Hochelten. Silke Gorißen (CDU) versprach den Eltener Bergrettern, sich mit der Betuwe-Problematik eingehend zu beschäftigen, sollte sie Landrätin werden.

Immerhin. Sollte Silke Gorißen (CDU) nach der Kommunalwahl am 13. September Landrätin des Kreises Kleve werden, „dann werde ich mich mit der Thematik eingehend beschäftigen“. Das hörten die Eltener Bergretter bei einem Rundgang mit der Kandidatin in Hochelten gerne. Das wäre ja schon eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Amtsinhaber Wolfgang Spreen (CDU), der sich aus der Betuwe-Problematik am Bergfuß Eltens bisher komplett heraus hielt.

Überhaupt versprach Silke Gorißen „ein Auge und ein Ohr für die rechte Rheinseite“ zu haben. Dass viele Bürger in Emmerich und Rees den Eindruck haben, vom aktuellen Landrat weniger beachtet zu werden, das hat die CDU-Kandidatin schon wahrgenommen.

Es läuft auf eine Klage hinaus

Silke Gorißen versprach den Bergrettern zumindest, sich mit der komplizierten Thematik eingehend zu beschäftigen, sollte sie Landrätin werden.
Silke Gorißen versprach den Bergrettern zumindest, sich mit der komplizierten Thematik eingehend zu beschäftigen, sollte sie Landrätin werden. © FFS | Judith Michaelis

Jedenfalls war die Bedburg-Hauerin froh, sich von den Experten der Bürgerinitiative vor Ort in dieses komplexe Thema der Bahnlinien- und Straßen-Gestaltung am Bergfuß aufklären zu lassen. Fast erschrocken wirkte Gorißen, als ihr die Bergretter erklärten, dass sich seit etwa zwei Jahren die streitenden Parteien zu keinen weiteren Gesprächen getroffen haben. Die Deutsche Bahn auf der einen Seite. Straßen NRW darf hier zwar auch genannt werden, ist aber im nachrangigen, abgetrennten Verfahren zur Planung der B8 praktisch nur noch Sündenbock. Und natürlich die Bergretter auf der anderen Seite.

Der Dialog steht still. Alles läuft auf einen Gerichtsstreit hinaus, sollte das Eisenbahnbundesamt nicht die auch vom Rat der Stadt Emmerich präferierte Variante der sogenannten Gleisbettvariante bevorzugen. Der Nabu wird klagen. Das machte auch nochmal Adalbert Niemers, 2. Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes, deutlich.

Sorgen um Kirche und Bodendenkmal

Die Unterschiede in den Planungen sind bekannt: Die Deutsche Bahn will das dritte Gleis neben die jetzige Bahntrasse bauen und die B8 auf der Bergseite Richtung Ortskern leiten. Dafür müsste ein gehöriges Stückchen Berg abgetragen werden. Die Bergretter sehen hier große Risiken und legen in ihrer von Experten begleiteten Alternativplanung die B8 auf die heutige Bahntrasse. Die Bahnstrecke könnte dabei weiter südwestlich daneben laufen, also weg vom Berg. Eine Lösung, die keineswegs teurer sei, wie die Deutsche Bahn gerne glauben machen will, so die BI.

Die Gruppe um Sprecher „Sohni“ Wernicke zeigte überzeugend alle Gefahren der Bahnplanung auf. Die St. Vitus-Kirche und das Jesuiten-Convent zeigen heute schon Risse auf. Gräbt man den Berg ab, würden Wasserschichten freigelegt. Der Drususbrunnen würde austrocknen und Schaden nehmen. Das Plateau der Schluchtenburg, ein eingetragenes Bodendenkmal, und die Römerschlucht könnten durch die Abgrabungen Schaden nehmen. „Der Berg ist eine Endmoräne“, erinnerte Thomas Hoever, Jurist und BI-Mitstreiter, an die womöglich nicht so standsichere Konsistenz des Berges, der auf Geröll und Sand steht.

Das „Pfui-Wort“ Ortsumgehung

Erstaunt zeigte sich Silke Gorißen, wie nah die Bahn da am Berghang schon heute entlang führt. Und dann soll für die B8 noch ein Korridor von etwa 700 Metern Länge und 25 Metern Breite abgegraben werden? „Ein Kahlschlag“, sagt Johannes ten Brink, ehemaliger Bahningenieur und BI-Mitstreiter. Dass die BI-Lösung auch eine Ortsumgehung – „Das Pfui-Wort“, so Hoever – für Elten weiterhin zulassen würde und die eigentlich alternativlosen Sportplätze in Elten verschonen würde, geriet in der Argumentation fast zur Nebensache.

Die Bergretter sind jedenfalls weiterhin optimistisch: „Wir haben noch eine Chance. Die haben wir immer gehabt. Und daran glauben wir heute noch“, sagte „Sohni“ Wernicke. Und eines möchte der BI-Sprecher noch klarstellen: „Jene, die mit dem Finger auf uns zeigen und sagen, wegen uns werde noch nicht gebaut, möchte ich entgegen: Das ist eine bodenlose Frechheit. Wir haben nur unser Recht als Bürger wahrgenommen.“ Schließlich gebe es noch nicht einmal einen Planfeststellungsbeschluss, ohne den ohnehin nicht gebaut werden kann.

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