Rees-Grietherbusch. Mit dem Aufstellen von Milch-Automaten hat Landwirt Ulrich Lörcks viel Geld verloren. Jetzt verkauft der 41-Jährige einen Teil der Milch direkt.

Sie ist pasteurisiert, aber nicht homogenisiert, wodurch der natürliche Milch-Geschmack erhalten bleibt. Und dieses frische Produkt wollte Landwirt Ulrich Lörcks vom Rosenhof in Grietherbusch auch direkt an den Mann bzw. die Frau bringen – mittels Milch-Automaten. Die standen in Supermärkten, unter anderem auch in Kleve. „Leider ist das voll daneben gegangen“, sagt der 41-Jährige. Das hat ihn viel Geld gekostet. Jetzt setzt er stattdessen auf Direkt-Vermarktung. Mit Erfolg.

„Alleine an den vier Automaten haben ich gut 70.000 Euro verloren“, rechnet der Reeser Landwirt vor. Nicht einberechnet die Arbeitszeit und die Fahrtkosten. Denn die Automaten mussten von November 2017 bis April 2019 ja regelmäßig aufgefüllt werden. Den Kopf in den Sand steckt der Jung-Unternehmer aber nicht. Im Gegenteil.

Rosenhof beliefert mittlerweile fast 40 Lebensmittel-Discounter am Niederrhein

„Die Zeit ist einfach noch nicht reif dafür gewesen“, erklärt sich der Grietherbuscher die Kaufzurückhaltung der Kunden. Dass die Geschäftsidee einfach nicht angenommen wurde, habe auch die beteiligten Lebensmitteldiscounter, bei denen er seine Automaten aufgestellt hatte, als auch die Landwirtschaftskammer erstaunt. „Angeblich hatten die Leute die Flaschen immer zuhause vergessen und wollten aber keine neuen kaufen“, erzählt der junge Familienvater.

Sei’s drum. Jetzt geht er ganz neue Wege. Denn er verkauft die in seiner eigenen, kleinen Molkerei auf dem Rosenhof abgefüllten Milchflaschen direkt in Rewe- und Edeka-Märkten am gesamten Niederrhein. „Es fing mit zehn Märkten an, jetzt beliefern wir fast 40, auch Bäckereien, sogar bis Moers, Oberhausen und Bocholt“, freut sich Ulrich Lörcks über den Erfolg. Immerhin machte diese Verkaufsstrategie bis Ostern schon fast zehn Prozent seines gesamten Milch-Verkaufs aus. Dann kam Corona.

Wöchentlich werden rund 1.600 Liter am Niederrhein verkauft

„Statt vorher 2.000 Liter die Woche liefern wir jetzt etwa 1.700 Liter Milch aus“, erzählt der innovative Landwirt. Der hofft, dass die Nachfrage wieder anzieht. Viermal die Woche bringt sein Bruder, den er eigens für die Transport-Fahrten voll angestellt hat, die Flaschen-Milch zu den Kunden. „Natürlicher Geschmack aus der Region ohne Verpackungsmüll“ lautet der etwas sperrige Slogan, den man auf dem eigens angeschafften Kühl-Transorter lesen kann. Rund 600 Liter werden pro Tour transportiert.

Eine 450-Euro-Kraft gehört ebenfalls zum verstärkten Rosenhof-Team. Zu 80 Prozent wäscht sie die zurückkommenden Milchflaschen, immerhin wöchentlich etwa 1.600 Flaschen. Die Flaschen kann man für einen Euro erwerben, die Milch kostet je Flasche rund 1,30 Euro. Das Gros der Milch seiner 120 Tiere, die jährlich rund 1,2 Millionen Liter geben, geht weiterhin zur Hochwald-Molkerei in Erftstadt bei Köln. „Der Direkt-Vertrieb lohnt sich finanziell wohl mehr“, sagt er.

Dinkel-Anbau auf 7,5 Hektar ausgeweitet

Zufrieden sind der umtriebige Landwirt und seine Frau Esther auf jeden Fall, trotz der finanziellen Bauchlandung in Sachen Milch-Automaten. „In diesem Jahr werden wir für Bäcker Gerads auf 7,5 Hektar Dinkel ernten, voriges Jahr waren es vier Hektar.“ Das dürften 50 Tonnen Dinkel werden, vermutet Lörcks, während er über den Hof läuft. Im Hintergrund, aus dem Boxen-Laufstall der Milchkühe, hört man Greifvögel kreischen. „Die sind nicht echt“, erklärt der junge Familienvater das sich wiederholende Geräusch aus Boxen. Damit würden nur die Stare verscheucht. „Die fressen sonst das Mais-Futter und hinterlassen jede Menge Dreck“, meint er und klettert wieder auf den Trecker. Die Arbeit ruft.

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