Emmerich. Fabian Wehren (Grüne) hat in Emmerich eine rechtsextreme Kandidatin ausgemacht. Er fordert AfD-Sprecher Christoph Kukulies zum Rücktritt auf.
Die NRZ ist schon etwa eine Woche darüber informiert, dass Fabian Wehren, Grünen-Kandidat für die Ratswahl, sich näher mit Stefanie van Laak befasst. Die AfD-Ratskandidatin im Wahlkreis 140, Ev. Familienbildungsstätte in Emmerich, scheint politisch in rechtsextremen Kreisen unterwegs zu sein. Ein Blick über die reichlich vorhandenen Quellen, die Wehren liefert, lässt kaum einen anderen Schluss zu.
Nun fordert Wehren, dass nicht nur van Laak ihre Kandidatur aufgibt, auch Christoph Kukulies, aktuell Ratsherr und Sprecher des AfD-Ortsverbandes Emmerich, soll sich mit sofortiger Wirkung aus dem Rat zurückziehen, seinen stellvertretenden Vorsitz der UWE-Ratsgemeinschaft abgeben und keine weiteren politischen Ämter anstreben. Wehren fordert andere demokratische Parteien in Emmerich auf, sich zu solidarisieren und die Forderung zu unterstützen.
Wehren: „Eine deutschlandweit aktive, rechtsextreme Kraft“
Auch interessant
„Aufgrund der von mir betriebenen Recherche und der mir vorliegenden Dokumente, kommen ich zu dem Werturteil, dass die AfD Emmerich am Rhein einen der Emmericher Wahlkreise mit einer deutschlandweit aktiven, rechtsextremen Kraft besetzt hat. Dies alarmiert und schockiert mich“, schreibt Wehren.
„Auch lässt sie den bisher als gemäßigt geltenden Christoph Kukulies, in einem völlig anderen Licht erscheinen. Herr Kukulies unterstützt, vorbei an der öffentlichen Wahrnehmung, mit Stefanie van Laak, eine Kandidatin, die als ,Kopf’ der Kleinstgruppierung NSSQ gilt“, so Wehren, der mehrere Quellen nennt. NSSQ, das steht für NRW stellt sich quer. Geschickt die Kürzel NS und SS eingebaut.
Enge Kontakte zu bekannten Rechtsextremisten
Zudem pflege van Laak, die auf Facebook als „Stef Charlotte“ agiert, sehr enge Kontakte zu verschiedenen rechtsextremen Gruppierungen und zähle „zu den umtriebigsten Kräften der rechtsextremen Szene in NRW. Frau van Laak arbeitet laut eigener Aussage mit dem Rechtsextremisten Dominik Roeseler (HoGeSa Mitbegründer) politisch eng zusammen“.
„Diese Vorgehensweise irritiert mich umso mehr“, so Wehren, „als dass die AfD sich auf Bundes- und Landesebene bisher von Extremismus jeglicher Form distanziert. Der AfD Stadtverband Emmerich am Rhein geht hier jedoch offensichtlich einen anderen Weg und ist bereit, diesem trotz besseren Wissens Tür und Tor zu öffnen.“
Wehren sieht „unwürdiges Verhalten“ von Christoph Kukulies
„Nach meiner Einschätzung ist das Verhalten des Herrn Kukulies eines Ratsmitgliedes unwürdig. Extremistinnen (Werturteil aufgrund der vorliegenden Dokumente), die unsere Demokratie verachten (Werturteil aufgrund der vorliegenden Dokumente), haben im Rat der Stadt Emmerich am Rhein nichts zu suchen. Und deren Steigbügelhalter auch nicht“, so Wehren, der deshalb den Rücktritt Kukulies’ fordert.
Die NRZ möchte beispielhaft die Rede von Stefanie van Laak am 8. September 2019 auf der Demo der Steeler Jungs in Mönchengladbach hervorheben, die auch bei Youtube zu finden ist. „Steff Charlotte“ tritt hier in aggressivem Ton auf und wählte eine Sprache, die den rechtesten Rand der Gesellschaft anspricht. „Wir sind der deutsche Widerstand“, skandiert sie immer wieder.
Bedenkliche Aussagen
„Unsere Kinder sollen frei und friedlich und stolz aufwachsen. Und nicht die Sklaven der Elite, Lobbyisten und des Islams zu sein und die halbe Welt finanzieren. Und aus Dank dürfen sie dann in einem von Gewalt und Terror verseuchten Land aufwachsen. Dagegen werden wir was unternehmen“, sagt sie dort. Oder: „Was macht unserer Justiz. Beihilfe leiste, Kuschelkurs.“ Oder: „Wir müssen uns selber schützen. Wenn nicht wir, wer dann?“ Oder: „Der Widerstand wird sich niemals beugen lassen. Niemals beugen vor der Obrigkeit.“
>> Christoph Kukulies: „Einige dieser Aussagen sind grenzwertig“
Christoph Kukulies räumt gegenüber der NRZ ein: „Einige dieser Aussagen sind grenzwertig. Ich kannte die Rede bisher nicht.“ Stefanie van Laak habe sich in Emmerich bisher nicht rechtsradikal verhalten. „Ich kenne Stefanie als Person in Emmerich. Da schätzen wir sie. Auch als Demokratin.“ Ein Rückzieher van Laaks werde aber nicht funktionieren. Die Wahlzettel werden nicht mehr geändert. Kukulies geht aber in einer ersten Reaktion auch nicht so weit, der Kandidatin die Unterstützung zu entziehen. Er selbst sehe „keine Veranlassung“ von seinem Ratsposten zurückzutreten.
[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Emmerich, Rees und Isselburg. Den E-Mail-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]