Emmerich. Fabian Wroblowski aus Emmerich glaubt, dass Bestattung und Trauer immer digitaler werden. Deswegen bietet er Trauerfeiern über Livestream an.
Fabian Wroblowski beschreibt sich selbst als „Bestatter der alten Schule“. So notiert er sich im Gespräch mit den Angehörigen deren Wünsche am liebsten auf Papier. Von Tablets oder Ähnlichem will er nichts wissen. Und doch gibt es im Bestattungshaus van Beeck in Emmerich seit Neustem Trauerfeiern im Livestream. Denn, da ist er sich sicher: „Bestattung und Trauer werden in Zukunft immer mehr digitalisiert.“
Allerdings musste erst ein Virus namens Corona kommen, um ihn und seine Zwillingsschwester Sarah van Beeck auf die richtige Idee zu bringen. Denn auf Grund der vielen Beschränkungen konnten plötzlich viele Gäste nicht mehr an Trauerfeiern teilnehmen. Das geht so nicht, fanden die beiden: „Unsere Philosophie ist, dass wir jedem Menschen ermöglichen wollen, Abschied zu nehmen.“
Wachsende Nachfrage
Deshalb erhält von nun an auf Wunsch jeder Gast einen Code, mit dem er sich übers Internet in den geschützten Livestream einloggen kann. Sobald es losgeht, filmt ein Mitarbeiter Trauerredner und Urne. Die anwesenden Gäste werden dagegen nicht gezeigt. „Das Ganze wird live übertragen, es gibt höchstens eine Verzögerung von ein bis zwei Sekunden“, betont Wroblowski.
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Das kostenlose Angebot wurde bislang zwölf Mal genutzt, bei langsam wachsender Nachfrage. „Die Leute müssen sich da erst reinfuchsen“, sagt Wroblowski. „Vor allem die ältere Generation kann damit noch nichts anfangen.“ Doch er ist sich sicher, dass das neue Konzept auch über Corona hinaus echtes Zukunftspotenzial sitzt.
Wandel der Bestattungskultur
„Es gibt immer mehr Ältere oder Kranke, die es nicht zu einer Trauerfeier schaffen“, so Wroblowski. „Für sie ist das eine gute Möglichkeit, von zu Hause mitzubeten oder mitzusingen.“ Um so beispielsweise von Bekannten oder Nachbarn Abschied zu nehmen. Und doch weiß auch er: „Das ist eine Notlösung. Emotionen und das Gemeinschaftsgefühl mit der Familie bekommt man so natürlich nicht mit.“
Dabei scheint die Trauerfeier im Livestream zum Wandel der Bestattungskultur zu passen. „Es wird alles anonymer“, weiß Wroblowski. Statt Familiengräbern gibt es mehr Urnenstelen, die wesentlich kostengünstiger sind und keinerlei Pflege bedürfen. „Wir haben bei uns 95 Prozent Feuerbestattungen“, sagt er.
Alternative Bestattungsvarianten
Gleichzeitig aber macht Wroblowski noch einen anderen Trend aus: „Alternative Bestattungsvarianten werden immer beliebter.“ See- oder Ballonbestattungen fallen beispielsweise darunter, allerdings sind die bislang nur in den Niederlanden erlaubt. Doch der Bestatter der alten und eigentlich auch neuen Schule wagt hier eine weitere Prognose: „In den nächsten zehn Jahren wird sich hier ebenfalls viel ändern.“
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