Rees. Reeser Grünen wählten ihre Kandidaten für Kommunalwahl am 13. September. Das Wahlprogramm steht noch nicht. Scharfe Kritik auch an Gerwers.
Überall Personen mit Masken und ein Tisch pro Person im Saal: Für die Reeser Grünen war ein Parteitag im Bürgerhaus in Rees in einem so großen Rahmen und unter Corona-Bedingungen mit Listen mit Abstands- und Hygieneregeln Neuland. „Normalerweise sind wir bei Albert Böhmer quasi im ‘Kämmerlein’. Das ist eine besondere Mitgliederversammlung“, dankte der Vorsitzende der Grünen, Marco Bonnes, der Stadtverwaltung für die „unkomplizierte“ Zusammenarbeit in der Vorbereitung.
Im Zentrum des Abends stand die Wahl der Kandidaten für die 17 Kommunalwahlbezirke. Der Vorstand hatte im Vorfeld die Bewerbungen für die Plätze eingeholt, ließ die Liste dann einheitlich im Block abstimmen. Danach stand die Aufstellung der Reserveliste an und die Wahl der beiden Kandidaten für die beiden Kreistagswahlbezirke. Bei der Reserveliste verzichteten die Frauen auf ihre ersten beiden „ungeraden“, für sie der Geschlechterparität nach vorgesehenen Listenplätze. Bonnes drückte darüber später sein Bedauern aus. Jeder Platz wurde dann einzeln gewählt.
Zwei Kandidaten für den Kreis
Für die beiden Kreiswahlbezirke 9 und 10 wurden Helmut Wesser und Margret Derksen als Kandidaten auserkoren. „Gut, dass wir so tolle Kandidaten haben. Ich hoffe auf ein tolles Wahlergebnis und dass wir die Grünen entsprechend im Rat vertreten können“, setzen Bonnes und Co. auf einen Stimmen- und Mandatszuwachs.
Ein Kommunalwahl-Programm steht noch nicht. „Wir sind dabei, das zu formulieren“, sagte Bonnes. Bonnes führte die Corona-Krise und die lange unklare Situation, ob die Wahl überhaupt stattfinden würde, als Gründe an. „Jetzt wollen wir da durchstarten.“
Man sei auf einem guten Weg, die Homepage für den Wahlkampf auf ein zeitgemäßes Niveau zu bringen, sagte Sebastian Hiller. Geplant sind auch vier Großflächen und Flyer für die Öffentlichkeitswerbung.
Zumindest SPD zu Meinungsumschwung bewegen können
Inhaltlich ging die Stoßrichtung der Kritik in Richtung Verwaltung und Bürgermeister Christoph Gerwers. „Man hat den Eindruck, dass er sich im Moment so gut ‘im Lauf’ befindet und mit seinem ‘Daily Corona Talk’ so gut ankommt, dass er am liebsten das alleine übernehmen“ wolle, kritisierte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Helmut Wesser.
Hier gibt es mehr Artikel aus Emmerich, Rees und IsselburgGerwers habe sich auf eine Landesverordnung berufen, um den Rat wegen der „Risikogruppen“ in dem Gremium durch den Hauptausschuss zu ersetzen. „Ich hätte das unglücklich gefunden“, sagte Wesser, da der nächste Rat erst in einem Monat tagt. Er zeigte sich froh darüber, dass er zumindest die SPD da zum Meinungsumschwung habe bewegen können, um mit den Grünen ein Zwei-Drittel-Quorum dafür zu verhindern.
Sorgen um die kommunale Demokratie
Dafür fänden sich in der sehr umfangreichen Tagesordnung des Umwelt-und Planungsausschusses kurzfristig anberaumte Themen „von erheblichem Gewicht“ wie die Abgrabung Bislich-Vernum, die der Verwaltung seit einem Jahr vorliegen. „Wir sind nicht bereit, das im Schnellverfahren durchzuhecheln“, machte er unmissverständlich klar.
Wesser übte auch scharfe Kritik an den „streng geheim“ durchgeführten Baumfällaktionen in der Stadt, die oft nur als „Geschäftsmäßigkeit der Verwaltung“ angesehen werde, teilweise aber ganze Alleen ohne Ersatz betreffe. Als „letzten großen Knaller“ in dem Kontext bezeichnete er die Fällaktion der Pappeln hinter der Rheinbrücke.
Kritik an Nicht-Sanierung der alten Turnhalle
Der Informationsfluss aus der Verwaltung an die Fraktionen und die Beteiligung an Entscheidungen sei vor 20 Jahren wesentlich besser gewesen als heute, ergänzte Margret Derksen. „Wir haben kaum noch Möglichkeiten, uns vernünftig vorzubereiten und zu beteiligen.“ Die Bürgermeister hätten die Entscheidungen zunehmend an sich gerissen, mahnte sie, dass man sich so „Stück für Stück von der Demokratie“ verabschiede.
Die Grünen äußerten auch Kritik an der Nicht-Sanierung der alten Turnhalle am Westring, die von Vereinen und Theatergruppen genutzt wird, für die stattdessen an der Realschule aber ein Neubau vorangetrieben wird. Das „Sozialrathaus“ werde seinem Namen nicht gerecht, sei nur eine Vergrößerung der Verwaltung.
Wesser und Derksen forderten 50.000 Euro für eine Renovierung des Freibads bis zum Neubau, womit man es noch ein paar Jahre nutzen könnte. „Das ist in Rees ein Rezept. Man lässt die Bausubstanz durch Vernachlässigung von Unterhaltung regelrecht zugrunde gehen“, sagte Wesser. Gleiches gelte auch für sozialen Wohnraum.
>> Das sind die Kandidaten für die Kommunalwahl
Als Kandidaten für die 17 Kommunalwahlbezirke bestimmten die Anwesenden folgende Personen: Kathrin Ising-Osterkamp (Rees-Oberstadt/Innenstadt Ost), Sebastian Hiller (Innenstadt West), Britta Gebbing (Wohngebiet Emmericher Straße bis Florastraße), Kajo Scholten (Wohngebiet zwischen Empeler Straße-Weseler Straße-L7), Helmut Wesser (Alte Siedlung/Bergs-wick/Groin), Dennis Gollasch (Queckvoor), Maria Baumann (Wohngebiet zwischen Grüttweg und Emericher Straße/Esserden), Uli Doppstadt (Lohr/Industriegebiet Empeler Straße/Bienen/Spel-drop/Androp).
Dazu kommen Diana Günnewig (Millingen-Mitte), Sina Jeger (Millingen östlich der Bahn/Schaffeld/Bruch), Marco Bonnes (Millingen-Süd, Fischerviertel und Rückenbuschfeld/Empel), Klaus Awater (Haldern Musikerviertel), Angela Bömer (Haldern Mitte), Manuela Hiller (Haldern West, Heeren und Herken), Verena Baumann (Haldern/Sonsfeld/Wittenhorst/Helderloh und Mehr Campingplätze Zur Rose/Bonekamp/Zur Langen Renne) sowie Margret Derksen (Haffen/Mehr Außenbezirke West) und Herbert Schramm (Mehr Dorfmitte).
Auf Platz 1 der Reserveliste steht Margret Derksen. Dann folgen Helmut Wesser, Herbert Schramm, Ulrich Doppstedt, Marco Bonnes, Dennis Gollasch, Kathrin Ising-Osterkamp, Sebastian Hiller, Britta Gebbing, Albert Bömer, Elisabeth Tenhonsel , Verena Baumann, Manuela Hiller, Kajo Scholten und Maria Baumann.