Rees. Dennis Gollasch radelt 2700 Kilometer von Lissabon nach Rees. Dabei sammelt er Spenden für einen guten Zweck – und Erfahrungen fürs Leben.

Im Telefonhörer rauscht der Wind. „Moment, wir fahren gerade“, ruft Dennis Gollasch. „Wir suchen uns mal eben einen Platz zum Anhalten.“ Und den finden er und sein Kumpel Guillermo kurze Zeit später, irgendwo zwischen den französischen Städten Arcachon und Bordeaux. Hier können sie von ihren Rädern absteigen, kurz Luft holen und von ihrer etwas verrückt klingenden Tour von Lissabon nach Rees berichten.

„Ich hatte schon immer den Traum, mit meinem Fahrrad lange Strecken durch Europa zu fahren“, erzählt Gollasch, der sich für die Reeser Grünen engagiert. Einmal konnte er bereits diesen Traum verwirklichen, als er nach seinem Auslandsstudium von Krakau zurück in seine Heimatstadt Rees radelte. Das wollte er unbedingt wiederholen, eines war ihm aber von Anfang an bewusst: „Das macht man nicht einfach so.“

2700 Kilometer durch Europa

Immerhin sind es 2700 Kilometer, die Gollasch mit seinem Rad zurückzulegen plante. Wie praktisch, dass er in Zeiten von Corona besonders viel Zeit zum Trainieren hatte. Er joggte, setzte sich natürlich aufs Rad. Und weil er sich am platten Niederrhein kaum auf die spanische Berglandschaft vorbereiten konnte, fuhr er kurzerhand auch mal zum höchsten Punkt von NRW.

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„Ich war noch nie so fit“, sagt Gollasch und lacht. Also buchte er eine Zugfahrt nach Lissabon, um von dort aus zunächst alleine seine Tour zu starten. Und das war gerade am Anfang „richtig, richtig hart“, trotz Vorbereitung am Langenberg. Da war die bedrückende Hitze, das frühe Aufstehen, die langen Strecken. Über einsame Straßen mitten in der „spanischen Pampa“ ging es. Und dann kamen am vierten Tag die Berge.

Couchsurfing bei Einheimischen

185 Kilometer liegen zwischen Porto und Verin, noch schlimmer aber sind die 3500 Höhenkilometer. „Das möchte ich nie wieder machen“, gibt Gollasch offen zu. Glücklicherweise muss er das auch erst einmal nicht mehr. Denn seit Kumpel Guillermo in Bilbao dazugestoßen ist, sind die Tagesstrecken kürzer. Wobei kürzer auch relativ ist.

Zwischen 90 und 140 Kilometer fahren die beiden Freunde jeden Tag, die Nächte verbringen sie in Hostels oder bei Einheimischen. Möglich ist Letzteres über das Portal „Couchsurfing“, auf dem sich jeder anmelden und einen Schlafplatz kostenlos anbieten oder suchen kann. „Als kleines Dankeschön gibt man dann mal ein Abendessen aus“, erklärt Gollasch.

Panne mit dem Fahrrad

Gastfreundschaft hat der Reeser aber nicht nur in den Abendstunden erlebt. „Einmal hatte ich eine Panne mit meinem Rad und das erste Auto, das an mir vorbeigefahren ist, hat sofort angehalten“, erzählt er. Eine Minute später saß die Kette wieder richtig und er konnte weiterradeln. Erfahrungen wie diese sind der Grund dafür, dass er so manche Strapaze auf sich nimmt.

Und noch etwas treibt Gollasch über jede noch so steinige Straße. „Ich wollte das Ganze mit etwas Gutem verbinden“, sagt er. Also startete er einen Spendenaufruf für Ärzte ohne Grenzen. Rund 1000 Euro sind so schon zusammengekommen, auf etwas mehr hoffen er und sein Kumpel aber noch. Dafür treten sie gleich wieder ordentlich in die Pedalen, 50 Kilometer müssen sie an diesem Tag noch schaffen. Zum Glück gibt es Rückenwind.

>>>Spendenaktion Fietsfiesta

„Fietsfiesta“ heißt die Internetseite, auf der es noch weitere Informationen zu der Radtour quer durch Europa gibt. Wer für Ärzte ohne Grenzen spenden möchte, findet dort außerdem den passenden Link. Außerdem geben die beiden Freunde jeden Tag auf der gleichnamigen Facebookseite ein kurzes Update.

Mit Blick auf Corona betont Dennis Gollasch, „dass wir, obwohl wir in diesem Urlaub andere Menschen kennenlernen wollen, im Umgang mit der Corona-Situation so vorsichtig wie möglich umgehen, besonders weil am Abend des Tages, als wir Spanien und das Baskenland verlassen haben, für eben dieses eine Reisewarnung ausgesprochen wurde. Wir tragen so häufig wie möglich auch draußen Masken und werden uns nach unserer Ankunft in Deutschland so schnell wie möglich testen lassen.“

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