Emmerich/Rees. Juni-Regen hat den Landwirten im Kreis Kleve für die Ernte gut getan. Zu trocken ist es trotzdem wieder. Mais-Ertrag könnte ordentlich werden.

Ganz so schlimm wie in den extrem trockenen und heißen Sommern 2018 und 2019 wird dieses Jahr für die Landwirte wohl nicht. „Der Regen kam im Juni gerade noch zu rechten Zeit“, sagt Christina Fonders, bei der Landwirtschaftskammer Rheinland in der Außenstelle Kleve/Wesel, zuständig für Pflanzenbau- und Schutz. „Aber es muss noch Niederschläge geben in den nächsten Wochen, damit es wirtschaftlich nicht wieder für viele zur Katastrophe wird“, unterstreicht die Expertin.

Egal ob Weizen, Gerste, Rüben oder Kartoffeln: Wie gut die Erträge sein werden, hänge letztlich stark von der Qualität der Böden ab. Die sind in Rees gut, in Emmerich ok, weiß der für die Kreisstellen Kleve und Wesel verantwortliche stellvertretende Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer NRW, Heinrich Schnetger. Beim Weizen, der noch in diesen Tagen eingefahren wird, würden die Landwirte etwa im Schnitt sechs bis sieben Tonnen je Hektar einfahren, je nach Bodenbeschaffenheit.

Im Februar waren die Böden sehr nass

„Der Ertrag liegt damit leicht unter dem sonst üblichen Durchschnitt“, sagt der Agrar-Ingenieur. Wobei die Landwirte mit sehr guten Böden, etwa im Raum Kalkar, sehr zufrieden sein können. Gerade in den ersten Monaten, speziell im Februar, hatte es viel geregt, waren die Böden sehr nass. „Da fielen im Kreis Kleve gut 143 Liter pro Quadratmeter“, erinnert sich der 62-Jährige. Was für die Befahrbarkeit der Äcker zunächst ein Problem dargestellt hatte.

Während die Gerste mittlerweile gedroschen ist, und im Schnitt, wieder je nach Bodenqualität, zwischen drei und elf Tonnen je Hektar Ertrag gebracht hat, was auch nicht gerade viel ist, sieht’s beim Mais ganz gut aus in diesem Sommer. Immerhin wird der auf 18.000 Hektar im Kreisgebiet angebaut, was etwa 36 Prozent der 50.000 Hektar Ackerland ausmacht. Insgesamt werden auf dem 120.000 Hektar großen Kreisgebiet rund 75.000 Hektar landwirtschaftlich genutzt.

Landwirte werden wohl weniger Futter zukaufen müssen

„Der Juni-Regen hat dem Mais sehr gut getan. Aber es muss noch mal regnen, bevor er im September/Oktober gehäxelt wird“, meint die 28-jährige Agrar-Ingenieurin, die selbst vom Hof stammt. Vorher sei der Mais „eher mickrig gewesen“. Wie beim Starkregen-Jahr 2016 und den Dürre- und Hitze-Jahren 2018 und 2019. „Betriebe, die Beregnungsanlagen haben und sich die auch leisten können, werden wohl ordentliche Ernten einfahren“, glaubt Christina Fonders.

Teilweise ganz ordentlich, meinen beide, dürften in diesem Jahr auch die Grünland-Erträge sein. Die ersten drei von fünf Schnitten seien durch, der letzte steht im September/Oktober an. „In diesem Jahr werden die Bauern weniger Futter zukaufen müssen als 2018 und 2019“, schätzt Heinrich Schnetger. Auch Weizen und Gerste werden wie Mais überwiegend für die Vieh-Fütterung gebraucht.

„Auf sandigen Böden schläft die Rübe gerade“

Zur Raps-Ernte können die Fachleute noch keine genaueren Angaben machen, weil sie noch in vollem Gange ist und keine Rückmeldungen vorliegen. „Die Rüben hatten wegen der anfänglich Trockenheit im April einen sehr schweren Start“, weiß Christina Fonders. Auch da habe der Juni-Regen dem Wachstum sehr gut getan. Auf leichten, sprich sandigen Böden „schlafe die Rübe wegen mangelnder Feuchte gerade, sprich die Blätter hängen schlaff herunter“.

Unter Strich könne mit einer durchschnittlichen Ernte gerechnet werden, wenn es noch ein paar Mal ordentlich regne bis zum Kampagnen-Start. Anders als die übrigen Feldfrüchte wird die Rübe im Zuckerwerk verarbeitet, dient normalerweise nicht als Futter-Mittel. Den Kartoffel-Bauern, die gut 12 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreisgebiet nutzen, hat der Corona-Virus das Geschäft ziemlich verhagelt, Stichwort Pommes. Witterungsbedingt werde die Ernte eher mäßig ausfallen. „Ohne Bewässerung geht da nichts“, sagt die Ingenieurin.

Landwirte leiden, die Stimmung ist schlecht

Dass es die meisten der 1.200 Landwirte im Kreis Kleve, die mehr als fünf Hektar bewirtschaften, schwer haben, ist kein Geheimnis. „Von Höfe-Sterben kann man aber nicht sprechen“, sagt der Agrar-Ingenieur in Sachen Strukturwandel. Mit Blick auf sogenannte Flächenprämien-Anträge, die Bauern regelmäßig stellen können, habe sich die Anzahl der Höfe im vergangenen Jahr etwa um 0,5 bis ein Prozent verringert.

„Die Landwirte leiden, die Stimmung ist wirklich schlecht“, weiß er, auch wegen der vielen bürokratischen Vorgaben, mit denen sie zu kämpfen hätten. Schnetger: „Aber Landwirte haben ein langes Durchhalte-Vermögen. Weil sie von der Substanz leben. So lange es geht!“

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