Haldern. Beim Punk meets people Xmas Bash in Haldern war die ganze Palette der Musikrichtung wieder zu hören. Kurzfristig springt noch eine lokale Band ein.

Den Weihnachtsspeck noch nicht abgearbeitet, die individuelle Silvesterparty vor Augen, nutzten viele Halderner und Leute aus der Umgebung im Gasthof Tepferdt nochmal zwischen den Jahren zusammen zu kommen, um miteinander zu klönen, zu feiern und dabei Punk-Musik aller Couleur zu hören.

Arbeitskollegen stehen auf der Bühne

„Wir sind jedes Jahr dabei“, erzählte die 29 Jahre alte Franziska Stettin aus Rees, als eine von 250 Gästen, „weil es halt eine coole Truppe ist hier im Tepferdt, es nicht zu groß und nicht zu klein ist und alle da sind, die man kennt.“ Dazu kam noch , dass Arbeitskollegen von der Lebenshilfe bei Cargo Goods und Saint Serpent spielen sollten. „Es gibt verschiedene Musikrichtungen, es ist für jeden was dabei, gerne öfter“, meinte der 26-jährige Emmericher Ramon Lress bei seiner Haldern-Premiere.

Hauptact sprang vor zwei Wochen ab

Xmas-Bash-Initiator Stefan Börgers hatte diesmal gut damit zu tun gehabt, für die Sause ein vernünftiges Programm auf die Beine zu stellen. Denn zwei Wochen vor dem Termin sprang ihm der Hauptact ab – und am Mittag lag der Sänger der Halderner Combo Cargo Goods, die als Auftaktband vorgesehen waren, plötzlich flach.

„Wir haben den Anruf um halb zwei mittags bekommen, waren eine halbe Stunde später zusammen“, erzählte der Gitarrist der Halderner Sprities, Max Reinders, die daraufhin spontan einsprangen. „Es tut uns auch leid für Cargo Goods, aber mit uns wird es bestimmt ebenso gut“, bat die Band das Publikum nach vorne. Knarzende Gitarren, zweistimmiger Gesang, atmosphärisch-naive Songs zwischen Garagensound (Easy way), Indie (Muscle man) und melodiös-griffigem Rock (The Snake) kennzeichneten den ganz ordentlichen Einstieg in einen (lauten) musikalischen Abend.

Zwei Reeser Urgesteine spielen bei Saint Serpent

Saint Serpent beim ihrem Auftritt in Haldern.
Saint Serpent beim ihrem Auftritt in Haldern. © Funke Foto Services GmbH | Jens Uwe Wachterstorm

Denn im Anschluss machten sich die Formation Saint Serpent auf den Weg zur Bühne – ein starkes Metal-Projekt aus Wesel mit den zwei Reeser Musik-Urgesteinen Michael Isselburg (Schlagzeug) und Patrick Echterhoff (Bass). „Ich habe den Metal mitgebracht, die Jungs den Stoner-Anteil“, erläuterte Sänger Thomas Engel. „Und unser Leadgitarrist den Schweden-Rock.“

Genauso kamen die drei zusammen mit Jan Meininghaus (Gitarre), Patrick Pietron (Gitarre) und Ramon Klesch an der Bluesharp mit ihrem Sound rüber – ein dreiviertelstündiges Konzert, dass als gelungene Mischung aus Death-Metal, Punk, Rock in Kombination mit einer Blues-Mundharmonika gelten konnte – brachial, konsequent und dabei in Ansätzen sogar melodisch. Mal war es schwermetallastig (Moonride), dann konsequent gitarrenrockig bei Come again – oder auch überraschend in Richtung Schulfetenparty mit dem Beastie Boys-Klassiker Fight for your right.

Brachial klarer Sound

Eine außergewöhnliche Note ist die Bluesharp von Klesch, die dem brachial-klaren Sound bei Songs wie Trailer Witch Park eine ganz eigenständige Note verleiht.

Aus Köln kamen dann die nächsten Gäste des Abends – das Kölner Quartett Stacey Corwne mit Dustin Coutts (Gesang, Gitarre), Dominik Sledeck (Gitarre), Andreas Billstein (Bass) und Peter Koslowski (Schlagzeug). Ihr Motto des Abends lautete : Stecker rein und kompromißlos Vollgas.

Partisanenlied anders vertont

Mit ihrem von Bands wie Hovercraft inspirierten Energy-Action-Rock und Rockspeed-Nummern wie Oblivion, Manchine oder gradlinigen Stücken wie I’m in schien es, als wollten sie förmlich über das Publikum hinwegfegen. Ihr Auftritt war überzeugend, wenn auch klanglich fast zu laut und deshalb nicht alle mitziehend.

Skassapunka beim Auftritt in Haldern.
Skassapunka beim Auftritt in Haldern. © Funke Foto Services GmbH | Jens Uwe Wachterstorm

Zum guten Schluss präsentierte sich die aus der Lombardei stammende Band Skassapunka, die weder aus ihrer antifaschistischen Grundhaltung noch aus der Tatsache ein Geheimnis machte, dass die Lage für Live-Musik ihrer Art in Italien bescheiden und die politisch Lage durch die Rechtspopulisten in den zehn vergangenen Jahren schlechter geworden ist.

Nur zwei Konzerte in Deutschland

Getreu dem eigenen Namen, bot die sechsköpfige Combo dann nach kurzen Tonproblemen eine fetzige Kombination aus Ska und Punk – mal melodisch wie bei Paradox, mal etwas temporeicher wie bei Adelante und später mit klarem Gestus und dem Schlachtruf Barista – antifascista.

Und wer aus dem Partisanenlied Bella Ciao eine so mitreißende Skapunknummer machen kann, dem gebührt eine Menge Respekt – und Börgers konnte froh sein, diese Jungs zu einem ihrer nur zwei (!) Deutschland-Konzerte dieses Jahres nach Haldern gelockt zu haben.