Haldern. Mit dem Solokonzert in der Halderer Pop Bar schloss Fortuna Ehrenfeld seine Tour wegen des Corona-Virus ab. Bis Ende April keine Konzerte mehr.

Es gibt Konzerte, die auf ihre eigene Art etwas ganz Besonderes sind. Das galt in mehrfacher Hinsicht für das Solo-Konzert von Martin Bechler, dem Kopf der Kölner Indierockband „Fortuna Ehrenfeld“, in der Halderner Pop Bar.

Nicht nur, weil es voraussichtlich bis Ende April wohl das letzte Konzert in der Pop Bar sein wird, wie „Pop“-Chef Stefan Reichmann nach der Veranstaltung auf NRZ-Nachfrage bestätigte. Sondern auch, weil es nach dem Bechlers Tour-Auftakt einen Tag zuvor in Dortmund auch das letzte Konzert in dieser Konstellation erst einmal sein wird.

Es geht darum, die Welt zu unterbrechen

„Wir dürfen nicht unser Ego auf dem Rücken anderer austragen“, machte Bechler klar, dass es „tolle Statistiken gibt, die expotenziell nach oben gehen“ hinsichtlich der Ausbreitung des Corona-Virus. „Es geht darum, die Welle zu unterbrechen.“ So gesehen sei es sogar so etwas wie ein „historisches Konzert“ - und er dankte der Pop Bar für die Gelegenheit.

Das Konzert selbst wurde eine Außergewöhnlichkeit – ein unfassbar intimes, zweistündiges Erlebnis mit einem vollkommen echten, authentischen Künstler, der im Schlafanzug, mit Feder-Boa und einer Flasche Wein das Publikum „an den Ort mitnehmen“ wollte, „wo die Lieder entstanden sind“: an dem Klavier in seinem Arbeitszimmer in Ehrenfeld.

Poetische Texte und Motive

Ergänzt durch viele, durch eigenes PC-Pad entlockende Beats, Klangsphären und O-Töne plus der Keyboard-Unterstützung von Christian Hubert, faszinierte er eingefleischte Fans und Zuhörer mit der ganzen Wucht seiner poetisch-vielschichtigen Texte und poetischen Motiven wie bei „Irgendwann der Sommer“.

Ob er nun in „Das letzte Kommando“ über „zwei Mangas in Tangas“ in der „Reisegruppe Seltsam auf dem Weg ins Paradies“ sang, vereint mit dem Publikum „Es lebe die Vernunft – gegen die Faschisten“ im Song „Gegen die Vernunft“ intonierte, für klangliche Atmosphäre bei “Matrosen” sorgte oder in „Bananenrepublik“ zwischen Reggae und Ballade wechselte, war einfach nur großem Kino.

Schweigeminute für die Opfer von Hanau

Zwischendurch plauderte er über Karriereflops und die Beschränktheiten großer Plattenlabels, lachte mit dem Publikum über das passende WC-Türknarzen bei der „Umarmung der Magneten“ , sorgte mit einer ernsten Schweigeminuten für die Opfer von Hanau für einen ganz tiefen kollektiven Moment.

Am Ende und mehrfachen Zugaben eines Publikums, das ihn nicht gehen lassen wollte, schuf er dann noch mit „Ich glaub an Dich“ einen „Stecknadelmoment“ , nutzte die Chance, nach Jahren das Lied vom „Pizza Blitz“ darzubieten, und endete ganz still mit der Gitarre und dem Song „Coffee keeps me busy“.