Vehlingen. Nur zwei Tage dauerte bislang die neue Tierpark-Saison, dann musste die Anholter Schweiz Schließen. Pächterin musste Kurzarbeit beantragen.
Die Sonne scheint. Im satten Grün glitzert das Gras bedeckt vom Morgentau. Munter staksen die Störche über die Wiese der Anholter Schweiz. Sie scheinen die Ruhe zu genießen. Nur die Spaziergänger und Autofahrer entlang der Anholter Straße erfreuen sich ab und an am Anblick der Tiere.
Der Parkplatz ist geschlossen. Und das obwohl der Park vor nunmehr über einer Woche in die neue Saison hätte starten sollen. Gerade einmal zwei Tage innerhalb der neuen Saison waren die Tore für Besucher geöffnet. Dann kam die Schließung im Zuge der Coronakrise. „Das tut schon sehr weh“, sagt Monika Westerhoff-Boland.
Viel für den Start in die neue Saison gearbeitet
Seit 2008 betreibt sie den Wildpark, aber so etwas habe sie noch nicht erlebt. Die Schließung fällt besonders schwer, weil sie und ihr Team in den vergangenen Wochen und Monaten viel Zeit und Arbeit darauf verwendet, für die Eröffnung alles vorzubereiten. Und der Wildpark eben erst aus einer über viermonatigen Pause kommt.
„Die Beschilderung, die Wege, der Eingangsbereich, das Gehege für die Steinböcke – alles haben wir überarbeitet und erneuert“, erklärt Westerhoff-Boland. Gemeinsam wollte man nun durchstarten. Doch es kam nun einmal anders.
Langsam löst sich die Schockstarre über die Zwangsschließung
Langsam löse sich aber wieder die Schockstarre, erklärt die 58-jährige Pächterin des Tierparks. Muss sie auch. Denn als Pächterin hatte sie in den vergangenen Tagen nun einiges zu organisieren. „Ich musste Kurzarbeit anmelden“, erklärt Westerhoff-Boland. Kein leichtes Unterfangen. Sowohl das Ausfüllen der Anträge, als auch Nachfragen bei den derzeit überlasteten Steuerberatern zu stellen.
Und auch obwohl der Tierpark geschlossen hat, „einiges muss ja weiter laufen“, erklärt die Pächterin. Denn schließlich müssen die Tiere weiter versorgt werden. Diese müssen nicht nur gefüttert werden. Auch die Stallungen müssen weiterhin sauber gehalten werden.
Viele schwere Situationen bereits gemeistert
Hinzu kommt, dass somit die Kosten für Futter, Tierarzt, Personal, Pacht, Versicherung, Strom und Wasser weiter laufen. Und die Einnahmen eben wegbrechen. Gerade die Osterferien und die Ostertage seien immer gut besucht gewesen. Hoffnung, dass der Tierpark bis dahin wieder geöffnet hat, hat die sonst immer optimistisch nach vorn schauende Isselburgerin nicht.
In der vergangenen Zeit hätte man gegen einiges anarbeiten müssen. „Sturm, Hitze, Eichenprozessionsspinner“, nennt sie da einige Dinge. Nun bliebe eben nichts anderes übrig, als erst einmal abzuwarten.
Generationenwechsel sollte eingeleitet werden
Was nicht einfach ist. Denn eigentlich sollte der Generationswechsel im Wildpark schon so langsam eingeleitet werden. Ihr Sohn Christian Boland, Forstwirt und Ranger, soll den Park übernehmen, während ihre Tochter Anna Boland sich um die Gastronomie kümmern soll. Auch hier sollten eigentlich in nächster Zeit einige Veränderungen angegangen werden.
Ebenfalls auf Eis gelegt, ist das Auswilderungsprogramm dreier Luchse der Anholter Schweiz. In der vergangenen Woche sollten diese nach Polen gebracht werden. Doch weil die Grenzen geschlossen sind, kam es dazu nicht.
>> Über 400 Tiere gilt es auch weiterhin zu versorgen
In der Anholter Schweiz an der Pferdehorster Straße in Isselburg leben etwa 400 Tiere und damit 45 verschiedene Arten. Im Schweizer Häuschen sind zwölf Aushilfen beschäftigt und zwei Festangestellte. Im Tierpark der Anholter Schweiz gibt es zehn Voll- und Teilzeitbeschäftigte, sowie zwei Aushilfen.
Biotopwildpark Anholter Schweiz hat sechs Kilometer gut begehbare Wanderwege. Die Gaststätte Schweizer Häuschen wurde übrigens im Jahr 1893 erbaut und liegt idyllisch auf einer Insel.