Am Niederrhein. Das Unternehmen Endegs hat jetzt die erste Entgasungsstation für Binnenschiffe in Duisburg errichtet. Für Ute Sickelmann ist das ein Meilenstein.
Ute Sickelmann ist hoch erfreut. Die Regionalpolitikerin der Grünen aus Emmerich hat sich Wochen und Monate für strengere Vorgaben bei der Entgasung von Binnenschiffen gemacht. Mehrmals hatte die NRZ darüber berichtet, dass nahezu täglich auf dem Rhein Tankschiffe ihre Restgase verbotenerweise in die Luft blasen – auch, weil es in Deutschland gar keine Entsorgungsstationen gibt.
Restgase können entsorgt werden
Doch jetzt kommt Bewegung in die Sache. Ein Unternehmen aus Süddeutschland, aus Ingolstadt, hat im März im Duisburger Hafen eine Entgasungsstation errichtet und den Betrieb aufgenommen. Die mobile Anlage steht im Stadtteil Ruhrort, in der Einfahrt zur Kohleinsel. Durch die Anlage des Unternehmens Endegs können Binnenschiffer jetzt erstmals offiziell und den Gesetzen entsprechend die Restgase ihrer Tankschiffe entsorgen.
Auf dem Rhein gibt es einen großen Tankschiffverkehr zwischen den Häfen Rotterdam und Duisburg. Wenn sich die Ladung eines Tankschiffes ändert oder wenn ein Schiff repariert werden muss, dann muss der Innenraum entgast werden, damit sich unterschiedliche Stoffe nicht miteinander mischen oder gar Gefahren entstehen. Dafür müsste man eine fachgerechte Entgasung vornehmen. Da dies bislang aber nur in den Niederlanden technisch möglich war, viel Zeit und Geld kostet, wurden die Schiffe gerne bei laufender Fahrt von ihren giftigen Reststoffen befreit.
Erstmals können Tankschiffe in Deutschland entgast werden
Das Unternehmen Endegs teilt nun mit, dass die Anlage in Duisburg für die Bearbeitung von Gas-, Chemie- und Mineralöltankern zugelassen ist. Auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern können nun in Deutschland erstmalig Tankschiffe entgast werden. Geschäftsführer Kai Sievers: „Wir freuen uns sehr, dass dies nun auch endlich in Deutschland möglich ist und wir so verhindern können, dass Emissionen an die Luftabgegeben werden.“
Ein Pilotprojekt habe gezeigt, dass ein Entgasungsvorgang, wenn er optimal läuft, zwölf Stunden dauert. Dies hänge unter anderem stark vom Tankvolumen und dem Tankinhalt ab. Auch ist wichtig, ob das Schiff flüssigkeitsfrei ist. Eine Entgasung kostet zwischen 4000 und 18.000 Euro. Auch die Preisgestaltung hänge stark vom Tankvolumen und Inhalten ab, so das Unternehmen Endegs.
Das Unternehmen rechnet mit 460 Entgasungen im Jahr
Seit Jahren wird dies bereits gefordert und wird auf europäischer Ebene mit den Ländern Deutschland, Niederlande, Frankreich und die Schweiz diskutiert. Gesetzlich ist die Situation eigentlich klar, aber bislang war die Umsetzung mangelhaft. Jetzt können auf der praktischen Ebene große Schritte vollzogen werden. Das Unternehmen Endegs gibt an, dass es in Duisburg 750 Tanker pro Jahr entgasen können. Und zwar unabhängig von der Größe des Tanks, vom Gasgemisch und dessen Konzentration. Die Dämpfe würden dann sicher und schnell verbrannt.
Gefährliche Stoffe treten aus
Für die Entgasung von Binnenschiffen gibt es klare Vorgaben und entsprechende Sicherheitsvorschriften. Diese werden von der Anlage in Duisburg erfüllt und auch das Personal und Zusatzmaterialien wie Stromaggregate, Rohrleitungen, Ventilatoren, Detonationssicherungen, Flüssigkeitsabscheider und Druckregelarmaturen werden zur Verfügung gestellt.
Bei der Entgasung geht es um flüchtige organische Verbindungen (VOC) und gefährliche Luftschadstoffe (HAP) der Gefahrengruppen IIA, IIB und IIC. Die Verbrennungsquote der mobilen Brennkammern und damit die Emissionsquote liege bei nahezu 100 Prozent, so das Unternehmen Endegs.
Der Betreiber der Anlage geht davon aus, dass möglicherweise 460 Entgasungen im Jahr realistisch sind. Man hält sich hier an eine Machbarkeitsstudie des Umweltministeriums. Generell könne man dies schwer einschätzen. Vorerst habe man sich für Duisburg entschieden, da der Standort sehr zentral sei.
Ein Meilenstein für die Umwelt
Der Entgasungsprozess an sich sei sauber und geräuscharm: Man sieht, riecht und hört nichts. Schon seit vielen Jahren engagiere sich Kai Sievers, Gründer und Geschäftsführer von Endegs, für die gesetzeskonforme Entgasung von Binnenschiffen innerhalb Deutschlands. Sievers: „Dass der Duisburger Hafen für diesen ökologisch so wichtigen Prozess ab sofort eine feste Fläche bietet, ist ein Meilenstein für die Umwelt, aber auch für Reedereien und Partikulierer.“
Hoher finanzieller Aufwand
Diese sahen sich bislang gezwungen, ihre Tanker zum Entgasen bis in die Niederlande zu schicken. Ein enormer logistischer, zeitlicher und finanzieller Aufwand. Dieser entfällt nun ebenso wie die Vielzahl an umweltbelastenden Leerfahrten. Und nicht zu vergessen: Ausnahmegenehmigungen, die es ermöglichen, Dämpfe einfach in die Atmosphäre zu ventilieren, werden nun deutlich geringer. Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte auf Anfrage der Grünen geantwortet, dass nur eine Sondergenehmigung beantragt worden sei.