Rees-Haldern. „Other Voices x Haldern Pop Live“ hieß es am Freitag. Beeindruckender Klang und gelungene Konzerte von Musikern an beiden Orten zusammen.

Musik verbindet. Wenn es um Haldern Pop geht, dann erst recht. Das hat der die Online-Übertragung „Other Voices x Haldern Pop Live“ am Freitagabend bewiesen. Über die diversen Kanäle schalteten sich die Fans des Haldern Pop Festivals sowie des irischen Festivals Other Voices in Dingle weltweit (!) ein. Philip King, der Moderator auf irischer Seite, grüßte zwischendurch immer mal wieder Zuschauer… aus Port-au-Prince in Haiti, der Isle of Man in Schottland, aus Pretoria in Südafrika, aus Chicago, USA, aus Spanien, Japan, Indien – und natürlich aus Haldern und Umgebung.

Natürlich ersetzt kein Live-Stream einen Festivalbesuch. Aber das, was die beiden Festivals da online boten, setzt die Messlatte für andere Konzertveranstalter verdammt hoch: Die Tonqualität war 1a. Mit den richtigen Boxen ausgestattet konnte man sich wirklich Live-Musik-Atmosphäre ins Wohnzimmer holen.

Die Relevanz von Beethoven im Kontext Haldern Pop

Stargaze waren bei den Konzerten aus der St. Georg-Kirche in Haldern stets dabei. Sogar Trennwände wurden verwendet.
Stargaze waren bei den Konzerten aus der St. Georg-Kirche in Haldern stets dabei. Sogar Trennwände wurden verwendet. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Besonders beeindruckend war, dass Musikern aus Haldern und Dingle es gelang, live zusammen zu spielen, obwohl sie knapp 1300 Kilometer Luftlinie auseinander lagen. Schließlich weiß jeder, wie es ist, wenn Übertragungen auch nur minimal versetzt ankommen.

Zum Auftakt spielt das Künstlerkollektiv Stargaze aus der Halderner St. Georg-Kirche einmal mehr Beethoven mit auch ungewöhnlicher Instrumentierung. Beethoven sei ein „Pionier der rhythmischen Musik“, hebt Andre de Ridder, Stargaze-Leiter, die Relevanz für die heutige Zeit und Haldern Pop hervor.

Bilder aus den beiden Orten eingespielt

Beethovens Nr. 1 ertönt in einer tollen Atmosphäre eines in blau getauchten Kirchenraumes. Die Stammgäste beim Haldern Pop stellen für die treuen Fans schon vertraute Gesichter dar. Zu den verträumten Melodien werden immer wieder Impressionen eingespielt. Ob vom Fußballplatz in Haldern oder von den Klippen Dingles.

Über die Chatfunktion etwa bei Youtube tauschen sich die Zuschauer aus. Hein Fokker klinkt sich da zum Beispiel ein, der bekannte Ansager des Haldern Pop. Das verbindet. Einige Musikfreunde haben sich zum Rudelgucken verabredet, etwa bei den Böggerings/Wiesners in Anholt.

Unfassbarer Klang der Bass-Konzertina

Erster Künstler in Dingle ist Cormac Begley, der mit verschiedenen Varianten der Konzertina, ähnliche wie ein Akkordeon, irische Melodien zum Besten gibt. Besonders die Bass-Konzertina zaubert einen unfassbaren Klang. Als er jovial Fahrt aufnimmt, flippt die Online-Kommune aus und überwirft sich mit Kommentaren.

Es gelingt ein fließender Übergang nach Haldern, wo Stargaze den Ball aufnimmt. Nach einer kurzen Ansprache von Halderns Moderations-Improvisateur Richard James Foster steht auf der Bühne einer der Höhepunkte des Abends an: Black Country, New Road (das Komma ist zu betonen) und Stargaze spielen jetzt.

Die ganze breite der Klangqualität

Die zerbrechliche Stimme von Sänger Isaac Wood wird von einem experimentellen Mischung aus Postpunk und Freejazz ummantelt. Jetzt kommt die ganze Breite der Klangqualität zur Geltung. Wahnsinn. Am Ende wird’s fast apokalyptisch. Viele hatten sich auf diesen Act gefreut. Mit Recht.

In Dingle ist dann Peter Broderick an der Reihe. Der Singer-Songwriter besticht mit einer klaren, warmen Stimme. Und dann steigen Stargaze in Haldern ein – jetzt sprechen die Dörfer tatsächlich miteinander. In hervorragender Harmonie.

Halderner bedankt sich bei Lisa Hannigan für das Konzert

All the Luck in the World unterstreichen ihre Wertschätzung für die Möglichkeit auf diese Weise live spielen zu können. Ihre sanften Melodien schaffen ein Gefühl der Melancholie.

In Dingle ist dann Lisa Hannigan an der Reihe – wieder so eine geniale Stimme. Nicht nur Ansgar Wilbrand, der auf Youtube den Kommentar „Danke für das wundervolle Konzert. Haldern hört zu – Feldstraße 35a“ hinterlässt, ist begeistert.

Mit Loney Dear kommt dann ein Liebling von Stefan Reichmann, Haldern Pop-Chef. Auf den Schweden kann man sich verlassen. Gemeinsam mit Stargaze bringt er seine unverwechselbar helle Stimme zu Gehör. Untermalt wird dies mit Festival-Impressionen, was die Melancholie und die Nostalgie natürlich nochmal erhöhen.

Fürs große Finale nehmen sich Loney Dear und Stargaze in Haldern sowie Lisa Hannigen in Dingle gemeinsam den Song „April 5th“ von Talk Talk aus dem Jahr 1986 vor. Hervorragend gelingt auch dies. Es bleibt dieses Gefühl ein Konzert online gesehen zu haben, von dem man denkt: Da wäre ich gerne vor Ort dabei gewesen...

>> Einen Riesenaufwand betrieben

Haldern Pop-Chef Stefan Reichmann war am Sonntag sehr froh über „viele super-positive Rückmeldungen“. Dass die Musiker an zwei Orten zusammen live spielten konnten, „war ein Riesenaufwand“, gibt er Einblicke. Selbst die Generalprobe sei noch ordentlich schief gegangen. Um so schöner, dass es live ein Erfolg war.

Der Vorteil an einer Übertragung im Internet ist, man hat nichts verpasst. Zum Beispiel auf Youtube kann „Other Voices x Haldern Pop - Live“ nach wie vor angesehen werden.

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