Emmerich. Manfred Geerling hat einen großen Fundus an Postkarten. Im Rheinmuseum wird ab Sonntag die Ausstellung „150 Jahre Postkarte“ zu sehen sein.
Liegt eine Postkarte im Briefkasten, freuen sich auch heute die Menschen noch. Gerne werden Exemplare etwa mit schönen Urlaubsmotiven an die Pinnwand gehängt. Doch in ihrer inzwischen 150-jährigen Historie hatte die Postkarte früher wesentlich essenziellere Funktionen: „Was heute WhatsApp ist, das war früher die Postkarte“, verdeutlicht es Herbert Kleipaß, Leiter des Rheinmuseums.
Das macht den Charme der am Sonntag, 21. Juni, beginnenden Ausstellung „150 Jahre Postkarte“ aus, die Manfred Geerling vom Emmericher Geschichtsverein zusammengestellt hat. Als ehemaliger Post-Beamter, bis 1997 satte 41 Jahre lang, hegt Geerling eigentlich eine Sammelleidenschaft für Poststempel. Mit dem hübschen Nebeneffekt, dass er einen spannenden Fundus an Postkarten vorhalten kann.
Älteste vorliegen Postkarte Emmerichs aus 1873
Daran erinnerte sich Herbert Kleipaß. Denn dieser wurde hellhörig, als er in Berlin die Ausstellung „150 Jahre Postkarte“ im Museum für Kommunikation sah. Das wäre doch was fürs Rheinmuseum...
Und so sind bis zum 14. August etliche historische Postkarten und Raritäten zu sehen. Von dem Berliner Museum hat man Texte organisieren können und die Abbildung der allerersten Postkarte vom 1. Oktober 1869, die die österreichisch-ungarische Post einführte. Heinrich von Stephan sorgte dafür, dass Deutschland ein halbes Jahr später nachzog. Die erste Emmericher Postkarte, die im Rheinmuseum zu sehen ist, stammt aus dem Jahr 1873. Nur wer Sütterlin lesen kann, wird den Text entziffern können.
Da fehlte die Rheinbrücke noch
In der Ausstellung sind etliche Emmericher Motive zu sehen. Etwa die Rheinpromenade um 1925 mit Kutschen an der Promenade und noch ohne Brücke im Hintergrund. Der Absender war ein Niederländer: „Typisch. Er hat nur seinen Namen darauf geschrieben“, erklärt Manfred Geerling. Vielleicht lag es daran, dass einige doch Vorbehalte hatten, weil Geschriebenes ja offen zu sehen ist.
Die Korrespondenz mit Firmen, die es längst nicht mehr gibt, ist zu sehen. Wie etwa eine Bestellung bei der Likörfabrik Adolf Hammerstein in Elten. Postkarten aus fernen Ländern tragen den Emmericher Stempel. Zum Beispiel im Ersten Weltkrieg lief die gesamte Post über die neutralen Niederlande in Emmerich ein, wo 250 Mitarbeiter in der Zensurstelle tätig waren.
Der Lieferant kündigte sich an
Schön auch eine Karte von 1923: „Der Vertreter der H. von Gimborn AG Emmerich am Rhein – Herr W. Roelevink – wird Ihnen in den nächsten Tagen seine Aufwartung machen“, heißt es dort. Womöglich sollte er Tinte, Papier oder Stifte ausliefern. Da dies in die Zeit der Inflation fiel, betrag das Porto übrigens 50.000 Mark. Dies stieg im Herbst desselben Jahres noch auf 30 Milliarden Mark.
Wer früher eine Postkarte nach ‘s-Heerenberg schicken wollte und diese am Bahnhof in Emmerich abgab, konnte sich sicher sein, dass die Karte am folgenden Tag zugestellt wurde: „Abends fuhr ein Bus Richtung Arnheim“, berichtet Geerling. Heute ist die Karte gerne mal fünf Tage unterwegs, weil sie über Frankfurt und Amsterdam geflogen und dann ins Nachbarörtchen kommt: „Verrückt“, schüttelt Geerling den Kopf.
Ab Juli gelten die üblichen Öffnungszeiten wieder
Auf die traditionelle Einführung wird bedingt durch die Corona-Pandemie diesmal verzichtet. Die Ausstellung kann am Sonntag sowie am Donnerstag, 25. Juni, und Sonntag, 28. Juni, von 10 bis 12.30 und 14 bis 16.30 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Die üblichen Hygieneregeln sind zu beachten.
Ab Mittwoch, 1. Juli, gelten im Rheinmuseum wieder die üblichen Öffnungszeiten: sonntags, dienstags, mittwochs, donnerstags zu denselben Uhrzeiten. Dann wird auch wieder Eintritt erhoben. Lediglich jeden ersten Sonntag im Monat gilt dann: freier Eintritt.
Schon mal vormerken: Die nächste Ausstellung ab dem 16. August trägt den Titel „Der Weg zur Deutschen Einheit“ anlässlich des 30. Jahrestages der Wiedervereinigung.