Emmerich. Herbert Ulrich ist fast 30 Jahre stellvertretender Bürgermeister von Emmerich. Wegen des Coronavirus tritt er zur Kommunalwahl nun nicht mehr an.

Er ist seit 31 Jahren mit kurzer Unterbrechung stellvertretender Bürgermeister der Stadt Emmerich. Und seit knapp 37 Jahren Ratsmitglied für die CDU. Doch nun steht fest: Zur Kommunalwahl im Herbst tritt Herbert Ulrich nicht nochmal an. Die Corona-Pandemie hat ihn zu einem Sinneswandel gezwungen: „Ich kann im Corona-Wahlkampf keine Hausbesuche machen“, sagt der 76-Jährige, der sich selbst aus gesundheitlichen Gründen zur Hochrisiko-Gruppe zählen muss. Ein Schritt, der ihm nicht leicht falle.

Schulpolitik ist sein Steckenpferd

Herbert Ulrich wäre nochmal zur Kommunalwahl im Herbst angetreten. Aber als Hochrisiko-Patient traut er sich keinen Wahlkampf in Corona-Zeiten zu.
Herbert Ulrich wäre nochmal zur Kommunalwahl im Herbst angetreten. Aber als Hochrisiko-Patient traut er sich keinen Wahlkampf in Corona-Zeiten zu. © CDU

In einem Rundbrief informierte der gebürtige Meidericher jetzt Freunde und politische Weggefährten: „Nach reiflicher Überlegung und Rücksprache mit meinem Arzt habe ich mich entschlossen, zur Kommunalwahl nicht mehr zu kandidieren“, heißt es dort. Neben der Hausbesuche, die für ihn nicht mehr in Frage kämen, könne er auch nicht an jeglichen Info-Ständen im Wahlkampf stehen: „Da meine ich, da sollten nun jüngere Leute ran“, sagt Ulrich gegenüber der NRZ.

„Ich blicke gerne auf die Zeit zurück“, sagt Griechenland-Fan Herbert Ulrich. Er habe viele markante Persönlichkeiten kennen gelernt. Von Willi Pieper bis Norbert Giltjes. Er erinnert sich an bedeutende städtebauliche Entwicklungen, wie etwa die Umgestaltung der Rheinpromenade. Auch die 750-Jahr-Feier der Stadt sei ihm in Erinnerung geblieben. Und natürlich – als ehemaliger Schuldirektor – „war die Schulpolitik mein Steckenpferd“.

22 Jahre Stadtverbandsvorsitzender der CDU gewesen

So habe er die Umgestaltung des Willibrord-Gymnasiums politisch begleiten dürfen. Als Freund des gegliederten Schulwesens hat Herbert Ulrich die Entscheidung zur Gründung einer Gesamtschule hinnehmen müssen, hat sogar bei der Neugründung einer Realschule beraten. Dennoch sagt er heute: „Ich wünsche der Gesamtschule vom Herzen Erfolg.“

22 Jahre war Herbert Ulrich Stadtverbandsvorsitzender der CDU inEmmerich. In den 90ern übernahm er interimsweise auch den Fraktionsvorsitz von Norbert Giltjes, der erkrankt war.

Kandidat für Emmerichs größten Wahlbezirk

Hier wird Herbert Ulrich 1991 die Bürgermeisterkette umgehängt.
Hier wird Herbert Ulrich 1991 die Bürgermeisterkette umgehängt. © NRZ | Archiv

Ulrich hätte sich schon zurück gehalten, wenn sich für seinen Wahlbezirk vorher schon ein anderer Kandidat gefunden hätte. Oder noch lieber: eine Kandidatin. „Vielleicht bietet sich aber hierdurch auch die Chance, dass die CDU noch ein bisschen ‘jünger und weiblicher’ wird“, schreibt Ulrich in seinem Brief. Gegenüber der NRZ deutet er an, dass sich womöglich nun jemand gefunden haben könnte.

Es handelt sich um den größten Wahlbezirk in ganz Emmerich in Borghees/Klein-Netterden/Speelberg. Denn es geht um die Wahllokale Liebfrauenschule, Schlösschen Borghees und St. Josef-Kita. Da habe er schon einige Strecken zurücklegen müssen, wenn er etwa den diversen Bauern Post in den Briefkasten werfen wollte.

Peter Hinze würdigt seinen Stellvertreter

Bürgermeister Peter Hinze würdigt seinen Vertreter: „Auch wenn er nicht so auftritt, ist Herbert Ulrich ein ‘Urgestein’ der kommunalpolitischen Arbeit in Emmerich. Seit 1984 im Stadtrat – dabei fast 30 Jahre als stellvertretender Bürgermeister. Ich habe Herbert Ulrich in unserer gemeinsamen Zeit als einen intelligenten Politiker mit Haltung kennen und schätzen gelernt. Sein politisches Handeln ist vor allem von persönlichen Überzeugungen und Erfahrungen geleitet und weniger partei-strategisch motiviert. Er ist ein durchaus sturer – aber immer sympathischer – Kopf, der mit seinem Sachverstand und seiner Erfahrung nach der Kommunalwahl zweifelsohne am Ratstisch fehlen wird.“

„In seiner Funktion als stellvertretender Bürgermeister“, so Hinze weiter, „war Herbert Ulrich in den letzten Jahren immer zur Stelle, wenn mein Terminkalender mal wieder aus den Fugen zu geraten drohte und hat mich bei zahlreichen Veranstaltungen, Geburtstagen oder Jubiläen vertreten. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

>> Stellvertreter für sechs Bürgermeister

Als stellvertretender Bürgermeister vertrat Herbert Ulrich diese sechs Amtsträger: 1989-1992 Willi „Ille“ Heering (SPD), 1992-1994 Irene Möllenbeck (SPD), 1994-1999 Dr. Klaus Krebber (CDU), 1999-2004 Horst Boch (parteilos), 2004-2015 Johannes Diks (CDU), seit 2015 Peter Hinze (SPD). Von 1997 bis 1999 war Ulrich nicht stellvertretender Bürgermeister, weil man sich auf eine Amtsteilung in der Wahlperiode zwischen CDU und SPD geeinigt hatte.

Die Jahre als stellvertretender Bürgermeister haben ihm „viel Freude bereitet und ich habe mich immer bemüht, unsere Stadt und den Rat würdig zu vertreten“, so Ulrich.