Rees. Bernd Schäfer aus Rees wurde für seine Leistungen im Bereich Forschung und Vermittlung jüdischer Heimatgeschichte mit dem Rheinlandtaler geehrt.

In diesem Jahr zeichnet der Landschaftsverband Rheinland (LVR) 29 Männer und Frauen für ihr Engagement in der rheinischen Kulturpflege mit dem Rheinlandtaler aus. Zu diesem Personenkreis gehört auch Bernhard Schäfer aus Rees. Für seine außerordentlichen, langjährigen Leistungen im Bereich der Erforschung und Vermittlung der jüdischen Heimatgeschichte der Stadt Rees und seinen Einsatz für die Völkerverständigung verlieh ihm Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, den Rheinlandtaler.

Zur Begrüßung stellte Bürgermeister Christoph Gerwers den „Geschichtsforscher“ Schäfer vor. Er habe sich nicht nur für seine Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte einen herausragenden Ruf gemacht, sondern sich auch um viele weitere Projekte in der Stadt Rees mit Herzblut engagiert. „Der LVR hat einen würdigen Preisträger gefunden, der es verdient hat!“, stellte Gerwers heraus und ermunterte ihn: „Mach weiter so wie bisher. Wenn Du eine ordnende Hand bei der Durchführung deiner Ideen brauchst, helfen wir gerne“, sicherte er ihm schmunzelnd zu.

Bernd Schäfer konzipierte auch Ausstellungen

Prof. Dr. Wilhelm nahm in seiner umfassenden Laudatio die Lebensgeschichte der im Februar 1945 verstorbenen Anne Frank zum Anlass, auf die Schicksale vieler jüdischer Familien auch vom Niederrhein hinzuweisen. „Bernhard Schäfer hat schon in jungen Jahren die Geschichte in langjähriger Arbeit erforscht. Als Pädagoge motivierte er seine Schüler, sich an einem Wettbewerb zum Thema „Der Nationalsozialismus und die Judenverfolgung in deiner Heimatstadt“ zu beteiligen.

Die Auszeichnung fand im Bürgerhaus Rees statt.
Die Auszeichnung fand im Bürgerhaus Rees statt. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Zu seinen erwähnenswerten Projekten gehörten die Beiträge der Geschichte der Juden im Reeser Stadtteil Haldern. 1993 konzipierte er eine Ausstellung zur Geschichte des Reeser Schulwesens, übernahm auf Bitte des Kulturausschusses die Gestaltung des Holocaust-Gedenktages. Bis heute plante und realisierte Schäfer zehn Ausstellungen zur Reeser Lokalgeschichte und wirkt seit mehr als zwei Jahrzehnten maßgeblich an den Gedenkveranstaltungen in Rees zur Reichspogromnacht am 9. November mit.

Preisträger initiierte Verlegung von Stolpersteinen in Rees

2009 initiierte er als Vertreter des Reeser Geschichtsvereins die Verlegung von Stolpersteinen. 2015 übernahm es Bernhard Schäfer, den Raum im Städtischen Koenraad-Bosman-Museum zu den jüdischen Traditionen seiner Heimatstadt einzurichten. Damit komme ihm der Verdienst zu, eine ständige museale Erinnerungsstätte für das jüdische Erbe der Stadt Rees geschaffen zu haben. Auch wenn die jüdische Geschichte und ihre Menschen in Rees im Mittelpunkt seiner historischen Arbeiten standen, publizierte er daneben noch über die Reeser Schul- und allgemeine Stadtgeschichte.“

Nach der Überreichung der Verleihungsurkunde durch Prof. Dr. Wilhelm würdigten die fast 100 geladenen Gäste die Verdienste des Ausgezeichneten mit einem lang anhaltendem Applaus. Die Glückwünsche des Landrates des Kreises Kleve, des Kreistages sowie der Bürgerschaft übermittelte die stellvertretende Landrätin Hubertina Croonenbroek und richtete an Bernhard Schäfer die Botschaft: „Sie können sehr stolz auf ihr Werk sein, das durch die Auszeichnung landesweite Anerkennung findet.“

In Dankesrede fand Bernd Schäfer passende Worte in seiner bescheidenen Art

„Jetzt soll ich auch noch etwas sagen, aber, wie man in Rees sagt: Ich glaube, ich komme nicht bei de Wörters“. In seiner bescheidenden Art fand er trotzdem passende Dankesworte. Er sei sichtlich gerührt und sprachlos über die anerkennenden Worte. In deutscher, portugiesischer, spanischer, englischer und niederländischer Sprache sagte er einfach: „Danke.“

„Nur im großen Rahmen gleichgesinnter Mitmenschen und in Teamarbeit könnten derartige Projekte umgesetzt werden. Er bedankte sich bei allen Reesern, alten Zeitzeugen und jüdischen Menschen, die den Holocaust überlebt haben. „Ohne ihre Unterstützung wären wir heute nicht zum Festakt zusammengekommen“, merkte er an. „Sie sind der Treibstoff, den der Wagen am laufen hält, ich bin nur der Fahrer.“

Rheinlandtaler soll auf Wunsch von Bernd Schäfer im Rathaus deponiert werden

Abschließend äußerte er an Bürgermeister Gerwers den Wunsch, den Rheinlandtaler im Rathaus Rees deponierten zu dürfen. Nach dem Festakt, der von den Halderner Strings unter Leitung von Ole Hansen musikalisch umrahmt wurde, suchten viele Gäste die Gelegenheit, während des Umtrunkes, Schäfer zur hohen Auszeichnung zu gratulieren.

>> Schäfer hat bereits den Obermayer Jewish History Award

Bereits 2007 wurde Bernhard Schäfer eine hohe Ehre zuteil. Wegen seiner Verdienste um die Erforschung und Vermittlung des jüdischen Erbes erhielt er vom German Jewish Community History Council mit Sitz in West Newton, USA, den Obermayer Jewish History Award verliehen.