Emmerich-Elten. Die Kolpingsfamilie Elten war zu Gast auf dem Thyssen-Hof in Emmerich-Elten. Drei Melkroboter sind dort seit einem Jahr im Einsatz – mit Erfolg.
Vorbei an blauen Overalls und einer Waschmaschine geht’s bei „Dienstag bei Kolping“ in den großen Stall der Familie Thyssen am Tichelkamp in Emmerich-Elten. Es blitzt und ein grünes Lämpchen leuchtet auf, als die fast 30-köpfige Gruppe der Kolpingsfamilie eintritt.
„Unsere erste Planung sah vor, dass wir größer bauen“, erklärt Hofchef Harry Thyssen mit Blick auf drei Melkroboter. Doch dann habe man sich für die jeweils 100.000 Euro kostenden Maschinen entschieden.
Mit Transpondern am Hals ausgestattet
Gründe dafür: die schwierige Suche nach Personal, die Kosten-Nutzen-Planung und nicht zuletzt sei der Roboter euterschonender. Kuh Nr. 90 – ausgestattet mit Transponder am Hals – bewegt sich langsam in einen Melkroboter hinein. Gelockt wird der Wiederkäuer mit Kraftfutter. Es dauert nicht lange und der Milchbehälter füllt sich.
„Die Roboter laufen 24 Stunden durch und sind nicht frostanfällig“, weiß Landwirt Dennis Jansen und erinnert sich an die Umstellung vor einem Jahr: „Kühe finden nichts schlimmer als Sauberkeit.“ Sie bräuchten den bekannten Stallgeruch.
Wiederkäuer haben sich mittlerweile eingespielt
„Es war die ersten drei bis vier Wochen ein echtes Drama.“ Jetzt habe sich alles eingespielt - bei den 170 von insgesamt 190 Milchkühen. Das Gros gehe selbstständig in den Melkautomaten. Bei 15 Kühen müsse man nachhelfen. Aber, und das unterstreichen Landwirt Harry Thyssen und sein Mitarbeiter Dennis Jansen immer wieder: „Hier herrscht freier Kuhverkehr. Die Kühe können machen, was sie wollen.“
Auch mal mit einer Bürste massieren lassen! Alle sechs Stunden könnten sie gemolken werden. Kämen sie öfter, so würde der Computer das erkennen und sie aus dem Prozess rauslassen. Und noch eines werde an Hand eines Kuh-Strichcodes ausgelesen: „Ob das Tier etwa eine Euterentzündung hatte. Bekommt sie Antibiotikum, so wird die Milch separiert“, so Dennis Jansen.
Neuste Technik macht es schneller
Der Angestellte ist begeistert von der neuesten Technik: „Mit der Hand die Milch ziehen dauerte 15 Minuten, jetzt sind es gerade einmal sechs bis acht.“ Der automatische Reinigungsvorgang nach jedem Kuhgang dauere fünf Minuten. „Die Kosten pro Liter Milch liegen bei einem Cent“, sagt Harry Thyssen.
32 davon – inklusive fünf bis sechs Stunden schlafen und zehn bis zwölf Stunden liegen („relaxen“) – gebe jede Kuh im Durchschnitt täglich. Und wie alt wird solch eine Kuh, möchte eine Besucherin wissen: „Sieben bis acht Jahre.“ Auf die extreme Hitze in letzter Zeit angesprochen, weiß Dennis Jansen, dass die „viel Stress für die Kühe“ bedeutete.
Kleine Kälber bestaunt
Die kleinsten Gäste auf dem Thyssen-Hof, Anne und Jule, hören interessiert zu. Doch sie zieht es zum Kälberstall direkt gegenüber. Kälbchen 31586, geboren am 22. August, geht einen Schritt zurück als die unbekannten Gesichter sie bestaunen. Mit ein bisschen Futter traut sich die junge Kuh wieder nach vorn und muht lautstark. Die kleine Jule erschrickt auf Papas Arm, hält sich die Ohren zu. Der Vater beruhigt und weiß: „Die ist nicht lauter, als wenn Du schreist.“
>> Ab in den Käse
Die Milch vom Thyssen-Hof in Elten wird ausschließlich zur Käseproduktion verwendet. DOC Kaas aus den Niederlanden ist der Abnehmer. Dabei handelt es sich um einen führenden Produzenten, der Folienkäse und naturgereiften Käse an den Einzelhandel aber auch an industrielle Abnehmer liefert.