Emmerich. . Politiker, Pädagoge, Reiseleiter: Der 2. Vize-Bürgermeister Herbert Ulrich vollendet am 14. Januar sein 70. Lebensjahr. Keiner redet so schön wie der gebürtige Meidericher.

Er kennt sich in Orten wie Heraklion, Chania oder Rethymnon eben so gut aus wie in Emmerich, Kleve oder Duisburg. Und die minoische Kultur ist ihm ebenso vertraut wie die niederrheinische Lebensart: Herbert Ulrich, dem Kreta zur zweiten Heimat geworden ist, die er zumeist in den Osterferien unzähligen Reisegruppen aus dem Raume Emmerich näher gebracht hat, vollendet am 14. Januar sein 70. Lebensjahr.

Ein guter Redner

An seinem Ehrentag ist er wieder einmal unterwegs: Mit seiner Lebensgefährtin Ursula Brockmann aus Elten, die er, natürlich, auf Kreta kennengelernt hat, durchstreift er gerade eine andere Insel: Sizilien. „Dann geht es in diesem Jahr noch nach Istanbul, Teneriffa, Irland, und im Oktober wieder nach Kreta.“ Der Mann hat Pläne. Auch noch mit 70. „Mein Gott 70, an diese Zahl muss ich mich erst noch gewöhnen“, sagte er zur NRZ, kurz bevor er abflog.

Zwischen seinen Reisen macht Herbert Ulrich in Emmerich Politik, organisiert Wahlkämpfe und repräsentiert die Stadt. Unzähligen Bürgermeistern hat er als Stellvertreter gedient. Immer wenn es etwas zu sagen gibt, zur Geschichte, Politik und Kultur, erweist er sich als Glücksgriff. Er ist ein guter Redner, rhetorisches Talent ist ihm nicht fremd. Auch als Autor stadtgeschichtlicher Schriften (Gymnasium, Matthias Bredenbach) ist er hervorgetreten.

Ulrich schöpft dabei aus einem großen Fundus. In der hitzigen Gesamtschuldebatte zitierte er den französischen Publizisten Alexis de Tocqueville (19. Jh.) und warnte vor der „Tyrannei der Mehrheit“. Ein starkes Wort, in diesem Fall verfing es nicht. Seine Sekundarschulfraktion zog den Kürzeren. Wobei sich der Oberstudiendirektor a.D. in der Schul-Debatte oft missverstanden fühlte.

Als Seiteneinsteiger war der gebürtiger Meidericher und MSV-Fan, der 1974 nach Emmerich gezogen war, 1978 überraschend zum Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes gewählt worden. Er einte fortan die zerstrittenen Lager und hatte dieses Amt lange inne, nicht das einzige. Als Fraktionschef kreuzte er gerne die scharfe Klinge mit den politischen Gegnern. Vieles gelang in den Jahrzehnten.

Züge einer griechische Tragödie hatte dagegen eine Intrige, die gegen ihn gesponnen wurde. Der Klevsche Wind fegte seine Bürgermeister-Kandidatur 1999 eiskalt hinweg. Die Partei-Granden um Pieper, Pickers und Pofalla hoben völlig überraschend den parteilosen, verwaltungserfahrenen Stadtdirektor Horst Boch auf den Schild, und Ulrich fügte sich eisern der Parteiräson. Im Nachhinein sei er darüber nicht so unglücklich gewesen: „Ich war gerne Schulleiter!“

Wie ein ausrangierter 70iger fühlt sich Herbert Ulrich noch nicht. Er hält sich fit und spielt immer noch Tennis. Und wenn seine Partei und die Wähler es wollen, dann wird Herbert Ulrich auch dem nächsten Stadtrat angehören: „Wenn es gewünscht wird, möchte ich gerne wieder stellvertretender Bürgermeister werden. Das macht mir Spaß.“

Nur an das Steuer eines Kleinbusses, um auf Kreta neun Touristen zu kutschieren, werden ihn die Griechen nicht mehr lassen. „Die sagen, mit 70 sei man dafür zu alt.“ Auch Griechen können irren.

Also: „Kalo taxidi“, gute Reise!