Haldern. Fortuna Ehrenfeld unterhielten rund 100 Gäste vor der Haldern Pop Bar. Ein gelungener Abend. Eine ganz andere Konzert-Erfahrung mit Kopfhörern.

Ein paar dunkle Wolken zogen am Montagabend über den Niederrhein. Wolken, die dem Team der Haldern Pop Bar gar nicht in den Kram passten. Hatten sie doch erstmals seit der Corona-Krise wieder zu einem Konzert eingeladen. Allerdings draußen auf dem Platz unter den Linden. Und mit Kopfhörern. Gut, dass die Wolken an Haldern vorbei zogen und nur ein Regenbogen aus der Ferne grüßte.

Die Regenbogenfahne hängt auch gerne bei der Kölner Band Fortuna Ehrenfeld auf der Bühne. Fortuna Ehrenfeld? Genau, am 12. März spielte Sänger Martin Bechler solo das letzte Konzert in der Pop Bar. Nun schloss sich der Kreis. Und doch war alles anders.

Frühzeitig mit einem Plan B befasst

Ein Gast nimmt sich einen Kopfhörer.
Ein Gast nimmt sich einen Kopfhörer. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

In Haldern war es das erste Kopfhörerkonzert. Die Band brachte diese mit: „Es ist unser sechstes Konzert dieser Art. Wir hatten uns frühzeitig mit einen Plan B befasst“, schilderte Sänger Martin Bechler. Und so gab’s endlich wieder Live Musik unter dem Banner Haldern Pop, die man vor Ort miterleben durfte.

„Die Sonne scheint, das Bier ist kalt. Das wird uns allen wieder genommen, wenn wir nicht aufpassen“, gab Bechler, der den Rest des Abends fast kabarettistisch herumblödelte, diese einzige ernste Mahnung.

Musik ohne Störgeräusche

Und so setzten sich die rund 100 Zuhörer brav auf ihre nummerierten Plätzen auf den Bänken. Das Pop Bar-Personal lieferte die kühlen Getränke an den Platz. Mit den ersten Tönen galt es erstmal die Lautstärke am Kopfhörer richtig einzustellen. Relativ schnell entfachte sich der Charme dieser Konzert-Art: Es darf Musik ohne Störgeräusche genossen werden. Den Sound konnte man auch ungedrosselt mit zum Klo nehmen.

Skurril wurde es, wenn man den Kopfhörer mal absetzte. Denn dann war längst nicht alles zu hören, was das Trio auf der Bühne zu Gehör brachte. Ein bisschen wie ein musikalisches Skelett ohne Fleisch dran. Mit zunehmender Spieldauer sangen auch immer mehr Gäste mit. Allerdings hörten sie sich nicht dabei. Vielleicht auch besser so. Diese Situation sorgte dafür, dass manch ein Passant sich das Schauspiel einen Moment ansah. Verrückt, diese Haldern Popper.

Bechlers leicht rauchige Stimme entfaltete über die nichts verbergenden Kopfhörer ihre ganze Bandbreite. Dazu die meist sanften Melodien. Pop für Querdenker mit verspielt deutschen Texten. Herrlich auch, wie die Band ihren vermeintlich lautesten Song „Das ist Punk, das raffst Du nie“ so leise wie möglich spielten. Zum Brüllen.

Die etwas andere Kaffee-Erfahrung

Bunt leuchteten die Kopfhörer in der Dämmerung auf.
Bunt leuchteten die Kopfhörer in der Dämmerung auf. © NRZ | Marco Virgillito

Humor ist ohnehin eine der Hauptzutaten für Fortuna Ehrenfeld-Konzerte. Bechler redet sich selbstironisch um Kopf und Kragen. Mal improvisiert, mal mit Plan. Schlagzeuger Jannis Knüpfer befasse sich intensivst mit der Espresso-Verkostung. Seine Einschätzungen bekommen die Röster per Mail. Die Band ließ eine dieser Mails von einer ehemaligen Porno-Synchron-Stimme vorlesen und spielte dies über die Kopfhörer ein. So hat man Kaffee noch nie erfahren...

Je dunkler es wurde, desto schöner wirkten die grün oder blau leuchtenden Kopfhörer. Das Konzert endete deutlich nach der üblichen Grenze von 22 Uhr. Allerdings dürfte die gedrosselte Geräuschkulisse für die Nachbarschaft kaum störend gewesen sein. Die Druckstellen an den Ohren verblassten durch die Freude über den Moment. Haldern Pop eroberte für die Gäste an diesem Abend ein Stück früheren Alltag zurück.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Emmerich, Rees und Isselburg. Den E-Mail-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]