Millingen. Bäckermeister Patrick Gottschling ist glücklich. Beide Söhne machen die Ausbildung zum Bäcker und arbeiten im väterlichen Betrieb.

Jamie Gottschling machte vor zwei Jahren Urlaub in Italien, als sein Handy klingelte. Es war die Gretchenfrage, die Vater Patrick am anderen Ende der Leitung stellte: „Wenn du dich entscheidest, eine Bäckerlehre zu machen und in den Betrieb mit einzusteigen, dann expandiere ich.“ Jamie musste nicht lange überlegen, schließlich hat er seit Jahren seinen Vater in der Backstube unterstützt. Er stimmte zu und legte damit den Grundstein für den Beginn der neue Gottschling-Bäcker-Dynastie.

Patrick Gottschling hatte zum 1. Januar 2018 Bäckerei und Café Tenbült mit den Filialen übernommen und betreibt inzwischen auch das Stadtcafé am Markt in Rees.

Handwerklich und organisatorisch talentiert

Am 1. August 2018 begann der heute 19-jährige Jamie seine Ausbildung im väterlichen Betrieb. Seine Erfahrungen schlugen sich bald in sehr guten Noten nieder. Denn er ist nicht nur handwerklich begabt, er hat auch organisatorisches Talent.

So schaut er seinem Vater über die Schulter und lernt dabei, einen Betrieb zu leiten und den Wareneinkauf im Blick zu behalten. „Dazu gehört auch abzuschätzen, welche Menge an Brot und Brötchen produziert werden müssen, damit wir nicht zu viele Backwaren herstellen, die nachher nicht verkauft werden“, erklärt der Bäckermeister. Auch hier beweist Jamie schon ein sicheres Händchen.

Die Arbeitszeiten schrecken Jamie Gottschling nicht ab

Noch ein halbes Jahr, dann hat Jamie Gottschling seine Lehre abgeschlossen. Jetzt nach dem zweiten Lehrjahr hat sich die Zahl der Auszubildenden reduziert, berichtet er. „Viele kommen mit den Arbeitszeiten in diesem Handwerkszweig nicht zurecht.“ Denn der Tag beginnt um 0.30 Uhr nachts in der Backstube und endet um 8.30 Uhr. „Ich kann mir nichts Besseres vorstellen“, schwärmt Jamie Gottschling. „Wenn ich geschlafen habe, habe ich den ganzen Tag zur freien Verfügung.“ Und wenn dann mal abends eine Fete ansteht, zeigt sich der Vater großzügig.

„Ich hatte einen Job im Hotel und wusste immer, dass ich etwas mit Lebensmittel machen möchte“, erzählt der 19-Jährige. Inzwischen hat der Junior seine eigenen Backwaren kreiert, die Herbstkrustis und Jamies Roggenmischbrot.

Julien steckt schon in den Startlöchern

In der Backstube arbeiten vier Angestellte und ab August das dritte Familienmitglied, denn auch der jüngste Sohn Julien (15) hat sich entschieden, mit dem Hauptschulabschluss in der Tasche, ebenfalls eine Bäckerlehre zu beginnen. Und natürlich wie sein Bruder im nächsten Schritt den Bäckermeistertitel anzustreben.

Außer Brot und Brötchen gibt es in den Bäckereifilialen Tenbült auch Kuchen und Torten. Julien Gottschling pflegt die Facebookseite und stellt Torten ins Netz. Beispielsweise eine aktuelle Motivtorte für I-Dötzchen zum Schulbeginn. Die Chemie zwischen den drei Männern stimmt, die beiden Brüder und der Vater arbeiten Hand in Hand.

Patrick Gottschling beschäftigt knapp 30 Mitarbeiter. „Die ganze Arbeit macht nur Sinn, wenn die Familie mitzieht und die Söhne den Betrieb einmal weiterführen wollen. Auch seine Frau Nelly van Fürden-Gottschling arbeitet mit und teilt die Freude über den Bäckernachwuchs.

>>> Die Historie der Bäckerei Tenbült

Die Bäckerei Tenbült besteht seit 1888. Am 31. Dezember 2017 verabschiedeten sich Ilona und Christoph Tenbült nach 26 Jahren von ihren Kunden. Die Bäckerei Tenbült wird seit Januar 2018 von Patrick Gottschling weitergeführt. Der Name Tenbült blieb bestehen.