Emmerich. Die Emmericher durften bei der Neugestaltung Innenstadtplätze Geistmarkt und Kleiner Löwe mitreden. Davon machten sie im Internet Gebrauch.

Im Zuge des Wettbewerbs um die Neugestaltung der Innenstadtplätze Geistmarkt und Kleiner Löwe hatten sechs Architektur- und Planungsbüros ihre Entwürfe bei der Stadt Emmerich eingereicht. Die Vorschläge sind auf reges Interesse bei den Emmerichern gestoßen. Denn – wie gewünscht – ist auf der städtischen Homepage recht rege über die Planungen diskutiert worden.

„Das ist höchst erfreulich, dass sich dort die Bürger beteiligt haben. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, so Stadtsprecher Tim Terhorst. „Wir werden nun im nächsten Schritt alle Anregungen sichten.“

Dieser Vorschlag wurde für den Kleinen Löwen eingereicht.  
Dieser Vorschlag wurde für den Kleinen Löwen eingereicht.   © Emmerich | Stadt Emmerich

Nach den ersten Eintragungen ins Diskussionsforum wird deutlich, einen glasklaren Favoriten gibt es nicht, wobei aber vor allem der Entwurf 1034 „Neue Stadteingänge für Emmerich“ ein recht positives Feedback erhält. Aber auch das ist klar: Keine der sechs Planungen fällt komplett durch. Vielmehr sind es Nuancen, die manch einer geändert haben möchte. Doch auch grundsätzliche Gedanken werden geäußert.

Persönlicher Nutzen durch Aufenthalt am Platz

So stellt sich ein User die Frage: „Warum soll ich mich dort aufhalten?“ Denn nur Park- und Sitzbänke mit Grün drumherum zu platzieren, funktioniere seiner Meinung nach nicht. Als abschreckendes Beispiel wird dann der Nonnenplatz genannt. „Schöner Platz – aber wenig genutzt. Weil der Bezug zu etwas fehlt: zu einem irgendwie gearteten persönlichen Nutzen. Und es ist vermutlich überall so, dass ich dort gerne verweile, wo ich etwas zu gucken habe, wo ich Gastronomie erfahre und wo meine Kinder spielen können – wo ich Durchatmen kann! Wir sehen das am Rhein – gucken, etwas trinken können, ein Eis essen.“

Geistmarkt steht im Fokus der Diskussionen

Vor allem der Geistmarkt steht im Fokus der Diskussion. Gerade der Geistmarkt habe in der jüngeren Vergangenheit einen Aderlass an Gastronomie hinnehmen müssen. So kritisiert ein Nutzer: „Der Bürgersteig des gesamten Platzes mit dichten Steinen ohne nennenswerte Grünfläche als Ausgleich passt nicht in diese Zeit der Nachhaltigkeit und der Erwärmung der Städte. Die Position der Parkplätze stellt das Auto auf ein Podium. Die Terrassen wurden in einer Reihe von Gebäuden ohne Restaurantfunktion und mit viel Schatten gezeichnet.“

Rötliches Pflaster

Ein Vorschlag eines Planungsbüros für den Geistmarkt.  
Ein Vorschlag eines Planungsbüros für den Geistmarkt.   © Emmerich | Stadt Emmerich

Bei einem anderen Vorschlag ist der Geistmarkt in rötlicher Pflasterung zu sehen. „Roter Asphalt ist verwirrend, weil es die Assoziation mit einem Radweg hat. Dies gilt sicherlich für niederländische Gäste, wenn sie mit dem Fahrrad kommen, erwarten sie kein Auto auf diesem Streifen. Wenn sie mit dem Auto kommen, fühlen sie sich nicht willkommen und bewegen sich zu den Seiten des Platzes“, wird kritisiert.

Dass auf der Homepage eine echte Diskussion im Gange ist, zeigt sich daran, dass auf bestimmte Beiträge von anderen Usern eingegangen wird. So auch im Falle des roten Asphalts. „Roter Asphalt weckt die Aufmerksamkeit der Pkw-Fahrer, da es eben ungewohnt ist und an einen Radweg erinnert. Das führt (hoffentlich) zu geringerer Geschwindigkeit und weniger Unfällen“, lautet dann auch eine Replik.

Brunnen lautet ein Vorschlag

Ein weiterer Vorschlag: „Ein Brunnen und Sitzgelegenheit auf dem Geistmarkt-Platz gegenüber dem Postamt würde sicherlich freundlich und einladend aussehen.“ Konkret wird auch über die Verkehrsführung zur Steinstraße hin geschrieben. Zudem moniert ein Teilnehmer: „Bei allen Entwürfen fehlt die Einbindung der Gebäude Post und Societät.“

Im Juni soll der Siegerentwurf gekürt werden

Im Januar 2020 hatte es eine erste Öffentlichkeitsbeteiligung gegeben, bei der Bürger den interessierten Planungsbüros und der Fachjury ihre Vorstellungen und Wünsche für die Neugestaltung mit auf den Weg geben konnten. Im Anschluss konnten die Pläne im Internet eingesehen und kommentiert werden.

Die Fachjury setzt sich aus neun stimmberechtigten Mitglieder zusammen, bei denen es sich um externe Fachleute aus Stadtplanung und Landschaftsarchitektur, Vertreter der Stadtverwaltung, politische Vertreter handelt. Außerdem wird die Jury durch die Evangelische Kirchengemeinde und einige interessierte Bürger beraten. Nach Beendigung des Online-Dialogs wird dieser ausgewertet. Das bildet dann die Grundlage für die Entscheidung der Fachjury, die dann im Juni den Siegerentwurf küren wird.

>> Ersatz für Bürgerveranstaltungen

„Wir wollen die städtebaulichen Planungen für diese zentralen Plätze – trotz der Corona-Pandemie – weiter vorantreiben. Größere Bürgerveranstaltungen sind bis auf Weiteres nicht möglich. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, die Konzepte den Bürgerinnen und Bürgern im Internet mit kleinen Videoclips und Planunterlagen vorzustellen. Es ist wichtig, dass wir an diesen beiden ‚Eingangstoren in unserer Stadt‘ in nicht allzu ferner Zukunft eine Entwicklung sehen. Bei den Entwürfen sind sehr kreative Lösungsansätze dabei“, erläutert Bürgermeister Peter Hinze.