Emmerich/Elten. Muss die A3 ab der Grenze Emmerich nicht dreispurig geplant werden? Diese Frage wirft Engelbert Frölich auf. A3-Brückenneubau vorerst gestoppt.

Die Niederländer bringen im Grenzgebiet den Ausbau ihrer Autobahn voran. Die A12 soll zwischen Elten und Westervoort bis 2023 dreispurig werden. Die A15 wird zwischen Nimwegen und Zevenaar bis 2024 ausgebaut sein. Was bedeutet diese Entwicklung für Emmerich oder gar fürs Grenzdorf Elten? Einer, der sich Gedanken macht und beim Thema Verkehr gut auskennt, ist Engelbert Frölich. Er fragt: Müsste nicht die A3 auch auf deutsche Seite dreispurig ausgebaut werden?

Laut Bundesverkehrsministerium wird sich der Schwerlastverkehr in Deutschland bis 2030 um 39 Prozent erhöhen. Auch der Pkw-Verkehr soll um zehn Prozent wachsen. Bis 2050, so eine Prognose von Straßen NRW, soll es ein Plus von 50 Prozent im Schwerlastverkehr geben.

In Zevenaar entwickelt sich einiges

Engelbert Frölich aus Elten kennt sich im Verkehr gut aus und fasst seine Sorgen zusammen.
Engelbert Frölich aus Elten kennt sich im Verkehr gut aus und fasst seine Sorgen zusammen. © NRZ | mavi

Weitere Entwicklungen, die einen erheblichen Verkehrszuwachs konkret im Grenzgebiet Emmerichs nach sich ziehen, sind die Eröffnung des Bahnhofs Zevenaar Oost, die Eröffnung des Outletcenters Zevenaar, wo ab 2021 rund 500 neue Arbeitsplätze entstehen, sowie der Ausbau des Logistikcenters 7Poort in Zevenaar mit rund 1500 neuen Arbeitsplätzen. Dies wird schon lokal für mehr Verkehr sorgen.

Über die künftige A15 wird reichlich Güterverkehr vom Hafen Rotterdam auf die A12 und dann weiter nach Deutschland geleitet. Und hier sieht Engelbert Frölich langfristig ein Problem. Denn die A3 ist zweispurig. Und soll es womöglich auch langfristig bleiben? Schließlich werden gerade sukzessive 22 Brücken an der A3 zwischen der Grenze und Hünxe abgerissen und neugebaut werden – aber eben so, dass kein dreispuriger Ausbau möglich wäre. Auch die IHK hat nach NRZ-Informationen diese Frage bereits aufgeworfen.

Noch könnte man die Entwicklung korrigieren

„Noch könnte man es korrigieren“, sagt Frölich. Aber sind sich die Verantwortlichen der Problematik überhaupt bewusst? „Solche Brücken werden doch für 60 Jahre gebaut“, wundert sich der Eltener. Es wäre dem Bürger doch nicht zu erklären, dass solche Prognosen ignoriert würden.

Oder werde gar an eine Blockabfertigung nach österreichischem Vorbild gedacht? Hier werden pro Stunde nur eine gewisse Zahl von Lkw auf bestimmten Autobahnen erlaubt. Dadurch entstehen derzeit auf deutscher Seite kilometerlange Staus. Würde man die A3 aus Richtung Niederlande kommend so behandeln, dann wäre ein Ausweichverkehr über Landstraßen zu erwarten.

Eltener sorgen sich um Ausweichverkehr durch ihr Dorf

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Wenn jetzt noch am Eltenberg die von Deutsche Bahn und Straßen NRW präferierte bergnahe Lösung für die künftige B8 zum Tragen käme und Elten somit keine Chance auf einen Umgehungsverkehr mehr hätte, dann würde das Dorf überrollt. Vor allem dann, wenn die B8 auch in Elten zur L7 umgewandelt wird und ein mautfreier Lkw-Verkehr möglich werden würde. Denn genau diese Umwidmung sei ja geplant.

Dem Bundesverkehrsministerium liegen letzte Verkehrszählungen für die A3 aus dem Jahr 2015 vor. Hier wurde ein tägliches Aufkommen zwischen 27.200 und 53.000 Kfz ermittelt. Für das Jahr 2030 werde ein Aufkommen zwischen 28.000 und 61.000 Kfz pro Tag prognostiziert, heißt es auf NRZ-Nachfrage: „Das hat die Zielnetzprognose 2030 ergeben, die Grundlage für den geltenden Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen ist; dabei wurden sowohl innerdeutsche Verkehrsströme als auch Transitverkehre berücksichtigt“, erklärt Inga Catharina Thomas, Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums.

Ministerium: A3 ist für zu erwartenden Verkehr ausreichend dimensioniert

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Bis zu einem Verkehrsaufkommen von rund 70.000 Kfz am Tag würden zwei Spuren pro Fahrtrichtung ausreichen. Und zwar gemäß den geltenden Technischen Regelwerken der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, insbesondere den „Richtlinien für die Anlage von Autobahnen“ (RAA, Ausgabe 2008). „Somit ist also die BAB A3 zwischen dem Grenzübergang Elten-Autobahn und Hünxe ausreichend dimensioniert, um auch künftig das Verkehrsaufkommen zu bewältigen“, sagt Thomas.

Das Verkehrsministerium NRW ist dem Bundesministerium natürlich untergeordnet: „Wir dürfen nur bauen, wenn der Bund das in den Bedarfsplan aufnimmt“, schildert Sprecherin Stephanie Hagenlüken: „Da sind uns die Hände gebunden.“ Und was die Prognose angeht, so „müssen wir uns auf die Aussagen der Fachleute verlassen“.

Straßen NRW lässt Brückenneubau jetzt erstmal ruhen

Auch Straßen NRW muss die Prognosen akzeptieren. Jochen van Bebber, Leiter der Autobahnniederlassung Krefeld von Straßen NRW sagt: „Zu Spitzenzeiten in den Urlaubsphasen wäre eine sechsspurige Autobahn schon gut. Aber das ist nicht Maß der Dinge. Der durchschnittliche tägliche Verkehr ist entscheidend.“

Aber van Bebber hat Neuigkeiten zum Brückenbau. Fünf der 22 Brücken seien neugebaut worden. „Aber jetzt werden die Kapazitäten woanders gebraucht. Wir haben den Zustand der Brücken im Blick. Im Moment ist kein weiterer Neubau dringend erforderlich.“ Somit bleibe es erstmal bei den fünf Brücken.

Dreispurigkeit ist auch mit neuen Brücken nicht ausgeschlossen

Sollte in einer künftigen Prognose ermittelt werden, dass doch drei Spuren in beide Richtungen Sinn machen, dann wäre womöglich durch den Wegfall der Standstreifen das auch an den fünf Brücken noch möglich. Im Ernstfall hätte der Bedarf der Dreispurigkeit Priorität gegenüber dem Gedanken, eine noch recht neue Brücke nicht abreißen zu wollen.

Eines möchte Engelbert Frölich abschließend noch betonen: „Ich argumentiere nur sachbezogen. Ich bin kein Mitglied einer Partei oder eines Vereins.“