Emmerich. Der Nabu möchte ein Bundesprojekt nach Emmerich, Kleve und Kranenburg holen: Heimische Wildpflanzen sollen vorrätig im Handel verfügbar sein.
Dass der Bestand an Bienen und Insekten auch in unserer Region bedroht ist, das haben inzwischen die meisten Menschen mitbekommen. Immer populärer ist es geworden, bienenfreundliche Wildblumenstreifen auszusäen. Die Samen dafür werden immer häufiger verteilt. Bis das Resultat Mensch und Tierchen erfreut, braucht es dann aber doch Sonne, Wasser und Zeit.
Der Naturschutzbund (Nabu) möchte nun einen Schritt weiter gehen und hat einen entsprechenden Antrag an die Räte der Kommunen Emmerich, Kleve und Kranenburg gestellt. Garten- und Balkonbesitzer, Gartenbaubetriebe, Landschaftseigner und -gestalter und auch städtische Grünflächenämter sollen die Möglichkeit bekommen, sofort Zugriff auf ein großes Angebot an heimischen Wildpflanzen zu bekommen, die nur eingepflanzt werden müssen, um den Insekten sofort als Nahrung und Lebensraum zu dienen.
Erstmals zertifiziertes Saatgut aus der Region
Herangezogene Staudenware wäre dann sofort im Handel erhältlich. Und mehr noch. Erstmals wären dann zertifizierte insektenfreundliche Pflanzen aus der Region erhältlich: „Wir arbeiten mit dem Regio-Saatgut-Zertifikat“, schildert Dietrich Cerff, Geschäftsführer der Nabu-Naturstation, der als Biologe schon manchmal Zweifel habe, was da alles ein insektenfreundliches Label bekomme.
Schöner Nebeneffekt: „Man würde für einen regionalen Markt mit kurzen Wegen sorgen. Das ist klimafreundlicher“, erklärt Cerff. Also ein Schritt gegen den internationalen und -kontinentalen Trend der Gartenbaubranche. Über das Projekt hätte man auch einen Hebel, den Gartencentern Blumentöpfe mit blauem Engel (also ohne Plastik) ebenso schmackhaft zu machen, wie den Einsatz von weniger Torf, der im großen Stile für CO2-Emissionen verantwortlich sei, so Cerff.
Der Betrag pro Kommune wäre gar nicht so hoch
Private Gartenbesitzer würden durch die größere Auswahl im heimischen Handel auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten für ihre Gärten bekommen. So müsste der Blühstreifen nicht mehr ganz so wild gestaltet werden. Hierzu berate der Nabu auch gerne, versichert Cerff.
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Die Nabu-Naturschutzstation in Kranenburg als Projektpartner des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) möchte gemeinsam mit regionalen Projektpartnern wie etwa Blumengroßhändler dieses Projekt anstoßen. Hierfür ist eine Kofinanzierung notwendig. Darüber diskutiert der Ausschuss für Stadtentwicklung in der Sitzung am Dienstag, 26. November, 17 Uhr, im Emmericher Rathaus.
Für die Kommunen bliebe der Beitrag gering
Das Gros der Mittel, nämlich 637.000 Euro, würden aus Bundesmitteln fließen. 27.500 Euro sollen über sechs Jahre durch kommunale Partner gestemmt werden. Stimmen Emmerich, Kleve und Kranenburg zu, müssten sich die Kommunen über die Kostenanteile einigen. Pro Jahr und pro Kommune wären es linear berechnet zwischen 1500 und 1600 Euro. Beim Kreis Kleve wurde beantragt, einen Anteil von 74.950 Euro zu übernehmen. Der Nabu steuert 10.000 Euro bei. Allerdings hat Kranenburg eine Entscheidung bereits vertagt, weil es offene Fragen gibt.
„Wir hoffen, dass wir die Finanzierung bis Ende des Jahres stehen haben“, sagt Dietrich Cerff. Er sei „relativ optimistisch“, dass man auch den Zuschlag für dieses Bundesprojekt bekommen könne. „Es gab schon eine Vorrunde. Da wurden unsere Skizzen für gut befunden“, so Cerff. 15 solcher Projekte sollen unterstützt werden.
Auch Workshops und Exkursionen geplant
„Das Projekt sieht neben der Steigerung der Nachfrage nach heimischem Regio-Pflanzgut auch eine nachhaltige Wissensvermittlung bei Gärtnern, Garten- und Landschaftsbauern, Kommunen und Gewerbetreibenden vor. Geplant ist eine Kooperation mit hiesigen Gartenbauunternehmen, so dass auch Großabnehmer wie z.B. Grünflächenämter ihren Bedarf decken können. Damit kann sich die Situation für blütenbesuchende Insekten in den Kommunen grundlegend verbessern“, heißt es in der Ausschussvorlage.
Teil des Projektes sei es auch, Workshops und Exkursionen zu dem Thema anzubieten, Gewerbetreibende für das Thema zu interessieren, indem man sie berät sowie weitere Kommunikationswege einzuschlagen (z.B. Beiträge in Fachzeitschriften, Stände, Fachtagungen und Tutorials), um die Idee des Regio-Pflanzgutes dann später auch überregional, jenseits des Niederrheins, zu etablieren.
Die Stadt Emmerich empfiehlt dem Antrag zu folgen. Das Projekt sei ohnehin dem Ziel dienlich, ein Konzept für ein insektenfreundliches Emmerich aufzustellen.