Rees. Bäckerei Gerards setzt immer mehr auf Dinkel-Produkte. Die machen schon gut zwölf Prozent des Umsatzes aus. 40 Tonnen eigenes Korn verarbeitet.
Auf regionale Produkte setzt Bäckermeister Hans Gerards schon seit vielen Jahren. Milch etwa kauft der 69-Jährige vom Rosenhof in Grietherbusch. Und Dinkel-Korn, „das gesund ist und richtig gut schmeckt“, sagt er, wird seit zwei Jahren eigens für ihn ebenfalls vor Ort geerntet. „Letztes Jahr haben wir gut 40 Tonnen bei uns verarbeitet“, erzählt der Chef von gut 100 Mitarbeitern. Etwa zwölf Prozent seines gesamten Umsatzes von drei bis vier Millionen Euro macht der Reeser mittlerweile mit Dinkel-Produkten.
Und es soll gerne mehr werden, findet auch Richard Jansen. Der 50-Jährige arbeitet seit vielen Jahren für Gerards. „Er wird wohl ab Januar den Betrieb gemeinsam mit meiner Tochter Natascha leiten“, kündigt der (Noch)-Chef bei dieser Gelegenheit gleich mit an. Jansen hat seine Ausbildung 1986 im Betrieb gemacht, war dann einige Jahre in anderen Firmen beschäftigt, bis er 1995 wieder zurückgekehrt ist.
Dinkel-Produkte kosten einen Tick mehr
Die Kunden, sagt Hans Gerards, mögen Dinkel-Produkte. Und da sind sie in dem Familienbetrieb genau richtig. „Wir bieten alleine 30 unterschiedliche Brotsorten aus Dinkel an, jeden Tag zwei andere“, zählt Richard Jansen auf, der sowohl Bäckermeister, Betriebswirt im Handwerk als auch Konditor ist. Hinzu kommen 20 Brötchen-Sorten, sowie Plätzchen und Kuchen aus Dinkel.
In ihren Dinkel-Produkten ist kein Weizen enthalten. „Das ist für Allergiker sehr wichtig“, sagt Gerards. Der aber auch findet, dass Brote und Gebäck aus Dinkel einfach richtig gut schmecken. Die Kundschaft weiß es zu schätzen, zahlt dafür auch „einen Tick mehr“, erzählt der Unternehmer, der mittlerweile rund 100 Kilo des uralten Korn in seiner Backstube verarbeitet.
Dinkel-Kaffee konnte sich nicht durchsetzen
Lustig anzusehen sind übrigens auch die bunten Dinkel-Zwerge in seinen Filialen, unter anderem in Rees, Haldern, auf der anderen Rheinseite, aber auch in Bocholt. Sie alle fallen durch bunte Mützen auf. Die Produkte haben verschiedene Geschmacks-Richtungen, etwa Bier, Nuss, Garten (Möhren/Zwiebeln) und Emma, einem Ur-Getreide. „Ich hatte es sogar auch mal mit Dinkel-Kaffee versucht. Das lief aber gar nicht“, lacht der Chef.
In diesem Jahr erhofft er sich von Bauer Lörcks aus Grietherbusch, der den Dinkel für ihn anbaut, sogar 50 Tonnen Ertrag. „Wenn das zu viel ist für uns, verkaufe ich den Rest an die Mühle in Grevenbroich, mit der ich zusammen arbeite“, erklärt der umtriebige Bäckermeister. Der gerne eine Filiale im neuen Reeser Rewe-Markt auf dem ehemaligen Niag-Gelände eröffnen möchte. Die Anträge seien gestellt.
Corona-Zeit bislang gut überstanden
Wie gesagt: Wenn irgendwie möglich, bezieht er seine Zutaten aus der Region. Was er an frischen Pflaumen, Erdbeeren oder Äpfeln braucht, kommt aber aus Grevenbroich. „Weil die Äpfel bereits geschält und geschnitten sind. Das bieten unsere Obst-Plantagen in Rees nicht“, sagt Gerards. Für den klar ist, auch für seinen Nachfolger: „Gen-manipulierte Lebensmittel wird es bei uns nie geben!“
Die Corona-Zeit habe sein Betrieb übrigens bislang gut überstanden. Was fehle, sei der Umsatz an den Schul-Bistros in Rees und Kalkar, die er beliefere. „Das ist schon ein Batzen.“ So ganz zur Ruhe setzen möchte sich der Senior-Chef im nächsten Jahr übrigens noch nicht. „Wenn mich die beiden noch ein wenig machen lassen, gerne“, schmunzelt Hans Gerards.
Wobei schon heute Richard Jansen nicht nur die Produktion eigenverantwortlich managt. Tochter Natascha Remy ist dann fürs Kaufmännische zuständig, außerdem für die Betreuung der Filialen.
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