Rees. Felix Streuff, Landwirt und Jäger, hat auf seinen Ackerflächen sieben Hektar Blühstreifen gesät. Finanzielle Verluste erleidet er deshalb kaum.
Es geht quer über den Hof, dann direkt auf ein Maisfeld zu. Hier will Landwirt Felix Streuff einen von ihm angelegten Blühstreifen zeigen. Zu sehen ist nichts. „Die Blumenwiese liegt im Maisfeld“, klärt der 36-Jährige auf. Nach etwa 25 Meter durch den gut drei Meter hohen Mais folgt ein wunderbarer Anblick: Es blüht kunterbunt. Weißer Ölrettich, lila-farbene Pharcelia und Sonnenblumen lassen das Herz höher schlagen. Und überall summt es.
Streuff hat sieben Blühstreifen angelegt
„Wir haben 41 solcher Blühstreifen auf insgesamt sieben Hektar“, erzählt Streuff, der in Rees an der Groiner Allee in einer Betriebsgemeinschaft 250 Hektar bewirtschaftet. 450 Milchkühe stehen auf dem Gehöft. Vor zwei Jahren, sagt der diplomierte Agrar-Ingenieur, habe er die Initiative ergriffen, und zwar im großen Stil. „Zum Nutzen für die Natur und die Umwelt“, erzählt der Landwirt, habe er das mit den Blühstreifen gemacht. Wobei er schon seit Jahren umweltbewusst unterwegs sei.
Die Weisen sind 240 Meter lang und sechs Meter breit
Das er das auf seinem Grund und Boden umsetzt, ist nachahmenswert. Immerhin machen die Wiesen, die verschieden lang und breit sind, fünf Prozent seiner bewirtschafteten Ackerfläche aus. Große finanzielle Einbußen, erzählt er, müsse er aber deswegen nicht hinnehmen. „Nur gewaltige bürokratische Mehrarbeit. Aber das ist bei uns nun einmal so“, lächelt er.
Das Geld, das ihm durch die Nicht-Bewirtschaftung fehlt, wird durch zwei Förderprogramme ausgeglichen. Einerseits über die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, andererseits über Agrar-Umweltmaßnahmen.
In Personalunion als Landwirt und Jäger engagiert
Die Blühwiesen, erklärt Streuff, und zwar in Personalunion als Landwirt und Jäger, sollten spätestens alle zwei Jahre neu gesät werden. „Sonst nimmt das Unkraut überhand.“ Außerdem werde der Streifen dann um einige Meter versetzt. Die Wiesen seien übrigens auch ganz wichtig für Niederwild, etwa Hasen, Fasane, aber auch Kiebitze. „Die haben da ihre Ruhe, auch vor Spaziergängern und Hunden“, weiß der Jäger.
Jäger zahlen Landwirte immer öfter das Saatgut
Dass er ein echtes Refugium für die Tier- und Pflanzenwelt schafft, „macht einfach Spaß“, freut sich der Mann auch selbst über seine Aktivitäten. Und als Jäger sei er ein Bindeglied zu anderen Landwirten. Mehr und mehr würden auch die Blühstreifen anlegen, ist er froh über Nachahmer, etwa in Esserden oder gleich hinter der Bahnbrücke in Richtung Bocholt, spricht hier gar von einem „Schneeball-Effekt“, wenn auch langsam. Hinzu komme, dass Jäger den Landwirten, auf deren Fläche ihre Pacht läge, immer häufiger das Saatgut für die bunten Wiesen zur Verfügung stellen würden.
Wildwiesen bieten allen Tieren Rückzugsgebiete
Wobei ihm der Artenschwund, nicht nur von Insekten und Vögeln, auch aus Sicht der Jägerschaft Sorgen bereitet. Durch die intensivere Bejagung der Räuber wie Fuchs, Dachs, Waschbär und Steinmarder sei die Situation aber schon viel besser als vor ein paar Jahren. „Die Wildwiesen bieten eben für alle, auch die Tiere, die nicht bejagt werden, eine sichere Rückzugsfläche“, weiß er.
„Wir müssen uns noch schneller von der sterilen Umwelt verabschieden“
Und zeigt auf eine Wildwiese, die sich auf dem Hof selbst befindet – und vertrocknet ist. „Der fehlende Regen ist ein echtes Problem“, stöhnt der Unternehmer. Doch auch diese Wiese sei gut für Insekten, und nicht nur die bunten im künstlich bewässerten Mais- und Getreidefeld. Wichtig sei ihm weiterhin, die Vorbehalte gegen Blüh-Flächen weiter abzubauen. Streuff: „Wir müssen uns noch schneller von der sterilen Umwelt verabschieden!“