Helderloh. Extreme Trocken-Periode im Sommer 2018 hat bei den Futterbau-Milchbetrieben im Kreis Kleve Spuren hinterlassen. Warum die Kosten gestiegen sind?

Die extreme Trocken-Periode im vergangenen Sommer hat auch bei den Futterbau-Milchbetrieben im Kreis Kleve ihre Spuren hinterlassen. „Die Landwirte müssen viel mehr Futter als sonst zukaufen“, weiß Dr. Franz-Josef Stork von der Landwirtschaftskammer in Kleve und Leiter von Haus Riswick.

Das kann Markus Hübers vom Overbergshof in Helderloh nur bestätigen. „Uns fehlen jetzt etwa 40 Prozent an Mais und Gras. Viehfutter, das wir sonst selbst anbauen“, so der 44-Jährige.

Der ausgebliebene Regen hatte dem einen Strich durch die Rechnung gemacht. Besonders arg in Mitleidenschaft gezogen durch die trockenen Böden wurde Gras. „Da gab's nur zwei der sonst bis zu fünf Schnitte“, so Hübers.

Die Lima-Holstein KG, wie der Kooperations-Betrieb von Markus Hübers und Albert Awater aus Haldern heißt, ist mit ihren 310 Milchkühen und 160 Stück Jungvieh einer der größten Milchvieh-Betriebe im Kreis Kleve – und die Kühe liefern Spitzenwerte, was die Milch-Produktion betrifft. „Pro Kuh im Schnitt 11500 Liter pro Jahr“, sagt er.

16 Tonnen pro Futter benötigen die Tiere täglich

„Was daran liegt, dass sich die Tiere in unserem Boxen-Laufstall wohlfühlen“, erklärt Hübers stolz die Leistungsstärke seiner Milchkühe – die nicht nur vollautomatisch gefüttert und sondern auch von fünf Robotern gemolken werden. Per Computersteuerung weiß Hübers etwa jederzeit, wann die Tiere weniger fressen, sie krank sind und vieles mehr.

16 Tonnen Futter benötigen die Tiere – täglich. Und weil durch die Trockenheit Futter, also Mais und Gras, zugekauft werden muss (plus Kraftfutter aus Körnermais, Raps und Soja), haben die Milchviehbauern laut Landwirtschaftskammer drei bis vier Cent an Mehrkosten pro Liter Milch.

„Für unseren Betrieb würde das 90.000 bis 120.000 Euro ausmachen“, überschlägt der staatlich geprüfte Landwirt, der auch schon einmal ein halbes Jahr in den USA verbracht hat. Der Blick über den Tellerrand sei hilfreich gewesen, meint er.

Die Mehrkosten seien jedenfalls laut Kammer im Schnitt um gut zehn Prozent gestiegen, auch, weil er beispielsweise viele Grünflächen jetzt neu einsäen müsse. Was eben auch zeitinvestiv ist. Und es treffe alle Milchbauern, die Kühe halten würden, egal ob großer oder kleiner Hof.

Genügend Futter in der Region zu bekommen

„Ich habe schon mehrfach gehört, dass auch hier Betriebe nicht mehr weitermachen können“, sagt Markus Hübers. So sollen auch schon Landwirte wegen des Kostendrucks Jungvieh früher als geplant verkauft haben. Er sei jedenfalls froh darüber, dass er gerade beim Gras auf gute Futter-Reserven habe zurückgreifen können.

Da sei er noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Immerhin bewirtschaftet er selbst 130 Hektar Fläche für den Futteranbau, zudem weitere 30 Hektar bei Vertrags-Landwirten. Beim Stroh zum Streuen der Ställe musste er aber auch mehr als sonst zukaufen – 140 Tonnen benötigt er jährlich.

Probleme, ans zusätzliche Futter für seine Tiere heran zu kommen – eben Silo-Mais, Gras und Pressschnitzel von der Zuckerfabrik in Appeldorn – gab’s indes keine. Das habe man alles in der Region beschaffen können, wohl zu höheren Preisen, sagt der Landwirt, der ehrenamtlich Mitglied im Aufsichtsrat einer der weltweit größten Molkereien, und zwar der Arla Foods, mit Hauptsitz in Dänemark, ist.

Hübers geht jetzt davon aus, dass der super trockene Sommer 2018 eine extreme Ausnahme war – der letzte sei 1975 gewesen. Jetzt ist der Boden wieder gut durchnässt, auch wenn der Grundwasser-Spiegel noch zu niedrig sei. „Ich bin jedenfalls durchaus optimistisch, dass wir wetter-technisch ein gutes Jahr haben könnten“, sagt Markus Hübers. Und fügt hinzu: „Das Wetter ist nun mal unsere Geschäft!“

Zukunft ist noch ungeklärt

Wie es langfristig mit dem gut 450 Jahre alten Overbergshof, der immer im Besitz der Familie war, weiter gehen wird, weiß der Familienvater jedoch noch nicht. Tochter Rahel (19) hat gerade ihr Abitur gemacht und beginnt jetzt erst eine landwirtschaftliche Ausbildung, bevor sie dann Agrar-Business studiert.

>>IM KREIS KLEVE GIBT’S GUT 55.000 MILCHKÜHE

Im Kreis Kleve gibt es derzeit rund 55.000 Milchkühe, sagt Dr. Franz-Josef Stork von der Landwirtschaftskammer in Kleve. Im Schnitt würden die etwa 500 Betriebe rund 120 Tiere halten.

Von Betrieben, die wegen der finanziellen Folgen durch die extreme Trockenheit aufgegeben haben, wisse er nichts, so Stork. Der Kostendruck sei aber für viele Landwirte sicher enorm.