Emmerich. Durch den Klimawandel verschieben sich für die Kommunalbetriebe Emmerich die Pflegephasen. Im Schnitt sind täglich 38 Bäume zu kontrollieren.
Rund 10.000 Bäume zählt das Emmericher Baumkataster. Und die halten die Kommunalbetriebe Emmerich (KBE) ganz schön auf Trab. Dabei hat sich in der Baum- und Grünpflege einiges verändert. Dem Klimawandel sei dank.
So beginnt die Baumpflege zum Winter hin inzwischen deutlich später: „Früher haben wir zu Allerheiligen angefangen. Inzwischen eher Mitte Dezember“, sagt Georg Holtkamp, der Experte für Grünflächen und Bäume bei den KBE. Das sechsköpfige Pflegeteam sei schlichtweg länger mit der Rasenpflege beschäftigt. Und die starte wieder im März.
Mehr Arbeit mit Laubbeseitigung
Neu gepflanzt werde im November, nicht wie früher im Oktober. Und ab April müsse auch schon mit einer Temperatur von 25 Grad gerechnet werden, womit im Mai auch nicht mehr gepflanzt werden brauche: „Die Zeitfenster zum Reagieren in der Natur sind kürzer geworden.“
Auch die Laubbeseitigung mache mehr Arbeit. Hier gelte es die Verkehrssicherungspflicht einzuhalten: „An Straßen, wo es größere Baumbestände gibt, saugen wir ab“, so Holtkamp.
KBE legt Wert auf großkronige Bäume
Beim Baumschnitt gebe es durchaus unterschiedliche Sichtweisen. Während manch einem Bürger die Bäume gar nicht kurz genug geschnitten werden können, legen die KBE großen Wert auf großkronige Bäume. Hier geht es um die Klimabilanz, um die Sauerstoffversorgung, um die Abkühlung: „Das geht nicht mit kleinen Baumkronen“, erinnert Holtkamp. Ferner ist der Waldbestand in Emmerich verhältnismäßig gering.
Im Sinne der Verkehrssicherung müssen die Bäume über den Straßen auf einer Höhe von 4,50 Meter frei geschnitten werden. Über Gehwegen reichen 2,70 Meter. Ferner muss das Totholz – also abgestorbene Äste – beseitigt werden. „Das ist ein großes Thema geworden. Die letzten beiden trockenen Sommer und der Wassermangel zeigen ihre Wirkung“, erklärt Holtkamp.
Welche Bäume nicht mehr gepflanzt werden
Mehrere Krankheiten machen den Bäumen zu schaffen. Das Eschentriebsterben und Massaria (beides Pilze) sowie das Kastaniensterben (Bakterium) seien da zu nennen. Massaria betreffe meist dicke Äste von Platanen: „Es tritt immer an der Oberfläche auf. Man muss es sich von oben ansehen, was oft schwierig ist“, schildert Holtkamp.
Entsprechend würden heutzutage keine Eschen, Platanen, Kastanien und wegen des Eichenprozessionsspinners auch keine Eichen mehr gepflanzt. In einer Gartenbauliste, die fortlaufend aktualisiert wird, kann nachgelesen werden, welche Baumarten in welcher Region als klimafest erachtet werden können: „Es werden stattdessen Liquidambar, Rubinien und Feldahorn gepflanzt“, sagt Holtkamp.
Wenig Probleme mit dem Borkenkäfer
Der Borkenkäfer, der in vielen Wäldern Bäume beschädigt, ist in Emmerich übrigens eher kein Thema, so Holtkamp: „Wir haben in Emmerich mehr Laub- und weniger Nadelgehölze. Und wenn, dann sind es eher Kiefern. In Hochelten war ein Fichtenbestand befallen.“ Dieser musste gerodet werden.
Das Baumkataster hilft dabei, den Überblick über die öffentlichen Bäume zu behalten. Bei Privatbäumen sind die Eigentümer selbst haftbar. Die KBE müssen die Bäume je nach Priorität ein- bis dreimal im Jahr auf Schäden prüfen. Zwei Kollegen teilen sich das auf. „Im Schnitt müssen wir 38 Bäume am Tag kontrollieren“, errechnet Holtkamp.
Im Wald gilt betreten auf eigene Gefahr
Im Baumkataster sind die Bäume nach Altersstufe (bis 15 Jahre, 15-50 und 50 bis 80 Jahre) erfasst. Und nach Standort: Für stark frequentierte Straße gilt eine höhere Sicherheitserwartung.
In den Außenbereichen und auch im Wald gilt: Betreten auf eigenen Gefahr. Da müsse man auch mal mit einem abbrechenden Ast rechnen, erinnert der KBE-Mann: „Sobald wir den Verkehr gezielt irgendwo hin führen, wie etwa beim Trimmdichpfad, kontrollieren wir wieder.“
>> Keine Baumpaten gefunden – neuer Anlauf 2020
Kurz vor den Sommerferien hat die Gesamtschule Emmerich um Baumpatenschaften geworben. Leider völlig erfolglos. „Es hat sich keiner gemeldet. Das könnte am Termin kurz vor den Ferien gelegen haben. Nächstes Jahr greifen wir das nochmal auf und wirken als Stadt stärker mit. Grundsätzlich gibt es eine Bereitschaft in der Bevölkerung“, erklärt Tim Terhorst, Stadtsprecher.