Haldern. Ob die Stargaze HipHop Challenge, ein Afrobeat-Debüt oder experimentelle Bands – am Freitagabend probierte Haldern Pop viel aus. Mit Erfolg.
Die Stargaze HipHop Challenge wartete mit einigen Überraschungen auf. Nicht nur, dass die geballte HipHop-Kompetenz des Tages mit Astronautalis, The Lytics und Sampa The Great im Wechsel auf die Bühne gebeten wurde, das Künstlerkollektiv hatte auch etliche HipHop-Stücke für sich entdeckt. Etwa von Tyler, the Creator. Mehr als ein Dutzend Streicher, Bläser und Co. zeigten der Szene, dass man diese Musik auch komplett handgemacht darbieten kann. Beeindruckend. Improvisierte Stücke, wie das beim Kaltern Pop schon mal dargeboten wurde, waren diesmal nicht dabei.
Eine Lebensmittelvergiftung hätte fast den Auftritt von Villagers noch verhindert. Aber Conor O'Brien kämpfte sich ins Flugzeug, „weil es eines der schönsten Festivals überhaupt ist“, so der Ire. Belohnt wurde er bei seinem Auftritt zur besten Sendezeit am Abend mit einem aufmerksamen Publikum, dass sich den sanften Folk-Melodien hingab. Bei den verträumten Melodien fällt auf, dass immer noch vor allem die älteren Hits wie „Becoming a Jackal“ abgefeiert werden.
Erstmals ein Nigerianer beim Haldern Pop
Mit Seun Kuti stand erstmals ein Nigerianer auf der Bühne. Die vielköpfige Band Egyt 80, die er als 15-Jähriger von seinem Vater und Afrobeat-Pionier Fela Kuti übernommen hat, war auch dabei – mit zum Teil betagten Musikern, die den Beat immer noch in sich spüren. Die afrikanischen Rhythmen stellten eine angenehme Abwechslung im ohnehin vielseitigen Programm dar.
Sehr gut kam die kalifornische Gruppe Deerhoof im Spiegelzelt an. Sie rockten mit ihren schrägen Gitarrenriffs, die sich am Rande einer perfekt inszenierten Kakophonie bewegten, das Zelt ordentlich durch. Dabei stellten sie eine ideal Abstimmung der Instrumentalisten unter Beweis. Völlig schräg und doch rund. Köstlich, wie der Schlagzeuger Greg Saunier seine entfernten Deutsch-Brocken einbrachte: „Das nächste Lied ist anders Heavy Metal. Ich find es niedlich Heavy Metal.“ Niedlich gesagt.
Düster-dröhnender Sound im Spiegelzelt
Immer besser wird das Berliner Quartett Hope. Im Spiegelzelt begeisterte der düster-dröhnende Sound im Nebel. Die Exzesse reichen bis zur Selbstverstümmelung – thematisch wie musikalisch. Die Gruppe um Sängerin Christine Börsch-Supan, die mit ihrer Bühnenpräsenz die Zuhörer um den Finger wickelt, ist reif für die Hauptbühne.
Das war der 2. Tag beim Haldern Pop in Rees
Gewöhnungsbedürftig war für manch einen die experimentelle Musik von Housewives. Die oft repetitiven, monotonen Stücke leben von der Art und Weise, wie die Instrumente eingesetzt werden. Selbst ein Saxophon klingt hier derart verzerrt, das es fast unkenntlich wird. Hall und Effekte trüben außerdem die Wahrnehmung. Der Gesang, der eher eine Ausnahme darstellt, klingt wie rückwärts gesungen.
Am späten Abend gab es im Niederrhein-Zelt noch einen Überraschungsauftritt der Band Town Of Saints, die schon häufiger in Haldern zu hören war, auch im Künstlerkollektiv Tour Of Tours. Für solche unerwarteten Häppchen ist Haldern Pop ja immer zu haben. Denn wie immer geht es um Momente.