Emmerich. Die Politik spricht im Ausschuss für Stadtentwicklung über das Konzept insekten-freundliche Stadt Emmerich. Was in welchen Bereichen möglich ist.

Die Stadt Emmerich soll eine insektenfreundliche Stadt werden. Nach einem dahingehenden Antrag der Grünen in 2018 nahm das Thema weiter Fahrt auf, bis die Politik im Mai 2019 die Erarbeitung eines Konzeptes in Auftrag gab.

Die Verwaltung hat ihre Hausaufgaben gemacht und stellt nun im Ausschuss für Stadtentwicklung, der am Dienstag, 10. März, 17 Uhr, öffentlich tagt, das Ergebnis vor. Es soll als offenes Konzept, also als dauerhaftes Handlungsfeld gesehen werden, bei dem weitere Maßnahmen jederzeit ergänzt werden können, erklärt die Verwaltung in der Ausschussvorlage. Langfristiges Ziel sei es, Lebensraum und Nahrungsangebote für Schmetterlinge und Insekten deutlich zu verbessern. Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum.

Vier Handlungsfelder wurden ermittelt

Insgesamt werden vier öffentliche und private Handlungsfelder genannt: kommunale Grünpflege, Privatgärten, landwirtschaftliche Flächen und Gewerbegebiete.

1. Kommunale Grünpflege: Hier – und in der Öffentlichkeitsarbeit – wird zunächst der Fokus liegen. Grundsätzlich werden Flächen weniger häufig gemäht, damit sich Blüten entwickeln können. An Parks und Wiesen sollen Schonflächen vorgehalten werden als Rückzugsraum für Insekten und Co.

Die Kommunalbetriebe Emmerich schlagen eine Neustrukturierung der Grünflächenpflege vor und schlagen 30 Flächen beispielhaft vor, wo in Abstimmung mit dem Naturschutzzentrum insektenfreundliche Flächen entstehen können. Auf rund 6400 m2 sei die Einsaat von Blumenwiesen möglich; bei rund 28.700 m2 Fläche sei eine veränderte Pflege von Aufwuchsflächen vorstellbar.

Insektenfreundliche Beleuchtung wird langfristig angepeilt

Steingärten sind für ein insekten-freundliches Emmerich sicher nicht dienlich. Politisch sind sie zudem nicht gewollt.
Steingärten sind für ein insekten-freundliches Emmerich sicher nicht dienlich. Politisch sind sie zudem nicht gewollt. © dpa | Carmen Jaspersen

Außerdem sollen ein Runder Tisch sowie eine Informationsbörse eingerichtet werden, Kindergärten und Grundschulen sollen beim Bau von Insektenhotels eingebunden werden; überhaupt sollen Schulen und Jugendeinrichtungen beteiligt werden. In Dornick soll am Pioniergelände wie berichtet ein Schwerpunkt Bienenschutz entstehen.

Ein langfristiges Ziel sei die maßvolle Umstellung auf insektenfreundliche Beleuchtung. Ein möglichst geringer Anteil von Ultraviolett- und Blauanteilen sei erstrebenswert.

2. Privatgärten: Den Bürgern sollen Möglichkeiten der Beteiligung aufgezeigt werden. Hier sollen die Bürger über hilfreiche Gestaltungsformen breit informiert werden. In Einzelfällen kann die Politik auch eine Gestaltung von Steinvorgärten verbieten.

Wettbewerb „Insektenfreundlichester Garten“ wird vorgeschlagen

Entsprechende insektenfreundliche Pflanzangebote sollen gemäß eines Nabu-Antrages durch Fördermittel in der Region gefördert werden, sodass wie berichtet u.a. entsprechende Staudenware im Handel verfügbar ist.

Ferner soll ein Wettbewerb „Insektenfreundlichster Garten“ ausgelobt werden.

3. Landwirtschaftliche Flächen: Die Stadt hat auf die meist ackerbaulich genutzten Flächen keinen direkten Einfluss. Bisher legen die Landwirte nur vereinzelt Blühstreifen an, obwohl diese sich für Flächenbegradigungen, Abstandsflächen und erforderliche wechselnde Stilllegungsflächen eigneten. Hohe Auflagen und zusätzlicher Arbeitsaufwand schreckten zum Teil ab.

Landwirte zu mehr Blühstreifen animieren

Die Stadt möchte die Landwirte zu einem Info-Abend einladen, wo für die Blühstreifen geworben werden soll, da jene, die mehr als 15 Hektar Ackerland bewirtschafteten, ohnehin sogenannten Greening-Verpflichtungen (klimafreundliche Landwirtschaftsmethoden) nachkommen müssten.

Mehr Einfluss hat die Stadt bei verpachteten städtischen Ausgleichsflächen. Bei städtischen Ökokonten sollen die Pächter gebeten werden, sich am Konzept zu beteiligen und auf ausgewählten Flächen Blühstreifen errichten.

4. Gewerbegebiete: Bisher seien in Emmerich diese Flächen meist vollversiegelt. Hier könnte eine naturnähere Gestaltung aber auch Vorteile für die Unternehmen bieten: höhere Versickerung, Erhitzung entgegenwirken und höhere Aufenthaltsqualität für Mitarbeiter. Zudem komme eine grüne Firmenphilosophie öffentlich zunehmend gut an. Begrünte Dächer scheinen derzeit nur bei Neubauten eine Option zu sein, weil es sonst an der nötigen Statik mangele.

Erste Firmen zeigen Interesse

Mit der Wirtschaftsförderung gemeinsam soll ein Informationsangebot für Unternehmen entwickelt werden. Erste Firmen zeigten bereits Interesse und würden zeitnah unter Beteiligung des Naturschutzzentrums Kreis Kleve erste Gespräche führen.

Die Politik wird das Konzept am 10. März erstmals diskutieren und dem Rat eine Empfehlung mit auf dem Weg geben.