Emmerich. Die Emmericher Psychotherapeutin Eva Schoofs spricht über die Folgen der Corona-Krise für Kinder sowie Jugendliche. Und gibt Familien Tipps.

Die Corona-Krise kann Angst machen, kann psychisch belasten. Kinder sind davon ebenso betroffen wie Erwachsene. Und so ist es in der Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie auf der Kurzen Straße in Emmerich in diesen Zeiten besonders voll. „Man merkt, dass gerade alle sehr gereizt sind“, sagt Psychotherapeutin Eva Schoofs. „Das ist die generelle Grundstimmung.“ Eine Stimmung, die viele Familien auf eine echte Belastungsprobe stellt.

Monatelang waren Kindergärten, Schulen und Turnhallen geschlossen, Treffen mit Freunden untersagt. „Für manche Familien war das eine schöne Zeit, sie konnten Bindung aufbauen“, weiß Schoofs. Andere Eltern dagegen wussten nicht, was sie zuhause mit sich und den Kindern anfangen sollten. Oder hatten schlicht keine Zeit. Um sich von der Langeweile abzulenken, setzten sich viele Kinder vor den Fernseher und Jugendliche griffen zum Smartphone.

Viele Jugendliche sind vereinsamt

„Bei vielen hatte das eine Antriebslosigkeit zur Folge“, sagt Schoofs. Dazu kamen die fehlenden sozialen Kontakte. Selbst wer sich nicht viel mit Freunden trifft, hat sonst zumindest im Unterricht mit Gleichaltrigen zu tun. Durch die Schließung der Schulen aber fiel selbst das komplett weg. Schoofs erklärt, was das konkret bedeutet: „Viele Jugendliche sind echt vereinsamt.“ Besonders für Kinder und Jugendliche, die schon vorher depressive Tendenzen hatten, sei die Situation schwierig gewesen.

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Mittlerweile haben die Kindergärten und Schulen wieder geöffnet, viele Freizeitmöglichkeiten werden wieder angeboten. Und doch ist noch längst nicht wieder die Normalität eingetreten, wird sie nach Ansicht von Schoofs auch erst einmal nicht: „Die Zeit ist noch lange nicht vorbei.“ So plagen viele Eltern finanzielle oder auch gesundheitliche Sorgen, die sie vor den Kindern nicht einfach so verstecken können.

Masken machen einigen Kindern Angst

„Ängste übertragen sich von Eltern auf Kinder“, betont Schoofs. Und obwohl Elternprobleme grundsätzlich bei Eltern bleiben sollten, seien kindgerechte Erklärungen für die momentane Situation wichtig. So wie für die Masken, die vor allem jüngeren Kindern Angst machen können. Denn, das erklärt die Expertin: „Kinder achten viel mehr auf die Mimik.“ Ist das Gesicht aber nur noch zur Hälfte sichtbar, fehle ihnen Orientierung und Kontrolle.

Sinnvoll sei es daher aus Schoofs Sicht, Kindern den Grund für das Tragen der Masken zu erklären. Das könnte zum Beispiel so klingen: „Das ist eine Sicherheit für dich.“ Dass das Land NRW die Maskenpflicht im Unterricht aufgehoben hat, findet sie grundsätzlich gut. Auch, wenn sie die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus als sinnvoll erachtet. Für viele Schüler sei es aber kaum möglich gewesen, acht Stunden lang eine Maske zu tragen und sich dabei konzentrieren zu können.

Schüler stehen unter Druck

Konzentration ist aber gerade in diesem Halbjahr für viele Schüler wichtig. Zu viel Unterrichtsstoff haben sie durch das Homeschooling verpasst, zu groß ist der Druck trotz der Situation gute Noten abliefern zu müssen. Verständnis sei in dieser Situation das Schlüsselwort, es gelte „Bindung vor Erziehung“, so Schoofs. Statt also noch zusätzlichen Druck aufzubauen, sollten Familien lieber zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen.

Neue Rituale wie gemeinsames Kochen oder Spiele spielen können zum Beispiel die Bindung zwischen Eltern und Kindern stärken. Und so langfristig allen ein Gefühl der Sicherheit, der familiären Verbundenheit vermitteln. Auch in der Corona-Krise.

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