Emmerich/Voerde. Voerder (22) beteuerte vor dem Amtsgericht Emmerich seine Unschuld. Der Richter verurteilte ihn dennoch wegen gefährlicher Körperverletzung.
Je weiter die Verhandlung am Montagmittag voranschritt, desto mehr kam der Angeklagte ins Schwitzen. Und das lag nicht nur an den steigenden Temperaturen im Sitzungssaal des Amtsgerichts Emmerich.
Zunächst aber trat der 22-Jährige aus Voerde selbstsicher auf, um seine Version der Geschichte vom 1. August 2019 vorzutragen. Demnach sei er als Beifahrer mit seiner damaligen Freundin im Schritttempo über die enge Wardstraße in Emmerich gefahren, als plötzlich ein anderes Auto in hoher Geschwindigkeit angerast kam und den Weg versperrte. Aggressiv sei der andere Fahrer ausgestiegen und habe gegen das Beifahrerfenster geschlagen. „Meine Freundin hat aus Angst die Türen verriegelt“, so der Angeklagte.
Abgesprochene Zeugenaussage
Er selbst habe dann aber kurze Zeit später doch das Auto verlassen, ebenso seine Freundin. Beide hätten in der darauffolgenden Auseinandersetzung Schläge abbekommen, die sie allerdings später nicht im Krankenhaus dokumentieren ließen. „Das war mein Fehler“, gibt der Angeklagte zu. Er selbst habe in der Situation aus „reiner Notwehr“ lediglich den Fahrer zur Seite geschoben. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte“, beteuerte er.
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Seine damalige Freundin unterstützte im Zeugenstand seine Aussage, jedoch teils „wortidentisch“ wie Richter und Staatsanwalt feststellten. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Zeugenaussage abgesprochen war“, erklärte Richter Max Melssen. Als wesentlich überzeugender erachtete er dagegen die Zeugenaussage der Beifahrerin und Freundin des Geschädigten. Der Geschädigte selbst fehlte unentschuldigt.
„Erschreckend brutale“ Szene
Die 20-Jährige aus Rees berichtete, dass sie und ihr Freund gemeinsam mit dem Auto in Richtung Hafen unterwegs gewesen sei. „Wir wollten eine Runde mit meinem Hund gehen und eine Zigarette rauchen.“ Dann aber sei ein anderer Wagen schnell auf sie zugerast, um dann mitten auf der Straße stehen zu bleiben. „Wenn das Auto einfach zur Seite gefahren wäre, hätte das alles nicht passieren müssen“, sagt sie. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.“
Denn ihren Angaben zufolge stieg der Angeklagte aus dem Auto, um eine Prügelei mit ihrem Freund anzufangen. Gerade als die Situation sich langsam wieder zu beruhigen schien und alle Beteiligten zurück zu ihren Wagen gingen, habe der Angeklagte aus der Beifahrertür einen Radmutternschlüssel geholt und damit ihren Freund mehrmals geschlagen. „Erschreckend brutal“, beschreibt sie die Szene. Mehrere Prellungen und Abschürfungen sind die Folge, wie ein ärztliches Attest dokumentiert.
Freiheitsstrafe auf Bewährung
Die „lebensnahe Schilderung“ der Zeugin überzeugten schließlich Richter Melssen von der Schuld des Angeklagten. Er verurteilte den 22-Jährigen wegen Körperverletzung sowie gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe von 1000 Euro. Der 22-Jährige reagierte sichtlich geschockt: „Ich bin kurz vorm Umkippen.“
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