Haldern. Ihre Musik ist brachial und reißt beim Haldern Pop Festival die Massen mit. In ihren Worten erweisen sich die Engländer als echte Gentlemen.
Der Wettergott meinte es mit am Freitag doch noch gut mit dem Haldern Pop. Der angekündigte stärkere Regen zog am Lindendorf vorbei. Derweil wird für Samstag ein ordentlicher Wind angekündigt. Die Festivalbesucher sollten ihre Zelte jedenfalls gut befestigen, Vorzelte abbauen und alles gut verstauen.
In der Nacht zu Samstag zog ein Orkan übers Festival-Areal. Diesen entfachten die Idles mit ihrem mitreißendem Postpunk. Die Band aus Bristol gibt richtig Gas. Das Publikum geht voll mit. Es fliegen Getränkebecher, Spucke, Schweiß und auch mal Krawatten. Die Gitarristen turnen immer wieder im Publikum herum.
Sind wir denn auf dem Hawaii Pop Festival?
Gitarrist Mark Bowen hat Haldern mit dem Hawaii Pop Festival verwechselt, er kam nur mit bunter Badehose auf die Bühne. Es wird gegröhlt, irrwitzig herumgetollt – Haldern Pop lässt sich gehen. Wenn zwischendurch mal Sinéad O’Connors „Nothing Compares 2 U“ intoniert wird, dann erinnert nichts mehr daran, dass es mal eine Ballade war.
Doch bei all dem Punk beweist Sänger Joe Talbot mehrfach kühlen Kopf mit kalkulierten Worten. „Großbritannien ist im Moment kein schöner Ort zum leben. Danke, dass wir hier sicher und willkommen sind.“ Mehr noch. Die Idles singen einen Loblied auf den Mut der Immigranten: „Lang lebe die Europäische Union“, ruft Talbot aus. Großer Jubel im Publikum.
Die Hauptacts funktionieren
Mit seinen Hauptacts weist Haldern Pop bisher eine 100-Prozent-Quote auf. Wenn Loyle Carner, Michael Kiwanuka und Balthazar auf der Hauptbühne am Samstagabend das fortsetzen, was Giant Rooks, Faber, Father John Misty, Sophie Hunger und die Idles vorgelegt haben, dann dürfen die Haldern Pop-Macher richtig zufrieden sein.
Was nicht bedeutet, dass auf den kleineren Bühnen oder in den Randzeiten nicht auch großartige Konzerte zu hören sind. Bei Fontaines D.C. tanzen die Zuhörer nicht nur im rappelvollen, vor Dunstwasser triefenden Spiegelzelt, sondern auch bei einem angenehmen Lüftchen im Biergarten.
Der Sprechgesang von Fontaines D.C. hat was
Die Gruppe aus Dublin beweist, warum sie gerade auf dem Vormarsch ist. Ihre satter Gitarren-Sound streichelt die Rock’n’Roll-Seele. Grian Chattens irischer Akzent kommt in dem meist im Sprechgesang vorgetragenen Texten gut durch und verleiht besonderen Charme. Das hat was.
Randvoll ist das Zelt auch bei Rayland Baxter, dessen Country-Rock und Americana schon mal in der Pop Bar begeisterte. Die Mann aus Nashville punktet mit seiner charakteristischen Stimme. Bei all der Power der Fontaines D.C. und der Idles vor und nach Baxters Auftritt, bietet der US-Musiker eher die Chance sich zurückzulehnen und zu genießen.