimat erkundet. Und dabei auch den ein oder anderen Zwischenstopp in den Restaurants gemacht.

Viele Corona-Regeln im Restaurant

Es war ein guter Sommer, fasst Collins zusammen. Und das, obwohl sie ihre Sitzplätze um die Hälfte reduzieren und zahlreiche Hygieneschutzmaßnahmen einführen musste. Gelbe Zettel an der Eingangstür verweisen direkt darauf: Es besteht eine Maskenpflicht, jeder bekommt einen Sitzplatz zugewiesen. An der Theke wird nichts ausgeschenkt, am Tisch dürfen nur Personen aus höchstens zwei Haushalten zusammensitzen. Jeder muss seine Kontaktdaten hinterlassen.

Beim Erstellen der Regeln haben der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und das Ordnungsamt unterstützt, so dass sich Collins gut aufgehoben fühlte. Auch die Gäste seien bislang verantwortungsvoll mit der Situation umgegangen, auch wenn sie einige Unterschiede ausmachen konnte: „Manchen ist alles egal und andere wollen nur draußen sitzen.“

Decken gegen die Kälte

Nach einem so „tollen Sommer“ schaut Collins nun auch positiv in Richtung Herbst und Winter, egal ob sie sich für oder gegen Heizpilze entscheidet. Für frische Spätsommerabende hält sie übrigens schon jetzt ein paar Decken bereit. Das finden Brigitte und Joachim Hasselmann auch mit Blick auf die Weihnachtszeit super: „Unter einer warmen Decke schmeckt ein Glühwein richtig gut.“

>>> Keine Verbote in Rees

Einige Kommunen verbieten bislang das Aufstellen von Heizpilzen. Ministerpräsident Armin Laschet hat sich auf Grund der Corona-Pandemie vor rund zwei Wochen jedoch für eine landesweite Erlaubnis der Heizpilze ausgesprochen, damit die Betriebe ihre Außenbereiche länger nutzen können.

In Rees gab und gibt es keine Verbote von Heizpilzen, wie Stadtsprecher Jörn Franken auf Nachfrage erklärte. Aus Erfahrung wisse er aber, dass bislang kaum Gastronomen in Rees welche aufgestellt hätten.

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